Wind und Geist

Gottes Geist macht keinen großen Wind!

Drachen steigen lassen ist was Tolles. Als ich ein kleiner Junge war habe ich mir einfach ein paar Holzleisten besorgt und sie mit Bastelpapier bespannt. Dann habe ich ein paar Schnüre an den Holzleisten befestigt und eine lange Drachenschnur dran geknotet. Und schon konnte der Spaß losgehen. Natürlich nur, wenn Wind war.

Jetzt bin ich schon ziemlich viel älter geworden. Aber Drachen finde ich noch immer toll. Die Drachen, die ich besonders mag, die sind ziemlich groß. In meinem Hobbykeller ist zwischen 2 und 26 qm Drachenfläche fast alles zu finden. Von den „Powerkites“ lasse ich mich in einem kleinen Wagen mit 3 Rädern („Buggy“) oder auf einem Skateboard mit großen Reifen („Mountainboard“) über den Strand ziehen. Aber auch das geht nur, wenn Wind ist. Manchmal sitze ich mit meinen Drachen, meinem Buggy oder Mountainboard am Strand und warte auf Wind.

Auf dem Wasser finde ich Drachenfliegen besonders klasse. Dann habe ich mein Kiteboard, hake den Drachen an meinem Trapez ein und schon geht’s los: Mit der Kraft des Windes werde ich übers Wasser gezogen. Kitesurfen macht mir am meisten Spaß! Aber auch das funktioniert nur wenn Wind ist. Wenn ich Kitesurfen will und kein Wind ist, dann liegen der Drachen und ich im Wasser. Dann bewegt sich weder der Drachen in der Luft noch ich mich auf dem Wasser.

Wenn viel Wind ist, dann ist das großen Drachen übrigens ziemlich gefährlich. Dann darf man auf gar keinen Fall den Drachen ins Trapez einhaken. Nicht selten wird man dann durch die Luft geschleudert. Ich selbst habe schon so manche Verletzung hinter mir. Auch Drachenschnüre können, wenn der Wind ordentlich pustet, scharf sein wie Rasierklingen.
Wenn man vorsichtig ist, dann geht aber auch beim „Powerkiting“ alles gut.

Irgendwann ist mir beim Bibellesen mal aufgefallen, dass das Thema „Wind“ schon auf der ersten Seite der Bibel erwähnt wird. Die ersten beiden Verse der Bibel lauten:
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war dunkel auf der Erde; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.“ (1.Mose1,1+2)

Wo ist denn da von Wind die Rede? Oft habe ich mir überlegt, wie denn der Geist Gottes über dem Wasser schweben konnte. „Wie sah der Geist denn aus?“, habe ich mich dann gefragt. Und dabei habe ich meistens an irgendwelche Filme gedacht, in denen Geister vorkommen. Aber das ist natürlich Quatsch! Manchmal habe ich mir den Geist Gottes auch als so eine Art Wasserdampf oder als irgend eine Art „geistlichen Nebel“ vorgestellt. Bei Temperaturunterschieden kann man in der Natur ja solche Phänomene beobachten.

Die ersten Verse der Bibel wurden für mich in ein neues Licht gerückt, als mir jemand erklärte, dass das hebräische Wort für „Geist“ auch mit „Wind“ übersetzt werden kann. Mein Verständnis des Schöpfungsberichtes hat sich seither verändert. Da war vermutlich nichts Geheimnisvoll-qualmend-mystisches über dem Wasser. Da war einfach Wind über dem Wasser. Damit soll natürlich nicht gesagt werden, dass der „Geist“ Gottes nicht da war. Nein, nicht Wind statt Geist. Sondern: Geist und Wind gehören zusammen. Sie sind nicht auseinander zu denken. Der Geist Gottes war so da, wie der Wind da war – ganz sanft, „schwebend“ eben.

Wenn der Wind mit ein paar Windstärken, mit 6 oder 10 beaufort, gepustet hätte, dann hätte es auf dem Wasser so ausgesehen wie an Land. Da war es nämlich „wüst und leer“. „Wüst und leer“ könnte man ins Deutsche auch mit dem für uns verständlichen hebräischen Wort „Tohuwabohu“ übertragen. An Land war Tohuwabohu und auf dem Wasser war es ganz entspannt und ruhig. Weil der Wind eben nicht heftig blies, sondern Gottes Geist ruhig schwebte.

Das finde ich toll! Wo Gottes Geist ist, da ist kein Tohuwabohu. Da geht’s nicht drunter und drüber. Da ist kein Chaos. Gott sorgt durch seinen Geist für ruhige, wohltuende, geordnete und sichere Verhältnisse. Damit sind natürlich keine spießbürgerlichen Verhältnisse gemeint. Natürlich sorgt der Geist Gottes auch für Veränderung usw..

Ganz interessant sind in diesem Zusammenhang auch die „ruhigen“ Worte über Gott und seinen Geist, die Paulus in seinem bekannten „Geistkapitel“ schreibt (vgl. z.B. 1.Kor.14, 33).

Die erste Geistaussage der Bibel finde ich für mich persönlich tröstlich und hilfreich: Wenn in meinem Leben mal wieder „Landunter“ ist, wenn ich den Eindruck habe, dass das Lebens-Chaos mich beherrscht und ich alles andere als ein Genie bin, welches das Chaos beherrschen könnte, dann denke ich an den Geist Gottes. Der bringt Ruhe und Gelassenheit und auch Trost und Frieden in mein Leben.

Jesus beschreibt den heiligen Geist als den „Tröster, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Johannes 14,26).

Jesus beschreibt den Geist Gottes zu aller erst als den „Tröster“. Das passt für mich zu dem leichten „schwebenden“ Wind aus dem Schöpfungsbericht. Gott sorgt für Ordnung und Ruhe und nicht etwa für ein Tohuwabohu in meinem Leben. Gottes Geist sorgt dafür, dass ich in meinem manchmal stürmischen Leben ruhig und gelassen werden kann. Und er tut das, in dem er mich „alles lehrt und an alles erinnert“, was Jesus gesagt hat. Für mein Leben kann ich dem nur zustimmen: Wenn ich an die liebenden und vergebenden Worte Jesu erinnert werde, wenn ich mich daran erinnere, was Jesus zu den Menschen seiner Zeit und in seinen wichtigen „Reden“ (z.B. Mt. 5-7) gesagt hat, dann wird auch in meinem Leben so manches zurecht gerückt. Dann sehe ich manche Dinge, die wie ein dickes Durcheinander aussehen, auch schon etwas gelassener.

Seit ich die Sache mit dem „Geist-Wind“ für mich verstanden habe, mag ich mein Hobby noch mehr. Nicht selten lasse ich Drachen steigen und denke:
“Klasse, dass der Wind da ist! Für mich ist er ein Zeichen dafür, dass Gottes Geist in seiner Welt weht!“ Und dann wundern sich manche Leute, warum ich so lächele.