Kirchentag 2009

Im Mai 2009 findet der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag in Bremen statt. Anfang des Monatswurde die Losung desKirchentags bekannt gegeben: „Mensch, wo bist du?“
(1.Mose 3,9)

 

„Mensch, wo bist du?“, das ist eine Frage, die man nicht selten hört, wenn Handytelefonierer miteinander reden.Lange bevor moderne Kommunikationstechnik mobiler Menschen diese Frage alltäglich machte, wurde sie gestellt.Auf den ersten Seiten der Bibel ist diese Frage aus dem Mund Gottes zu hören. Gerichtet ist sie an Adam. Der hatte mobil gemacht gegen Gott. Er hatte die Kommunikation mit Gott beendet. Adam wollte selbstdarüber entscheiden, was gut und was schlecht für ihn ist. Er wollte sich nicht mehr reinreden lassen.Gottzwang dem Adam seine Gegenwart nicht auf. Adam war sich selbst überlassen. Das hatte er selbst so gewollt. Wenigstens die Eva hatte er noch an seiner Seite. Aber so richtig gut ging es dem Paar nicht. Esfiel ihnen wie Schuppen von den Augen (V.7a), dass sie mit allem ihrem Wissen geradezu „nackt“ dastanden (V.7b). Sie hatten eine falsche Entscheidung getroffen. Ob ihnen die Konsequenzen zuvor klar gewesen waren? „Mensch, wo bist du?“, diese Frage hören Adam und Eva am Ende eines ereignisreichen „heißen“ Tages voller eigenverantwortlicher Entscheidungen und deren Konsequenzen, „als der Tag kühl geworden war“(V.8) im „Garten“.

Wie wird diese Frage wohl geklungen haben? Welchen Tonfall hatte die Stimme Gottes bei dieser Frage? Ich stelle mir die Stimme Gottes an dieser - wie an so vielen anderen Stellen auch - liebevoll und seelsorgerlich vor. Ganz ohne Vorwurf. Gott nimmt die Kommunikation mit Adam wieder auf. Er knüpft an. Er will den Kontakt, auch wenn Adam meinte alles selbst besser wissen zu wollen und sein Leben allein in die Hand zu nehmen . Gott knüpft wieder an, will die Gemeinschaft nicht aufkündigen und die Kommunikation mit Adam nicht versiegen lassen. Bibelleser wissen, dass das Verhalten des Adam Gott nicht unberührt gelassen hat. Das eigenwillige Verhalten des Adam hat schwerwiegende Konsequenzen. Den „Garten Eden“ konnte Adam seither nur noch als Zaungast bestaunen.

Das Motto des Kirchentages 2009 stammt aus einer biblischen Geschichte, die grundlegend geworden istfür die jüdische und christliche Theologie. In dieser Geschichte verdichten sich Lebens- und Glaubenserfahrungen.Nicht nur die des Adam.Adam kann man auch übersetzen mit „Mensch“ oder „Menschheit“.

 

„Mensch, wo bist du?“, diese Frage kann man – wenn man denn davon ausgeht, dass Gott ist und dass er ebenso wie damals auch heute noch ein Gott ist, der die liebevolle Kommunikation mit den Menschen will – sich auch heute noch von Gott stellen lassen.

ZumKirchentag 2009 werden bis zu100 000 TeilnehmerInnen und ebenso viele Tagesgäste erwartet. Sie alle können sie Gedanken darüber machen, wo sie (gerade) sind.In ihrem Leben, in ihrem Glauben, in ihren Beziehungen. Und auch in ihrer Beziehung zu Gott. Der Kirchentag kann wertvolle Impulse für das eigene (Glaubens-)Leben geben.

DassGlaube jedochnie (heils-)individualistisch verengt zu verstehen ist, das macht die Doppeldeutigkeit des Wortes „Adam“deutlich.Und so wird sicher auch auf dem kommenden Kirchentagwieder in etlichen Veranstaltungen gefragt werden: „Menschheit, wo bist du?“. Der Kirchentag mit seinemgrundlegenden Anliegen fürFrieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung eröffnetmanchen Christen den Blick über das eigene kleine „Glaubensparadies“ hinaus in die weite geliebte Welt Gottes.

Das „Fest des Glaubens“mit seinen ganz persönlich und auch gesellschaftlich relevanten Themen , wird bis zu 2000 Einzelveranstaltungen bieten. Welche Veranstaltung dem eigenen Leben und Glauben dienen wird und auch welche den geliebten Menschen Gottes in dieser Welt dienen wird,das muss jede und jeder für sich entscheiden.
Bestimmt werden aber zwischen dem 21.-und 24.Mai 2009 Tausende heiß diskutieren, fröhlich miteinander zum Lob Gottes singen und Gottesdienstefeiern. Am Ende jedes Kirchen-Tages, wenn „die Tage kühler werden“, dürfen sich auch die TeilnehmerInnen in Bremen darauf verlassen, dass die Frage Gottes liebevoll und hilfreich gemeint ist: „Mensch, wo bist du?“