Kirchentag Dresden 2011

Vom Sägen und Segen

Eine freikirchliche Perspektive auf den Kirchentag

100 000 Kerzen brennen am Elbufer, weitere 20 000 auf der Elbe – der Kirchentag in Dresden mit seinen 120000 Besuchern beginnt mit einem Lichtermeer. Unter den beeindruckten Besuchern sind nicht wenige Baptisten.

Die gemeinsame Psalmlesung, das gemeinsame Segenslied und das Abendgebet an der erleuchteten Elbe werden wohl nicht nur mir lange in Erinnerung bleiben. Sie zeigten mir, dass geistliche Inhalte und die für Kirchentage typischen gesellschaftliche Fragestellungen bei Christen gut unter einen, wie immer auch frömmigkeitsmäßig gefärbten, Hut passen.

Der Kirchentag hatte für mich mit einem Open-Air-Gottesdienst direkt vor der Frauenkirche angefangen! Gepredigt hat dort Pastorin Andrea Schneider (Oldenburg). Sie erklärt, was an diesem Gottesdienst besonders war: „Dass ich als Baptistin gebeten worden war, einen der drei Eröffnungsgottesdienste mit zu gestalten, fand ich schon eine Ehre. Ein besonderer Gottesdienst sollte es werden: kreativ und anschaulich, in sog. „Leichter Sprache“, d.h. verständlich für Menschen mit geistigen Einschränkungen und Behinderungen. Aber auch gern mitzufeiern von Vielen darüber hinaus. Diese Herausforderung fand ich spannend. Und nach intensiver Vorbereitung – ‚einfach’ ist oft schwerer als ‚kompliziert’! - hat es mir richtig Spaß gemacht, ganz einfach etwas dazu zu sagen, was das heißen kann: Sammelt euch keine Schätze auf der Erde, sondern im Himmel!“

Selbstverständlich gab es nicht nur vor der Frauenkirche viele Veranstaltungen. Peter Jörgensen arbeitete am Programm in der Frauenkirche mit: „Kirchentag im Osten unseres Landes. Wie zu Zeiten der friedlichen Revolution ist ’die Kirche’ der Ort, neben den originär geistlichen Zusammenkünften, um gesamtgesellschaftlichen Themen Raum zu geben. Hier finden ’die Bürger’ Gelegenheit, ihre Unzufriedenheit und ihre Sehnsüchte zu besprechen. Und mir scheint, dass ein weiterer Umbruch, womöglich noch umfassender als 1989, in der Luft liegt. Und dabei sind "Global Prayer" ausdrücklich zur Mitgestaltung eingeladen.“

An vielen Ecken, Hecken und Plätzen habe ich Leute gesehen, die mitreden und sich auch immer wieder Zeit fürs Beten nehmen: Kleine Gruppen, überschaubare Menschenansammlungen und Menschenmassen, die mit Liedern, Gebeten und Bibelworten ihre Diskussionen begannen, unterbrachen oder beendeten. Wann erlebt man es z.B., dass nach einem erstklassigen Konzert der „Wise guys“ 30 000 Konzertbesucher noch aufmerksam den andächtigen Worten eines Pastors zuhören, um zum Abschluss dann noch ein gemeinsames Segenslied zu singen?

Einen Kirchentag sollte man nur gut vorbereitet besuchen. Aus der Vielfalt der insgesamt 2000 Veranstaltungen kann man natürlich nur einen kleinen Ausschnitt auswählen. Im Programmheft standen in diesem Jahr auch Jubiläen. Kim Strübind, der auf dem Kirchentag eine Bibelarbeit hielt und an einem Podium zum BALUBAG-Konvergenzdokument in der „Halle der Theologie“ beteiligt war, nahm an einer besonderen Jubiläumsfeier teil. „Für mich persönlich war u.a. die Feier des 50-jährigen Bestehens der ’Arbeitsgemeinschaft Christen und Juden’ wichtig, die vor 50 Jahren auf dem Kirchentag in Berlin gegründet wurde und eines der bedeutendsten Bindeglieder des christlich-jüdischen Dialogs in Deutschlands geworden ist. Die Feier stand unter der Überschrift ‚Eine Herzensangelegenheit’. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, hob die heute problemlosen Beziehungen zwischen Juden und evangelischen Christen hervor. Er zeigte sich sehr erfreut, dass die ersten, die heute ihre Stimme gegen antisemitische Ausschreitungen in Deutschland erheben würden, evangelische Christen seien.“
Auch meine Frau Christine und ich hatten uns ein paar Veranstaltungen im Programmheft markiert, aber es kam dann doch anders als geplant. Sie meint: „Kirchentag mit der Familie – das war ein ganz anderes Erleben für mich als die Kirchentage, die ich als jugendliche ‚Weltverbesserin’ erlebt habe. Interessante Vorträge anzuhören war nur begrenzt möglich, dafür aber ein ausgiebiger Spaziergang durch ein ’biblisches Dorf’, in dem man Zeit und Umwelt Jesu mit allen Sinnen und sehr handlungsorientiert erleben konnte. Der Markt der Möglichkeiten bot Interessantes für alle Altersgruppen und ermöglichte den ’Blick über den Tellerrand’.“

Auch der Stand des Bundes war im Programmheft aufgeführt. Wer sich in den Ausstellungszelten in der Flutrinne vor dem Messegelände zum Stand „F2 A09“ durchgefunden hatte, der war an einem winzig kleinen 10-Quadratmeter-Stand in der alleräußersten Ecke des Marktes der Möglichkeiten angelangt. Größe und Lage des Standes schlugen bei der ersten Begutachtung durch die acht Mitarbeiter, die vier Tage lang den Stand betreuten, etwas auf die Stimmung. Kaum jedoch waren die Zelte geöffnet, sollte sich das ändern. Der Stand des Bundes war rund um die Uhr belagert. Ein farbenfroh gestalteter „Mitmachstand“ inmitten manchmal etwas textlastiger Informationsstände. Friedrich Kleibert hat unermüdlich dafür gesorgt, dass hunderte von Besuchern mit Hilfe von Holzarbeiten (sägen, schleifen und kleben) ein besonderes Andenken mit nach Hause nehmen konnten. Beim gemeinsamen Holzarbeiten haben sich viele gute Gespräche ergeben. Mithilfe der plakativ gestellten Fragen „Wofür brennt dein Herz?“ wurden Besucher des Standes gebeten, die Standgestaltung mit Klebezetteln zu bereichern. Mehrere hundert Zettel hingen am Ende des Kirchentages am Stand. Mirjam Geissler meint dazu: „Unsere Frage haben viele Besucher beeindruckend offen beantwortet. Darüber mit Menschen ins Gespräch zu kommen, über Leben, Glauben und Leidenschaft und den eigenen Schatz, das hat mich begeistert.“ Und dann waren da natürlich noch die mit einem Herz versehenen 1000 handgemachten Pralinen von Olaf Petzel, die den Besuchern den Aufenthalt am Stand des Bundes versüßten.

Viele Gespräche ergaben sich. Manchmal waren sie sehr persönlich, manchmal einfach nur freundlich und informativ. Sehr selten kam es zu theologischen Diskussionen oder Streitereien. Das scheint den Kirchentagsbesuchern eigen zu sein: Sie suchen das Verbindende und nicht das Trennende. Viele wohlwollende Äußerungen von Landeskirchlern und Katholiken über Baptistengemeinden oder einzelne Baptisten haben wir am Stand gehört. Das hat einen dann sehr gefreut. Ausnahmen gab es natürlich auch dabei. Das hat dann betroffen gemacht. Wenn es gut ging, dann kam man noch am Stand des Bundes auf dem Kirchentag in Dresden wieder auf das Verbindende zu sprechen.
Auf dem Kirchentag 2013 in Hamburg werden auch wieder mehr Baptisten die Möglichkeit haben, das Verbindende zu anderen Christen zu suchen und zu finden. Denn dann liegt der Termin glücklicherweise nicht parallel zur Bundeskonferenz.

