Spot El Kantaoiu/ Tunesien












Kitetrip to El Kantaoui

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Mitten im schmuddeligen Winter mal raus aus dem Alltag. Vom 17.-21.Februar 2012 es mit Air Berlin nach Tunesien. Und es ging mit eine gut sortierten Flysurfer-Ausrüstung nach Tunesien. 10 Tage zuvor hatte ich Teile dieser Ausrüstung noch samt Trockenanzug und bei 3 Grad Außentemperatur auf der Nordsee genutzt. Hat auch was.
Dem Kalten entfliehen ist aber auch nicht schlecht.
Für Kiter ideal ist die 79-€-Silver-Card von Air Berlin: 30 Kilo Sportgepäck auf allen Strecken innerhalb eines Jahres. Was will man mehr? Meine 30 Kilo bestanden aus  geliehenem Material von ewigkite: 2 boards (Flydoor XL aus 2010, Flyradical M aus 2011),  eine 15er Speed 3, eine 12er Psycho 4 und ein wenig Kleinkram. Die Unity 10 von ewigkite.de und meine eigene 21er Speed 3 (ohne die ziehe ich nicht mehr los!) fanden noch im Koffer Platz. Und was braucht man schon für vier Tage Tunesien an privatem Kram? Krimi, Klamotten, Kreditkarte.

Anreise/ Ort
Air Berlin fliegt von mehreren deutschen Flughäfen. In 2,5 Stunden ist man vor Ort.  U.a. fleigt Air Berlin nach Enfidha. Man kann aber auch nach Monastir fliegen. Von Enfidha aus geht es per Fahrzeug (Reisebus, Taxi oder was sonst so greifbar ist) 30 Minuten an der Küste entlang Richtung Süden (von Monastir aus über Sousse ca. 1 Stunde nach Norden). Wer auf dem Weg in das kleine, aber touristisch betriebene Fischerdorf El Kantaoiu auf der linken Seite von der Strasse aus eine riesige Lagune sieht, dem sollte klar sein, dass Kiten auf der Lagune untersagt ist (auch, wenn es sehr reizt). Die Flamingos haben verständlicherweise Vorrang. Und das ist auch gut so, denn in der Nebensaison gibt es ja wirklich jede Menge Platz und Wasser direkt am Meer.
Nördlich von El Kantaoui zieht sich der Strand kilometerlang nach Norden. Schöner weicher Sandstrand, ca. 30 Meter breit. Direkt am Strand eine Bettenburg nach der anderen. Das muss man wollen. Wer einsame Strände sucht, ist hier richtig. Zumindest in der Nebensaison.

Jahreszeit/ Wind/ Unterbringung
Von November bis März ist Rentner-Zeit in den Bettenburgen Tunesiens.

Und nur von November bis März sollte man als Kitesurfer an dieser Küste aufschlagen. Denn erstens ist der Strand dann so gut wie leer und zweitens hat man eine – nach Aussagen von Einheimischen – recht gute Windausbeute. In der Saison geht wegen der vielen Sonnenanbeter gar nichts am Strand. Kitesurfen verboten. Verständlicherweise. Wegen der Touris, die manchmal die Farbe von Flamingos annehmen.

In den vier Tagen vor Ort war windmäßig alles dabei: Flaute am Vormittag und nachmittags dann von 2,5 bft (es lebe die 21er!) bis 4und 5 bft gegen Abend. Wenn das Sonnenwetter mal nachlässt, dann wird man auch schon mal mit 5 bis 6 bft am Morgen geweckt. Man sollte also eine gewisse Auswahl an Kites dabei haben.

Hin und wieder verirrt sich auch eine Familie oder eine Schulklasse in die Touri-Burgen, die meistens „all inklusive“ bieten. Man kann versuchen Flug und Unterkunft getrennt zu buchen, aber meistens gibt es gnadenlos preiswerte Angebote für eine Woche. Die 4-Tages-Tour war etwas schwer zu finden, hat aber dann doch geklappt. Und sich gelohnt!
Man muss „all inklusive“ nicht mögen. Ein sattes Frühstück, ab an den Strand, zum Trinken an die Bar und abends nach Sonnenuntergang dann wieder an das Buffet. Geht doch. Die Verpflegung im Club El Kantaoui war wirklich prima. Die Zimmer sind bestens, großzügig und angenehm. Bucht man getrennt, so ist man mit 65 € für 4 Tage all inklusive dabei. Unglaublicher Preis. Sicher kann man auch in eines der anderen Hotels gehen. Die nehmen sich wohl alle nichts. Außerhalb der Nebensaison soll die Küste wohl zu einem Urlaubsort für betuchte Russen geworden sein. Allein die Geschichten, die das Personal darüber erzählt, lassen einen dankbar dafür werden, dass Kiten nur in der Nebensaison möglich ist.

