Weihnachten 2016


„Das ‚Wort’ wurde Mensch und schlug seine Zelte bei uns auf!“  Nach Johannes 1,14


Normalerweise kennt man die Weihnachtsgeschichte, wie der Evangelist Lukas sie erzählt: Maria und Josef, das Kind in der Krippe, die Hirten etc. pp.. Der Evangelist Johannes braucht für die gleiche Geschichte nur einen knappen Satz: „Das ‚Wort’ wurde Mensch und schlug seine Zelte bei uns auf!“ In diesem Satz ist eigentlich alles drin, was es über den christlichen Glauben (besser: über Jesus Christus) zu wissen gilt: Gott, der so unendlich anders und manchmal auch weit weg ist von den Menschen, kommt zu den Menschen. Deswegen wird Jesus manchmal auch mit „Immanuel“, d.h. auf deutsch ‚Gott ist mit uns’, tituliert. 


Die klassische Übersetzung des Verses lautet: „... und wohnte unter uns!“
Das Wort „wohnen“ ist jedoch besser mit „... schlug seine Zelte auf!“ aus dem Griechischen zu übertragen. Die Lebenswirklichkeit der damaligen Zeit kommt damit besser zum Ausdruck. Manchmal schlug man ja auch seine Zelte ab und zog weiter. 


Der Gott, von dem die Bibel berichtet, der Gott, der in Jesus Christus zu den Menschen kommt, ist beweglich. Ein Gott, der „mitzieht“. Ein Gott, der dabei bleibt. Ein Gott, der bei den Menschen ist, egal, wo sie gerade wohnen, egal, wie es ihnen gerade geht. Nein, man muss auch nicht an einem besonderen heiligen Ort „wohnen“, man muss nicht in irgendeiner Weise besonders oder sogar „heilig“ sein, damit Gott zu einem kommt. 
Gott ist einfach da. Wo die Menschen sind. Wo ich bin. 


Ich muss nicht erst zu Gott kommen. Ich muss nicht erst irgendwie sein, damit Gott mich wert achtet.


Der Schriftzug auf dem Weltkarten-Kite von ewigkite.de wird so richtig verstanden: Der Himmel hat sich mit uns verbunden! Weihnachten ist der Auftakt dazu. Gott macht sich ganz klein. Gott kommt uns Menschen ganz nah. Auch wenn wir ihm fern sind. 

Ja, überrascht von Weihnachten kann man wirklich sein, wenn man darüber nachdenkt, dass Gott bei den Menschen seine Zelte aufschlägt.

Und das war ja erst der Anfang. 


Die Evangelisten Lukas und Johannes, ebenso wie ihre Kollegen Markus und Matthäus, sind dann ganz aus dem Häuschen, wenn sie seitenlang davon berichten, wie es mit dem Leben Jesu weiterging. Dem Evangelisten Matthäus war es z.B. wichtig zu erzählen, dass Jesus ein Flüchtlingskind war. Immer erzählen alle Evangelisten davon, dass Jesus zu den Menschen gegangen ist. Er war wirklich ein ganz „Normaler“. Er schlug seine Zelte auf und ab. In allen Lebenssituationen war er bei den Menschen. An ihrer Seite.


Sein Leben endete brutal. Gott weiß, wie es ist, brutal zu enden. Durch den Terror anderer Menschen. Auch an Weihnachten blendet, so nehme ich an, Gott deswegen nicht das Dunkle, Schwere, das Leid aus. Er weiß doch, wie es den Menschen geht.
Und er weiß auch, dass man Dunkelheit nicht durch Dunkelheit vertreiben kann. Das kann nur das Licht. Und Hass kann Hass nicht vertreiben. Das kann nur Liebe.
Das Fest der Liebe Gottes zu den Menschen erinnert mich daran, auch meine eigenen Zelte bei den Menschen aufzuschlagen. Bei ihnen zu sein.


Mit meinem Licht und der Liebe, zu der ich fähig bin, möchte ich es heller machen in dieser Welt.
Und: Weihnachten ist nur der Anfang. 
Zum Leben Jesu gehört auch das Licht des Ostermorgens. Das soll auch bei allen Menschen scheinen.
Er wird heller werden!