Pronomenübersicht

Die Spruch- und Grafikpostkarten zu den Personalpronomen wurden im Dienstbereich Mission des BEFG zur BUKO 2010 entwickelt.

 

An dieser Stelle folgen in loser Reihenfolge Gedanken/ Andachten zu den Postkarten. Die Postkarten sowie ein Poster mit allen Motiven kann man kostenlos über das Kontaktformular von ewigkite.de anfordern.

 

Ich

Du

Er

Sie

Es

Wir

Ihr

Sie

Sie

Sie brauchen es.

Unten rechts im Bild sind ganz klein und fein Worte aus dem Mund Jesu zu lesen: „Gebt ihr ihnen zu essen!“  Man könnte ergänzen: „Sie brauchen es.“
Das war vor 2000 Jahren so, als etliche tausend Menschen hungrig waren. Nicht aus wirtschaftlichen Gründen.

Sie hatten einfach die Zeit vergessen. Sie waren Jesus irgendwohin in die öde Landschaft des Landes gefolgt. Dann hatten sie ihm zugehört. Das kann dann schon mal passieren, dass man die Zeit vergisst, wenn man Jesus zuhört. Auf jeden Fall meldete sich der Hunger irgendwann. Kein Kiosk, kein Supermarkt weit und breit.

Die Freunde Jesu machen den Vorschlag, dass die Leute sich ja in den umliegenden  Dörfern selbst etwas besorgen können. Die etwas naiv lautende Antwort Jesus: „Es ist nicht nötig, dass die Leute fortgehen. Gebt ihr ihnen zu essen.“

Vorbemerkungen:

1. Jesus scheint nicht ganz verstanden zu haben, um welche Masse Menschen es sich hier handelt. Auch die 12 Jünger können nicht so viel bei sich haben, dass es für die 5000 Menschen ausreichen würde. Oder ist seine Aufforderung nur eine Art Einleitung für das folgende Geschehen?


1.Mit dieser Geschichte - der vorinformierte geneigte Leser weiß, dass sich eine wundersame Speisung anschliessen wird - muss es also etwas anderes auf sich haben, als zu zeigen, dass Jesus eine Art Zauberer ist.

2.Die Jünger müssen sich wie vor den Kopf gestossen fühlen. Unmöglich, was Jesus da von ihnen verlangt.


Anmerkungen:


Die Geschichte von der wunderbaren oder auch wundersamen Fünf-Brote- und -zwei-Fische-Vermehrung muss einen anderen Sinn haben als den, der offensichtlich erscheint.


Denn was würde es dem Hörer bringen, dass Jesus irgend wann einmal 5000 Leute mit ein paar Broten und ein paar Gramm getrocknetem Fisch satt gemacht hat? Jesus wäre nur einer der vielen Wundermänner dieser Welt, von dem sagenhafte Geschichten erzählt werden. Manchen Auslegern und auch manchen Christen reicht diese Interpretation allerdings aus.

Hinter dem Wundersamen kann eine Botschaft entdeckt werden, die tiefer, die weiter geht. Zum Beispiel, wenn man bedenkt, dass Jesus zuerst seinen Jüngern sagt: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ und das nicht nur als eine lapidare Einleitung zu einem Wunder missverstanden wird.

Jesus mutet und traut seinen Leuten das Unmögliche zu. Insbesondere wenn es darum geht, für andere Leute Gutes zu tun. Insbesondere dann, wenn es darum geht, Hungernden, Kranken, Schwachen, Benachteiligten zu helfen. Wer diese Botschaft aus dieser Geschichte streicht oder vernachlässigt, der übersieht den diakonischen Aspekt der Sendung Jesu in diese Welt, der ebenso zum Reich Gottes gehört wie die Verkündigung des Evangeliums, der „Frohen Botschaft“, dass Gott versöhnt mit allen Menschen leben möchte. Die Geschichte von der Speisung der 5000 auf ein Wunder zu verkürzen würde bedeuten, weniger von Jesus zu halten und zu denken, als diese Geschichte vermitteln möchte.

Jesus traut seinen Leuten etwas zu. Das war damals so und das ist wohl auch heute noch zu. „Sie brauchen das.“ Auch heute noch brauchen Menschen Essen. Hamburger sind dabei natürlich fehl am Platz. Die Postkarte ist mit einem Hingucker-Aufrüttel-Bild gestaltet. „Sie brauchen Essen.“

Auch heute noch. Gebt es ihnen. Ich traue euch das zu. Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen erleben den heutigen Tag hungernd. Sage keiner aus der sog. Ersten Welt, dass es dafür ein göttliches wunder braucht, um diesen Missstand abzuschaffen. Sage keiner, es brauche einen Wundertäter, um der Lage Herr zu werden. Es braucht Herren und Frauen in Politik und Gesellschaft, es braucht mich und dich, um diesem Elend Herr zu werden. Seinen Jüngern damals hat Jesus das zugetraut.

Und sie haben geantwortet, wie Menschen aller folgenden Zeiten geantwortet haben: „(Aber) Wir haben (doch) nur 5 Brote und 2 Fische!“ Wie soll das gehen? „Wir haben doch nur unser Einkommen, mit dem wir gerade mal so auskommen und nicht einmal für unsere Nachkommen sorgen können!“ „Frag‘ doch den Millionär, der in unserer Stadt wohnt, der hat genug.“ „Ich bin ja selbst schon am Sparen!“  Fragt man den Millionär, so wird er antworten: „Frag‘ doch den Milliardär!“ Und der Milliardär wird antworten: „Frag‘ die Vereinten Nationen!“. Oder? Nein, es gibt Ausnahmen.

Ausnahmen von Menschen, die nicht erst auf die nächst höhere Ebene - oder womöglich gleich auf die höchste Ebene „Bitte doch Gott um ein Wunder!“ - verweisen, sondern die sich selbst an die Nase und in den Geldbeutel fassen.

Anfang August 2010 machten es einige Milliardäre vor: „In einer beispiellosen Initiative haben 40 US-Milliardäre das Versprechen abgegeben, die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Es handle sich dabei jedoch um eine "moralische Verpflichtung" und nicht um eine rechtlich bindende Zusage, erklärte die Gruppe The Giving Pledge (Das Spenden-Versprechen). Hinter der Initiative stehen Microsoft-Gründer Bill Gates und Großinvestor Warren Buffet.“

Hier haben Menschen erkannt: „Sie brauchen es.“ Ob sie das Wort Jesu „gebt ihr ihnen zu essen!“ dabei gehört haben, das ist - zumindest was das Ziel der Aussage Jesu, das Kommen des „Shalom“, des Wohlergehens an Leib und Seele, angeht - nebensächlich. Milliardäre können sehrwohl für das Wohlergehen des Leibes sorgen. Millionäre auch. Normalverdiener auch. Unterdurchschnittlich Verdienende auch. Jesus traut das seinen Leuten zu.
Die Klein- oder Kleinstverdiener der damaligen Zeit stellen das zur Verfügung, was sie haben (nachdem Jesus sie aufgefordert hatte, ihr Brot und ihre Fische zu bringen; allein wären sie vermutlich nicht auf die Idee gekommen, dass Jesus aus dem wenigen, das sie haben, etwas machen kann).

Und dann geschieht das „Wunder“: Wenn Menschen teilen, wenn Menschen das loslassen, was sie „haben“, wenn sie nicht mit ihrem ganzen „Sein“ daran hängen, dann kann Jesus aus dem Wenigen viel machen. Dann vervielfacht sich das Gegebene.