Wasser/ Wind/ Wetter

Außer Westwind (ablandig) geht alles.  Ostwind ist genau anlandig, Nord- und Südwind sind sideshore. Der im Februar erlebte Wind ist gleichmäßig und baut im Laufe des Nachmittags jeweils ein wenig auf. Gegen 15 Uhr geht es los und um 17 Uhr hat der  Wind dann meistens sein Höchstmaß erreicht. Nach Auskunft eines Mitarbeiters des Hotels, der für den Strand zuständig ist und der auch bestens auf die Kitematerialien aufpasst, wenn man mal beim Essen oder sonst wo ist, herrschen die oben beschriebenen Windverhältnisse die meiste Zeit in der Nebensaison vor. Manchmal gibt es wohl auch Wind am Vormittag. Der ist dann aber nachmittags weg.
Im Januar soll der Wind noch etwas heftiger wehen.
Mitte Februar war das Wasser noch so frisch, dass ein normaler Neoprenanzug zu empfehlen war. Es ging aber auch – etwas frisch – mit Shorty. Wenn die Sonne nicht von Wolken verdeckt wird, dann tun es Short und T-Shirt am Strand. Sobald die Sonne aber Abschied genommen hat oder durch eine Winterwolke verdeckt wird, sollte man ein Sweat-Shirt dabei haben.  Zwischen 10 und 20 Grad ist alles drin.
Für Anfänger bietet sich die Küste Tunesiens nicht an. Nach ca. 20 Metern verliert man den Boden unter den Füßen. Wer aber Höhe halten kann, der hat seine wahre Freude am sauberen, türkisen Wasser. Vorgelagerte Steine im Wasser kann man aufgrund der Wasserfarbe gut erkennen. Aber keine Sorge: Sie liegen dann so tief, dass sie ungefährlich sind.

Dreamrides

Von der 10er Unity bis zur 21er Speed bin ich in Tunesien alles geflogen. Traumhafte Drachen an einem traumhaften Spot. Meinen besonderen Spaß hatte ich an einem Nachmittag bei 4 bis 5 bft mit der 12er Psycho 4. Unglaublich, wie fott der Kite reagiert und wie er mich zwischen den kleinen Wellen auf den Punkt hin und her gezogen hat.
Mit meiner 21er hatte ich (mal wieder) ein besonderes Kite-Erlebnis. An einem Abend stand der Wind genau so, dass ich direkt an der Wasserkante bis knapp zum Hafen von El Kantaoui kiten konnte. Sicher, das rechte Bein zuckte bei dieser Dauerbelastung etwas. Es wurde ja aber vom linken Bein auf der Rücktour abgelöst. Kilometerlang direkt am Strand entlang (Wasserkante). Das soll man ja aus Sicherheitsgründen eigentlich nicht machen ... . Aber es war wirklich niemand, nobody am Strand. Kite (21er, was denn sonst?) direkt über den Strand. Board 50 Zentimeter vom Sand entfernt. Kilometerlang. Bis eine Angel kam, die ich bei der einsetzenden Dämmerung übersehen hatte. Ging aber gut. Und: Wer hätte gedacht, dass der Angler, der irgendwo hinter einer kleinen Düne saß, total entspannt reagiert. Freundlich, versöhnlich, nett. Unglaublich. Traumhafte Stunden am Strand!

Zusammenfassung
Ein Kitetrip in die Gegend von El Kantaoui ist in der Nebensaison eine wahre Freude. Platz ohne Ende, wunderschöner Strand, gute Windbedingungen ohne Garantie auf Dauerwind und sehr sehr nette Einheimische, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Die politische Situation im Februar 2012 war – zumindest im Norden des Landes – sehr entspannt: Die Tunesier arbeiten gerade an einer Verfassung, die im Herbst oder Frühjahr verabschiedet werden soll. Dann muss man weiter sehen. Angesprochen auf islamistische Kräfte in der Regierung, von denen in der westlichen Presse zu lesen ist, haben Einheimische versichert, dass dies keine Extremisten seien, vor denen man sich fürchten müsse. Bleibt zu hoffen, dass dem so ist. Eigentlich geht es auch gar nicht anders. Denn Tunesien lebt von den Touristen. U.a. von den Kitesurfern, die sich auf den Weg machen.

 

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