Das ist eine Botschaft mit der ich heute auch noch etwas anfangen kann.
Da, wo ich gebe, da, wo ich loslasse, da vervielfältigt sich das Gegebene. Da werde ich nicht ärmer, sondern satt. Und das nicht allein, sondern gemeinsam mit anderen Menschen. Das Sattwerden ist dann auch nicht nur ein Äußerliches. Teilen für zur innerlichen „Sattheit“. Teilen (und dadurch Vermehren) ist eine Lebensweise, die Jesus geradezu empfiehlt.

Man lese dazu nur seine wohl berühmteste Rede, die Bergpredigt. Oder man lese seine Aussagen zum Jüngersein, zur Nachfolge. Nie geht es darum, dass die, die Jesus nachfolgen, mehr haben sollen, als sie bereits haben. Eher ist es so, dass sie weniger haben sollen und indem sie geben und loslassen, gewinnen sie ihr Leben.

Die Geschichte von der Speisung der 5000 wird zu einer religiösen Wohlfühlgeschichte uminterpretiert, wenn man den Schwerpunkt auf die Wundertat Jesu legt („Unser Jesus ist so toll, so stark, so super, Mensch, was ist das für eine tolle religiöse Leitfigur! Lasst uns ein Loblied singen!“).

Tut man das nicht, so bleibt diese  Geschichte ein Stachel im Leben aller Christen. Wir sollten anders leben.
Zur Ehre Gottes. Und zum Wohl der Menschen.

 

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Ihr

„Wer macht das Licht aus?“

Diese Frage kommt einem nicht selten, wenn man vor einer Situation steht, die ausweglos erscheint. Wenn man vor einer Situation steht, die keine Perspektive mehr zulässt, die hoffnungslos erscheint.

Das gilt für gesellschaftliche, für gemeindliche oder aber auch für persönliche Situationen.

Es gibt z.B. Kirchengemeinden, in denen sich -zumindest aus der Sicht einzelner Betrachter - kaum noch etwas tut. Sie dümpeln vor sich hin, kaum etwas oder kaum jemand bewegt sich und die Frage nach der Existenzberechtigung stellt sich mal laut, mal leise. Und gerne möchte man dann - wenn man denn dann der außenstehende Betrachter ist, auch mal die Frage stellen „Wer macht das Licht aus?“. Eine solche Frage bringt einen jedoch -zumindest im gemeindlichen Kontext - in den Verdacht, ein böser, wenig gut meinender Mensch, der die Geschichte der Gemeinde, die doch zumindest in ihrer Blütezeit eine „segensreiche“ Geschichte war, nicht achtet und würdigt, zu sein.

Und auch in persönlichen Situationen und Erfahrungen stellt sich die Frage nach dem Licht ausmachen hin und wieder. Da hat man etwas angefangen, da hat man sich engagiert und das Projekt oder die Idee dümpelt so vor sich hin.

Da hat man Freunde und Bekannte gehabt, mit denen man viel verbunden hat, die sich aber nun seit Jahren nicht mehr melden. Wer macht denn das Licht aus, was diese Bekanntschaft angeht? Laufen nicht alle lieber mit einem schlechten Gewissen rum anstatt sich einmal zu sagen: Mensch, wir hatten eine gute Zeit, das ist aber vorbei, lass‘ uns einen Schlussstrich ziehen. Eher sammelt man doch weiter Adressen in seinem Adressbuch. Licht aus machen, Adressen streichen ist eher nicht angesagt.

 

Licht in der (Kirchen-)Geschichte
Wenn man sich die Geschichte des Christentums anschaut, dann gibt es da manche dunkle  Kapitel. Da haben Christen und Christinnen weder das Licht angemacht noch für irgend eine Art von Erhellung gesorgt. Da haben sie sogar das Lebens-Licht von Andersdenkende einfach ausgelöscht. Da haben sie für Dunkelheit, Verbrechen, Schmerz und Lied gesorgt. Und das alles im Namen dessen, der von sich selbst einmal gesagt hatte: „Ich bin das Licht der Welt!“
Andererseits gibt es aber auch jede Menge Breichte aus der Kirchengeschichte und aus der heutigen zeit, die wunder´bar veranschaulichen, dass Christen sich für „Helles“, für das Gute, für das, was dem leben hilft, eingesetzt haben. Unzählige Einzelne und auch viele Organisationen, die ihr bestes für andere gegeben haben.

Das Gleiche gilt für die politische Geschichte. Leid, Krieg, Terror, Machtgelüste sind nicht das Einzige, was unsere Weltgeschichte bestimmt hat.Immer wieder haben Menschen - ganz gleich welchen Glaubens- sich für das Gute und Helle eingesetzt. Immer wieder haben einzelne Menschen oder ganze Organisationen anderen Menschen geholfen, sich für sie eingesetzt.

Was meint Jesus wohl, wenn er im Rahmen einer seiner bedeutendsten reden sagt „Ihr seid das Licht der Welt!“ Fast im selben Atemzug sagt er auch noch „Ihr seid das Salz der Erde!“
Ohne Licht geht gar nichts auf der Welt. Will Jesus sagen, dass ohne seine Anhänger nichts auf dieser Welt geht? Wohl kaum. Natürlich funktioniert die Welt auch ohne Christen. Natürlich gibt es auch jede Menge Nicht-Christen, die ziemlich helle sind und für Helligkeit und jede Menge Gutes sorgen. Was meint Jesus denn dann? Ist das einfach ein Mutmachwort für seine manchmal etwas mickrig wirkenden Anhänger? Will Jesus ihnen einfach ein licht aufstecken, damit sie nicht in Depressionen versinken?

Wenn Jesus seinen Anhängern sagt, dass sie das Licht der Welt sind, dann ist zunächst einmal festzuhalten, dass daraus keine Abwertung anderer Menschen abgeleitet werden soll. So nach dem Motto „Wenn wir das Licht sind, wenn wir das Helle sind, dann sind die anderen eben nicht ganz so helle.“ Weit gefehlt. Alle Menschen sind Geschöpfe Gottes. Haben ihre Gaben. Haben ihre hellen Seiten und dunklen Schatten.

Indem Jesus seinen Leuten sagt „Ihr seid das Licht der Welt“ macht er ihnen deutlich, dass sie ganz auf seine, ganz auf Gottes Seite gehören. Gott ist derjenige, der zu Beginn der Weltgeschichte für Licht gesorgt hat. Gott ist ein ganz Heller! Der will, dass die Welt nicht in Finsternis versinkt. Der will, dass Ordnung in das dunkle Chaos der Welt kommt (mehr darüber ist in den Schöpfungsberichten der Bibel nachzulesen).

In der Tradition, in den „Spuren“ des Schöpfergottes ist auch Jesus einer, der für Helles sorgt. Er sorgt für gelingendes Leben. Physisch und psychisch. Er sorgt dafür, dass Menschen nicht mehr unterdrückt werden, dass sie frei durchatmen können, dass es licht und hell in ihrem Leben wird. Diese Aussagen kann man auch auf Innerliches beziehen. Wenn die Bibel davon spricht, dass Menschen, die nicht an Gott glauben „in der Finsternis“ leben, dann ist das keine Abwertung dieser Menschen. Das ist dann eher eine Zustandsbeschreibung. Und: Gott will auf keinen Fall, dass es für Menschen finster bleibt.

Wenn man die Bibel so lesen und verstehen will, dass Gott es gut mit den Menschen meint, dann ist Jesus derjenige, der das Licht wieder anmacht. Der für Helligkeit, Helles, Hoffnungsvolles sorgt. Mit ihm bricht das reich Gottes spürbar und erlebbar an.

Und das überträgt, folgert Jesus auch für seine Anhänger. Ihr macht es hell für die Menschen. Ihr zeigt ihnen, wie das ist mit dem Reich Gottes. Durch euer Reden und durch euer Handeln wird das Reich Gottes auf dieser Welt sichtbar. Und das ist immer hell.

Das heisst allerdings nicht, dass Christen immer ganz helle sind. Sie haben auch ihre Schatten. Aber diese Schatten werden das Reich Gottes nicht daran hindern, auf dieser Welt weiter Fuß zu fassen.

Christen sind das Licht der Welt. Sie sorgen für Helles. Auch wenn sie manchmal einen Schatten haben. Denn das Reich Gottes ist nicht zu verwechseln mit den Christen.

Christen sind das Licht der Welt und werden dabei nie andere in Schatten stellen.
Christen sind das Licht der Welt und haben es deswegen nicht nötig, die dunklen Seiten andere Menschen zu betonen. Sie könnten es ja auch bei sich selbst tun.

Christen sind das Licht der Welt und freuen sich über alles Helle - auch wenn sie nicht genau wissen, welche Energiequelle dahinter steckt.

Christus ist das Licht der Welt.
Ohne ihn wäre das Licht schon längst aus.


 

Wir

Wir gehen hin.

 „Wir gehen hin.“ ist das Motto des Dienstbereich Mission im BEFG, an den das Projekt ewigkite.de organisatorisch und auch inhaltlich angegliedert ist. Die Entwicklung dieses Mottos geschah in einem Team-Prozess, der mehrere Monate dauerte. Die Frage, die die Mitglieder des Teams  dabei beschäftigte war, was die Arbeit dieses Dienstbereites gegenüber anderen Dienstbereichen im BEFG auszeichnet oder in Zukunft auszeichnen soll. Als „Missionare“, die evangelistisch und diakonisch unterwegs sind, war uns eigentlich von Anfang an klar, dass es bei unserer Arbeit immer um einzelne Menschen geht, denen das Evangelium in Wort oder Tat nahegebracht werden soll. Die Nachricht von Gottes Liebe zu den Menschen soll bei den Menschen ankommen.


Da es offensichtlich so ist, dass Menschen, die von Gottes Liebe noch nicht so viel gehört oder gespürt haben, uns Kirchenmenschen nicht gerade die Türen einrennen, haben wir wieder neu die Denkrichtung aufgenommen, dass wir die Türen aufmachen und nach draußen gehen müssen. Und ganz selbstbewusst haben wir dann - nach einem CI-CD-Prozess-  formuliert: Wir gehen hin.


Der Bibelvers, der ganz klein auf der abgebildeten Postkarte steht hat uns dazu angeregt: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern ...“ (Mt.28,19). Ein Bibelvers, der mich im laufe der vergangenen Jahre sehr geprägt hat und der für viele Christen zu so etwas wie einer Selbstverständlichkeit geworden ist, dass er zum 1 x 1 des Glaubens gehört.

 

So selbstverständlich, wie der Vers in kirchlichen Kreisen zitiert wird, so selbstverständlich ist aber seine Umsetzung nicht. Ja, ja, wir sollten, müssten, könnten hingehen, wenn wir unser Gemeindeleben, wenn wir dies und jenes erledigt, organisiert, geklärt haben. Viele Kirchengemeinden sind Tage, Monate, Jahre, wenn nicht Jahrzehnte damit beschäftigt, ihr eigenes kleines Geschäft ans Laufen zu bekommen oder am Laufen zu erhalten. Grundsätzlich stimmen sie dieser Aussage „Gehet hin“ zu - immerhin hat es ja der Chef ihres Unternehmens kurz vor der Unternehmensgründung gesagt. Nicht selten sind aber Kirchengemeinden fast ausschließlich damit beschäftigt „in die Kirche zu gehen“. Sie vergessen dabei - wohlgemerkt, manchmal wirklich gut gemeint und ohne es zu merken - hinzugehen. Kirchengemeinden werden zu einem mehr oder weniger gut funktionierenden Vereinsleben degradiert. Wenn es schlecht geht, dann kommt es zu ausgesprochen dümmlicher Vereinsmeierei mit christlichem Anstrich.

Nun gibt es aber auch Gemeinden und einzelne Christen, für die der Missionauftrag, der fälschlicherweise in vielen Bibeln mit „Missionsbefehl“ überschrieben ist, eine motivierende und herausfordernde Aufforderung Jesu ist, weil sie nicht dem Missverständnis unterliegen, dass das Reich Gottes sich ausschließlich hinter oder in Kirchenmauern abspielt. Denn was Jesus verkündigte, das war das Reich Gottes. Zum Thema Gemeinde, Kirche etc. hatte er erstaunlich wenig zu sagen (was - um einige Gemüter zu beruhigen - natürlich nicht heissen soll, dass Gemeinde kein Thema wäre, mit dem man sich nicht beschäftigen sollte).

 

Mit seinen Aussagen zum Reich Gottes hat Jesus den Blick seiner Hörer und seiner Nachfolger immer geweitet. Er hat sie herausgeholt aus ihrer wie immer auch beschränkten Weltsicht. Der Status Quo, das Vorgegebene, die begrenzten Erfahrungs- und Erlebnisräume der Menschen waren ihm nie genug. Der „Shalom Gottes“, der alle Menschen umspannende Friede Gottes, das innerliche und äußerliche „Heil sein“ aller Menschen, lag Jesus am Herzen. Er wurde nicht müde von Gottes Reich zu erzählen. Ständig weitete er den Horizont, steckte die Pfähle noch ein Stückchen weiter. Warum? Aus lauter Offenheit, Toleranz und welterfahrener Weitsicht? Jesus wusste, was Reich Gottes bedeutet. Die Bibel beschreibt, dass er aus Gottes Welt, aus Gottes Wirklichkeit, aus der direkten Einheit mit Gott kam. Er hat die Erde betreten, die menschliche Wirklichkeit. Und allem Anschein nach war das, was er da vorfand nicht gerade das, was er als Reich Gottes, als Gemeinschaft mit Gott kannte. Die Möglichkeit aber, Gemeinschaft mit Gott zu haben, das Reich Gottes zu erleben, davon wusste er. Das hatte er selbst erlebt. Also muss es doch eine Möglichkeit geben, diese Gemeinschaft zu erlangen. Oder wieder zu erlangen.
Mit der Predigt vom Reich Gottes hat Jesus deswegen (fast) immer einen Aufruf zur Umkehr verbunden. Zur Buße. Ein Wort, das deutsche Ohren meistens mit Sack und Asche verbinden. Ein Wort, das unangenehme Assoziationen weckt. Das muss es aber gar nicht. Im der Ursprungssprache des Neuen Testaments ist das Wort Umkehr/Buße aus zwei Wörtern zusammen gesetzt. „Um, anders“ und „Denken, Verstand“. Was Jesus seinen Hörern sagt ist „Denkt um. Denkt anders. Setzt euren Verstand anders ein.“
Den Verstand, das denken anders einsetzen, was Gott angeht. Was das Reich Gottes angeht.  Das ist nicht einfach.

„Wir gehen hin.“, das ist etwas, was Jesus seinen Nachfolgern beibringen musste und beibringen muss. Umdenken und anders denken hat es damit zu tun, dass man sich auf dem Weg macht. Es passt ganz gut und ist wohl auch kein Zufall, dass Jesus ein typischer

Wanderprediger, wie es zur damaligen Zeit in Israel viele gab, war. Er hatte keine ge- oder ummauerte Lehranstalt, in der er die geistlich Interessierten  oder Begabten noch frommer gemacht hat. Er ist mit seinen Schülern hingegangen. Ins ganz normale Leben. Sie sind umhergezogen. Und indem sie hin gingen, umherzogen, hat Jesus ihnen den Horizont erweitert. Er hat es ihnen vorgemacht, wie das Reich Gottes zu einzelnen Menschen kommen kann, wie die Rede vom Reich Gottes konkret wird, indem man für andere Menschen da ist, ihnen hilft, sie heilt, sie liebevoll aufnimmt, ihnen vergibt, zu essen gibt, ihnen Hoffnung schenkt, ihre Lebensprobleme anspricht und ihnen dann konkret hilft.
Den „Shalom Gottes“ hat Jesus für einzelne Menschen konkret werden lassen. Seine Rede vom Reich Gottes war nicht nur heiße Luft. Menschen konnten wieder (durch-)atmen, bekamen Hoffnung. Ihnen gelang das Leben besser.

Mit dieser Zielrichtung war Jesus unterwegs: das Leben soll besser gelingen. Das möchte Gott. Darüber „freut“ Gott sich. Da bricht das Reich Gottes schon mitten in dieser Welt zeichenhaft an.

Und damit das auch weiterhin geschieht, sagt der Auferstandene seinen Nachfolgern eben nicht: „Bleibt schön in euren Kreisen, geht bloß nicht vor die Tür.“
Eben nicht:  „Darum bleibt hier hin und machet zu Jüngern alle, die eure Türschwellen übertreten.“

 

Christsein, das haben die ersten Jünger erlebt, heisst unterwegs sein. Heisst die eigene, manchmal kleine Welt und den eigenen manchmal ebenso kleinen Horizont zu überwinden. Nicht etwa aus Abenteuerlust. Sondern weil der Auferstandene einen weiteren Blick. Einen Blick für die vielen Menschen, denn er es auch gönnt, das Reich Gottes zeichenhaft schon auf dieser Welt zu erleben. Und wenn sie die Botschaft auch noch glauben, dann werden sie davon ewig etwas haben.

Wir gehen hin. Denn es geht dem liebenden Gott nicht nur um mich, um mein „christliches Wohlbefinden“. Es geht ihm um sein Reich. Und das ist was wirklich Gutes. Für alle Menschen.

 

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Es

Es geht was.

Drei kurze Worte. Mut machend. Diese Worte werden nicht selten dann gebraucht, wenn man oder frau in einer scheinbar ausweglosen Situation steckt und sich dann doch etwas bewegt. Wenn etwas vorangeht. 

Ich habe diese Worte zum letzten Mal innerlich triumphierend mir selbst gesagt, als ich bei absolutem Leichtwind mit einem wunderbaren Kite doch noch aufs Wasser gekommen bin. Es war ein erstauntes undzugleich erfreutes „Es geht was.“

Man verwendet diese Worte auch, um sich selbst oder anderen Leuten Mut zu machen. So eine Art Aufmunterung a la „Na, siehst du, du kannst das doch, du schaffst das doch, es lohnt sich doch!“ Diese drei kurzen Worte sind ein Motto gegen alle Kopf-in-den-Sand-stecken- wollen-Tendenzen, die bei einzelnen oder mehreren Leuten aufkommen wollen.

Die Worte in Verbindung mit der Grafik des austretenden Dampfes (wobei ein technisch versierter Mensch mir gesagt hat, dass man mal wieder sieht, dass das eine Montage sei, denn der Hebel sei falsch gelegt ….) sollen oder wollen deutlich machen, dass auch „Dampf“ dahinter steht. Dass Druck vorhanden ist, der nur ein Ventil sucht oder braucht, damit er raus kann.

Was auf den ersten Blick verrostet und eingemottet aussieht, das kann recht kraftvoll und dynamisch sein.
In Verbindung mit dem kleingedruckten Bibelvers, der unten rechts hochkant auf der Postkarte steht, sind die kurze Dreiwortaussage und das Bild eine Mutmach-Aussage an alle Christen, die den Kopf hängen lassen (wollen): „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und meine Zeugen sein.“ Apostelgeschichte 1,8.

Nicht selten habe ich als Christ den Eindruck, dass das, was ich sage und glaube im Wust der manchmal beliebig erscheinenden Weltanschauungsüberzeugungen untergeht. Da kommt doch nichts an bei den Leuten, wenn ich meinen Glauben bezeuge, von Christus rede oder mich so verhalte, dass ich meine, es würde dem christlichen Glauben entsprechen. Was bewegt mein Glaube eigentlich? Ob ich an Christus glaube oder ob in China ein Reissack umfällt, welchen Unterschied macht das eigentlich.

Umfallende Reissäcke können Kettenreaktionen auslösen. Es geht auch was, was den christlichen Glauben angeht. Nicht, weil ich ein so überzeugender Reissack bin, der wer weiß wie viel bewegt. Manchmal bin ich ja eher ein dummer oder blöder Sack als ein harmloser Reissack. Christen stehen ja manches Mal auch mit ihren Meinungen, Charakteren undVerhaltensweisen dem Guten, Zeugnishaften und für den christlichen Glauben Werbenden eher im Weg.

Es geht was. Das kann man glauben und annehmen, hoffen und erbeten, wenn man sich mal anschaut, wer diesen Satz (in etwas anderer Form …) sagt. „Ihr werdet die Kraft des Heilgen Geistes empfangen.“ Der auferstandene Christus begegnet seinen Jüngern, die gerade angefangen hatten, Löcher in den Wüstensand zu buddeln, um sich darin zu verkriechen. Alles aus und vorbei. Der traum vom Reich Gottes ist geplatzt. Der tolle Jesus weg. Tot. Die tolle Gemeinschaft, die super Erlebnisse – alles Vergangenheit. Es geht nichts mehr.

Überraschend, sozusagen von hinten herangeschlichen kommt da der auferstandene Christus und sagt: „Doch, es geht was.“ Nicht wegen euch. Sondern deswegen, weil ich euch nicht hängen lasse. Ich entschwinde zwar gen Himmel – Weihnachten rückwärts- , aber ich habe da was, ich habe da einen, der euch Mut machen wird, der euch trösten wird, der euch ein guter Beistand sein wird und der euch an alles, was ich gesagt habe, erinnern wird: Den Heiligen Geist.

Der Heilige Geist ist sozusagen „Gott bei uns“.Gott den Schöpfer können wir nur an seiner Schöpfung erahnen. Wir sehen ihn nicht. Gott, den Sohn, können wir auch nichts sehen. Der hat vor 2000 Jahren gelebt – und ich seit „Weihnachten- rückwärts“ nicht mehr zu sehen. Gott, den Heiligen Geist, können wir ebenso wie die beiden Erstgenannten auch nicht sehen. Wir können aber glauben, dass er bei uns ist. Manchmal macht sich dieser Glaube auch bemerkbar. Man ist getröstet, ermutigt, denkt über das reich Gottes mehr als über sein eigenes Reich nach etc..

Und dann kommt meistens Hoffnung, Kopf-aus-dem-Sand-rausholen und sogar Lebensfreude auf. Weil der Heilige Geist dafür sorgt, dass man anderes in denn Kopf bekommt als seine kleine eigene Welt.
Und dann fängt man fast von selbst an, „Zeuge“ zu sein. Es geht was. Wir können Zeugen Jesu sein. Wir können davon erzählen, „nachahmen“, hoffen, glauben und handeln, wie Jesus gehandelt hat. Und dann sieht man, dass was geht.

Und dann wird es auch in geistlichen, sprich den christlichen Glauben betreffenden Zusammenhängen ein erstauntes und zugleich erfreutes „Es geht was.“


 

Sie

Sie ist wer. (Version 1)
Ein auffälliges Bild. Die Gestaltung. Die abgebildete Person. Die dazugehörige Aussage. Manchmal begegnet man Menschen, die einfach auffällig sind. Ob es nun wegen ihres Aussehens oder wegen ihres Verhaltens ist. Menschen, die „ins Auge springen“. Positiv oder negativ. Für mich ist dieses Bild ein eindeutig positives Bild. Diese Frau strahlt Lebenslust aus. Und Freude. Sie scheint dem Leben zugewandt zu sein. Und es sieht so aus, als ob sie trotz – oder wegen? – ihres Alters Dinge tut, die man älteren Menschen auf den ersten Blick so nicht zutraut. Menschen, die Besonderes tun, sind auffällig. Menschen, die sich anders kleiden als andere, Menschen, die anders reden oder handeln als andere. Auch hier gilt: das kann vom eigenen Standpunkt aus negativ oder positiv betrachtet werden.
Es bestand auch die Überlegung zu dem Spruch „Sie ist wer.“ ein Bild einer Frau zu suchen, die den Schönheits- oder Auffälligkeitsmerkmalen unserer Gesellschaft überhaupt nicht entspricht, zu nehmen.
Die Bibel betreibt keine Gleichmacherei, was Menschen angeht. Sie ist voller Geschichten von Menschen, die mal mehr, mal weniger sympathisch sind. Menschen mit Schwächen und Stärken. Vom Aussehen her werden nur wenige Menschen ausführlich beschrieben. Aber vom Verhalten her. Da gibt es starke und schwache Persönlichkeiten. Aggressive und ausgeglichene. Ruhige und laute. Ethisch „saubere“ Menschen und solche, die jede Menge Dreck am Stecken haben.
Auf der ersten Seit der Bibel gibt es allerdings eine allgemeine Aussage zu den Menschen:
„Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde!“1.Mose 1,27. Mit „den Menschen“ist nicht ein einzelner Mensch (womöglich Adam, nein, nein) gemeint. Der Mensch wird immer in der Vielzahl im Sinne von Menschheit gedacht. „… und er schuf sie als Mann und Frau.“ Der Mensch ist auch immer in seiner Ergänzungsbedürftigkeit gedacht. Ein Mensch allein macht noch keine Menschheit.
Gott hat die Menschen zu seinem Ebenbild geschaffen. Ebenbild meint – auch wenn das Wort Bild es auf den ersten Blick nahelegen mag – nicht das Aussehen. Gott sieht nicht menschlich auch, ist auch nicht die Addition sämtlicher für das Aussehen verantwortlicher Gene der Menschheit. Gemeint ist mit Gottesebenbildlichkeit wohl die Beziehungsfähigkeit, die Gemeinschaftsfähigkeit, die Ansprechbarkeit des Menschen. So wie Gott selbst immer als Gott der Beziehung , des Miteinanders, der Gemeinschaft erkannt, gedacht und geglaubt werden will (in Abgrenzung: kein Gott, der irgendwo auf seinem Thron rumsitzt und sich einen schönen Tag macht, egal, was so los ist), so ist auch der Mensch nur „Mensch in Beziehung“. Als solchen hat Gott den Menschen geschaffen. Als solcher ist er wer. Als solcher ist er Gottes Ebenbild.
Wenn ich andere Menschen und mich selbst als beziehungsfähig, als gemeinschaftsfähig und auch in beiden Sinnen als „bedürftig“ verstehe, dann verstehe ich, dass auch ich selbst auf andere Menschen angewiesen bin, um das zu werden, was ich bin: Mensch. Und ich werde dann sicher auch Stück für Stück lernen, dass alle Menschen, ganz gleich, ob ich sie attraktiv oder eher unsympathisch finde, mir helfen können - oder dass sie sogar dafür geschaffen wurden -, damit ich das werde, was ich bin: Mensch. „Das Ich entsteht am Du“. Wenn das „Du“ nicht so ist, wie es meinen Idealvorstellungen entspricht, dann würde ich mir dennoch etwas nehmen, wenn ich auf dieses „Du“ nicht zugehen würde.
Die Beziehungsfähigkeit der Menschen untereinander ist auch immer ein kleiner aber deutlicher Wink, eine Erinnerung daran, dass auch Gott eine Beziehung zu uns Menschen haben möchte. Mein „Ich“ wird an seinem „Du“ zu dem, wie es gedacht ist: Ein Leben in der Gemeinschaft mit Gott und deinen Menschen. Mit weniger sollte man sich nicht zufrieden geben. Sonst ist man zwar wer. Aber eben nicht ganz der oder die, als der man gedacht. Aber auch wenn das der Fall sein sollte ist man wer. Gottes Ebenbild.

 

 

 

 

Sie ist wer!  (Version 2)

Sie sieht für manchen Betrachter auf den ersten Blick sicherlich etwas schrill aus. Oder attraktiv. Zumindest auffällig. Auf den ersten Blick sieht man auch, dass sie etwas Besonderes kann. Mit vier Bällen kann wirklich nicht jeder jonglieren. Man sieht auch, dass sie allem Anschein nach ganz fröhlich ist. Sie ist wer. Auffällig aussehende Leute, ganz gleich ob gewollt oder ungewollt auffällig aussehend, haben es manchmal nicht leicht. Die abgebildete Frau scheint jedoch Leichtigkeit zu empfinden. Es scheint so, als ob sie das Leben genießt und sich an dem, was sie tut, freut. Ein Bild voller Lebenslust.
„Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde.“ Mit diesem knappen Satz macht die Bibel in 1.Mose 1,27 eine ihrer ersten Aussagen über das Menschsein.Mensch und Gott gehören zusammen. Laut biblischer Aussage ist der Mensch nicht ohne Gott zu denken. Er ist immer „Bild“ (andere Übertragungen formulieren „Ebenbild“) Gottes.
Unter „Bild“ oder „Ebenbild“ versteht man normalerweise eine Art Kopie, die das Ursprüngliche abbildet, zeigt, wiedergibt. Dabei sind Menschen der heutigen Zeit so stark von Print- und Internetmedien geprägt, dass sie auf den Gedanken kommen könnten, dass Gott so aussieht wie ein Mensch oder wie die Menschen.
Wenn sie es gut meinen, dann würden sie vielleichtnoch formulieren, dass die Ansammlung sämtlicher menschlicher Gene in etwa die Größe Gottes darstellt. Somit wäre jeder heute lebende Mensch zumindest zu einem sechsmilliardenstel „Bild“ Gottes. Das wäre aber zu wenig.
Der Mensch bildet Gott nicht durch sein Aussehen ab, auch wenn einen das deutsche Wort „Bild“ zuallererst auf diese Fährte locken will.

Auf den ersten Seiten der Bibel wird dem Leser nicht nur der Mensch vorgestellt, sondern auch Gott, der Schöpfer. In einer manchmal eigentümlich anmutenden Sprache wird von Gott im Plural gesprochen. Zum Beispiel an der Stelle, wo es darum geht, dass Menschen entstehen sollen.
„Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei!“ Wer verbirgt sich hinter dieserAussage?
„Lasst uns ….“ Manche Theologen entdecken in dieser Formulierung, dass Gott ein Beziehungswesen ist. Da ist zwar nicht mehr als ein Gott, aber Gott ist in seinem Wesen eben mehr als eins. Einige Theologen entdecken in dieser Aussage bereits erste Anzeichen für die Trinität (die Wesenseinheit zwischen Gott Vater, Gott Sohn und Gott, dem Heiligen Geist), die im Neuen Testament dann konkreter formuliert und angedeutet, jedoch noch nicht zu einer fest umrissenen Lehre ausformuliert ist.

Wenn man der inhaltlichen Fährte von Gott, dem Beziehungswesen, folgt, dann kann man dazu kommen, dass die Gottesebenbildlichkeit des Menschen in seiner Beziehungsfähigkeit liegt. Der Mensch ist nur Mensch, wenn er in Beziehung lebt. Für die biblischen Autoren ist es dabei selbstverständlich, dass es dabei einerseits um die Beziehung des Menschen zu Gott und andererseits um die Beziehung des Menschen zum Menschen geht.
Gott ist ein Gott, der Beziehung. Innerhalb seiner selbst, aber auch gegenüber dem Menschen. Die Bibel ist voller Geschichten, dass Gott immer wieder die Beziehung zu den Menschen aufnimmt. Geradezu hartnäckig lässt er nicht locker. Nicht gegenüber einzelnen Menschen und auch nicht gegenüber seinem kleinen auserwählten Volk Israel. Hat ein oder haben mehrere Menschen ihn vergessen, lassen sie ihn außen vor, so bringt er sich immer wieder in Erinnerung. Gott hält an seiner Beziehung zu dem und zu den Menschen fest.
Im sog. Neuen Testament gipfelt das in der Aussage, dass Gott sich in Jesus Christus ein für allemal und letzt- und immer gültig in Jesus Christus zu Wort gemeldet hat und mit diesem „Wort“ die Beziehung zu seinen geliebten Menschen wieder aufleben lassen möchte. Das „Wort“ Jesus Christus ermöglicht einen neuen Dialog. Eine neue Beziehung.
Zum Dialog, zur Beziehung, ist jeder Mensch fähig. Denn so ist der Mensch angelegt, geschaffen.
Als Beziehungswesen.
Ganz gleich, ob „sie“, die abgebildete lebensbejahende und auffällige Frau an den Beziehungs-Gott glaubt oder nicht, sie ist wer. Von Gott geschaffenes Beziehungswesen.
Gott sei Dank für alle Menschen, mit denen ich in Beziehung leben kann. Ganz gleich ob schrill oder langweilig. Fröhlich oder traurig. Mut machend oder nervend. Sie alle helfen mir zum Menschsein.
Gott sei Dank für Jesus Christus, der deutlich gemacht hat, dass Gott ein Beziehungsgott ist.


 

s

Er

Er will alle.

Wer will alle? Er will alle. Wer ist er? Na der. Der eine er von dem die Bibel auf fast jeder Seite spricht. Unter anderem auf der Seite, auf der in der Bibel der vierte Vers des zweiten Kapitels des 1.Timotheusbriefes abgedruckt ist. „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ So lautet der Vers, der klein aber fein am rechten Rand der Postkarte abgedruckt ist.
Der „er“, der Mann, der auf der Postkarte abgedruckt ist, der versteckt sich. Will nicht gesehen werden. Offensichtlich will er das nicht, was da im 1.Timotheusbrief steht. Soll er doch nicht wollen. Sein Wille geschehe. Gott hat auch einen Willen. Und dieser Wille ist ein guter Wille. Gottes Wille ist, „dass allen Menschen geholfen werde.“ Kann man grundsätzlich gegen diesen guten Willen etwas haben? Kann man etwas dagegen haben, dass Gott das Gute will? Rein sachlich wohl kaum. Gut, Gutes, Wohlergehen ist etwas, das normalerweise von allen Menschen akzeptiert wird.
Keiner kann etwas dagegen haben, dass Gutes geschieht, es sei denn, man hat nur Schlechtes im Sinn. Aber wem kann oder will man das schon unterstellen?
Nichtsdestotrotz steht es dem „er“ auf der Postkarte frei, die Hände vors Gesicht zu halten und sich gegen diesen guten Willen zu entscheiden. Das biblische Zeugnis geht davon aus, dass der Mensch keine Marionette Gottes ist. Gott macht mit dem Menschen nicht einfach das, was er will. Er zieht den Menschen nicht gegen seinen Willen über den Tisch.
Auf den ersten Seiten der Bibel wird geschildert, dass Gott den Menschen als sein Gegenüber, als Beziehungswesen geschaffen hat. „Gott schuf den Menschen zu seinem (Eben-)Bild.“ Die Ebenbildlichkeit des Menschen macht sich eben nicht an Äußerlichem fest. Der Mensch sieht nicht aus wie Gott, „ist“ nicht wie Gott, sondern ist in seinem Wesen ebenso wie Gottein „Beziehunsgwesen“. Auf Gemeinschaft, auf Dialog angelegt. Wenn ein Mensch die Gemeinschaft , den Dialog mit Gott nicht möchte, dann zwingt Gott ihm diese Gemeinschaft nicht auf.
Vielleicht denkt Gott „Schade, dass dieser Mensch meine Hilfe, meine „Wahrheit“, mein Leben nicht annehmen möchte. Nie, aber wirklich nie werde ich ihm jedoch die Hände vom Gesicht reißen, um ihn von meiner Wahrheit zu überzeugen.“
Nichtsdestotrotz bleibt Gott bei seinem Willen. Das kann und darfman ihm auch nicht verübeln. Denn es ist ein guter Wille. Ein Wille, der Menschen immer helfen möchte.
Im zweiten Teil spricht der Vers von der „Erkenntnis der Wahrheit“. Dabei geht es, wie der folgende Vers zeigt, nicht um einen erkenntnistheoretischen Vorgang. Es geht nicht um das Ja oder Nein zu Dogmen, Glaubensätzen, Lehrsätzen. „Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Jesus Christus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung.“
Bei der „Wahrheit“ geht es um einen Menschen. Um Jesus Christus. Wahrheit ist immer Wahrheit in der Begegnung. Wahrheit in der Person Jesus Christus. Beziehungswahrheit. Wer Jesus als den „Mittler“ zwischen Gott und Menschen glaubt, erlebt, ernst nimmt, der erlebt eine „Jesus-Wahrheit“, die alle Erkenntnisse, Theorien und Glaubenssätze umschließt und in ein anderes Licht stellt. Es geht dann auch nicht mehr darum, um Wahrheiten zu kämpfen oder womöglich dem Anderen die Hände vom Gesicht zu reißen. Es geht um einen Lebensstil, der sich geborgen weiß in der Gemeinschaft mit Gott und der entspannt und fröhlich das Leben ohne jeden Zwang gestalten kann.
„Um Gottes Willen“ tut man dann einfach lauter Dinge. Nicht, um etwas bei Gott zu verdienen oder um sich bei ihm beliebt zu machen. Sondern einfach so. Weil Gott das Gute will. Und wenn man das selber will und sich dafür einsetzt, dann merkt man, was für ein Guter das ist. Der „er“.
Man merkt auch, dass es Lebenserfüllung bringt, das Gute zu tun. Die Gemeinschaft mit Gott wird erlebbar. Der will und tut ja auch das Gute.

Du

Du bist Gemeinde

Nicht nur ein Daumen wie bei der „Ich-Karte“. Ein paar mehr Finger. Nicht nur eine Hand. Mehrere. Hände, die miteinander ein Gewirr von Fingern abbilden. Hände, die einfach so da sind. Die nichts weiter tun. Hände aber auch, die zupacken könnten. Die etwas herstellen, anpacken, vollbringen können.
Das Thema Gemeinde/ Kirche gehört für Christen einfach zu ihrem Leben. Christsein ohne Kirche geht nicht. Ist irgendwie nicht denkbar. Schon Jesus hatte immer eine kleine Truppe von Männern und Frauen im Schlepptau. Von Gemeinde/ Kirche hat Jesus zwar nie ausführlich gesprochen, allem Anschein nach liegt das Thema „Gemeinde“ aber in seinen Gedanken begründet.Jesus hatte immer das Reich Gottes vor Augen. Er war ein ausgemachter Fan, Ankündiger, Freund, Begeisterter, wenn es um das Reich Gottes ging. Reich Gottes ist dort, wo Gott mit seinem guten Willen für die Menschen zum Zuge kommt, wo Gottes Idee vom Leben gelebt und umgesetzt wird. Da geht es ganz konkret um Gerechtigkeit. Um Frieden. Um gute Lebensbedingungen für alle Menschen. Gott möchte, dass es allen Menschen gut geht. Reich Gottes ist der Ort, wo Gottes Wille zwischen den Menschen beherzigt wird und wo Menschen auch die Gemeinschaft mit Gott glauben, erleben und gestalten.
Gemeinde/ Kirche ist keinesfalls mit dem Reich Gottes zu verwechseln. Es zeigt aber anbruchhaft, stückweise, schon ein mal ein ganz klein wenig, wie es sein kann, wenn Menschen im Guten miteinander leben und dabei auch noch Gemeinschaft mit Gott haben.
Und irgendwie ist dabei klar, dass es da so zugeht, dass jeder und jede von Bedeutung ist. Nicht einer oder eine hat zu sagen, wie es in der Kirche/ Gemeinde zugeht. Jede und jeder hat etwas beizutragen und kann und soll die Gemeinde/ Kirche mit formen. Das Neue Testament spricht vielfältige Weise davon. Zum Beispiel in Römer 12. An der linken Seite der Postkarte ist ein kurzer Vers aus dem Römerbrief abgedruckt.
„So sind wir viele ein Leib in Christus.“ Römer 12,5 Die Christen und Christinnen bilden miteinander den „Leib Christi“. Keiner allein für sich. Alle gehören zusammen. Schlägt man im Römerbrief nach, so entdeckt man, dass die Christen und Christinnen als einzelne und unterschiedliche Glieder am Leib bezeichnet werden (das Kartenmotiv ist insofern nicht ganz passend, es sind eben nicht alle Hände).
Die Glieder des Leibes arbeiten zusammen. Sie greifen ineinander. Sie helfen sich. Was der eine nicht kann, das kann die andere. Was die eine nicht kann, das kann wiederum ein anderer. Wenn man mit dieser Einstellung an das Thema Gemeinde/ Kirche herangeht, dann merkt man, dass Gemeinde/ Kirche ein wunderbares Gebilde von unterschiedlichen Menschen ist, die alle zusammen arbeiten, um miteinander schon einmal einen wenn auch kleinen so doch bedeutsamen Ausdruck dessen zu geben, was Reich Gottes ist.
Natürlich nur ansatzweise. In der Gemeinde/ Kirche versammeln sich ja ganz normale Menschen. Menschen mit allen Stärken und Schwächen. Sicher, Menschen, die sich von Gott geliebt wissen.
Aber eben auchMenschen, die wie alle Menschen, die nicht an Gott glauben, hin und wieder ein Rad abhaben. Deswegen ist Gemeinde/ Kirche eben nicht mit dem Reich Gottes zu verwechseln.
Schön dumm wäre man aber, wenn man das Thema Gemeinde/ Kirche links liegen lassen würde. Man verpasst dadurch so manches – z.B. das „Schnuppern“ am Reich Gottes.
Manchen Christen muss neu gesagt werden, dass sie Gemeinde sind, dass sie sich aus einer Zuschauerposition heraus bewegen sollten. Dass sie mit ihren Händen auch aber nicht nur beten, sondern zupacken sollen.
Damit das Reich Gottes auch für andere Leute heute schon erfahrbar wird.

Ich

"Ich kann das."
Normalerweise ist das ein Ausspruch eines mehr oder weniger selbstbewussten Menschen, der weiß, was er oder sie kann. Oder der begeisterte Ruf eines Kindes, das gerade etwas gelernt hat oder sich zutraut, etwas hinzubekommen. Der aufgerichtete Daumen erinnert auch nicht nur an eine große deutsche Heimwerker-Baumarkt-Kette. „Daumen hoch“, das hat etwas Mut machendes.
Wenn man mitten im Alltag einen „Daumen hoch“ sieht, dann macht das Mut.
„Das schaffst Du schon.“ „Das kannst du.“ Manchmal macht man das Mut machende Zeichen auch für sich selbst. „Ja, das habe ich geschafft!“
Kleine und große Zeichen im Alltag können hilfreich sein. Wie gut, wenn man Menschen um sich hat, die einem Mut machen, die einem etwas zutrauen, die einem durch Wort und Tat helfen, die Dinge des Lebens anzugehen. Ob es ein nach oben gerichteter Daumen, ein freundlich-mutmachendes Lächeln, ein zuversichtliches Wort, eine kurze Grußpostkarte oder eine kurze Umarmung ist, alle kleinen und großen Zeichen des Zutrauens und Vertrauens helfen mir selbst und anderen, das Leben positiver anzupacken. Zuversichtlicher in die Zukunft zu gehen. Kleine und große „Positivdaumen“ machen das Leben leichter, lassen es gelingen.
Leider gibt es Menschen, die es sich angewöhnt haben, ihren Arm zu drehen und aus dem Mut machenden Zeichen ein vernichtendes Urteil zu machen: Daumen nach unten heißt dann nicht selten „Das war wohl nichts!“, „Das kannst Du nicht!“ oder „Lass‘ es lieber sein!“. Sicher, Optimismus wider alle problematische Realität ist Augenwischerei. Die Frage ist aber, wie sehe ich mich selbst oder den anderen. Bin ich einer, sind die anderen welche, die über ihre Schwächen definiert werden? Definiere ich mich selbst und andere über das, was ich, was sie nicht können? Oder eben über das Potential, das in ihnen steckt? Die Blickrichtung entscheidet über Daumen hoch oder Daumen runter.

Schaut man sich die Grafik etwas genauer an, dann entdeckt man am linken Rand noch einen in hellem Grau gedruckten Satz, der die Aussage „Ich kann das.“ und das Daumen-hoch-Motiv in einen ganz anderen Zusammenhang stellt.
„Jesus spricht: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Mt.28,18
Dieser Ausspruch strotzt wirklich von Selbstbewusstsein. Er kann das. Der kann das. Er hat „alle Gewalt“ im Himmel und auf Erden. „Gewalt“ klingt etwas sehr gewaltig, vielleicht auch zerstörerisch. Vielleicht ist dieses Wort aus dem Griechischen besser zu übertragen, wenn man dabei den Ausspruch „das ist ja gewaltig“ im Hinterkopf hat. Das ist unglaublich, das ist besonders, das hat eine ganz andere Qualität. Christen glauben, dass Jesus der ist, der eine andere (Lebens-)Qualität durch sein Handeln und Reden verdeutlicht hat. Der auch durch sein Leben, Sterben und Auferstehen eine andere Lebensqualität ermöglicht hat. Sicher, Jesus war ein „vorbildlicher“ Mensch. Die Aussagen der Bibel bezeugen auch, dass in Jesus Gott selbst einen Fuß auf die Erde gesetzt hat. Und das hat dann schon eine andere Qualität. Jesus kann dann nicht nur „etwas“, er kann „alles“. Gott hat eben alle „Gewalt“, d.h. Kraft. Der kann was bewegen. Auf den ersten Seiten der Bibel wird davon erzählt, dass Gott „spricht“ und schon bewegt sich etwas – die Erde entsteht, die Kontinente bewegen sich, leben blüht auf. Nimmt man diesen inhaltlichen Faden auf, entdeckt man in der Bibel an vielen Stellen, dass Gott lebensfördernd, lebensbejahend seine Menschen begleitet, dann hat das „Ich kann das.“ aus dem Mund Jesu eine wirklich „Daumen-hoch-Mut-machende“ Botschaft für die HörerInnen seiner Worte: Jesus ist der, der das Leben fördern kann, der, der das Leben bewahren, voranbringen und „durchtragen“ kann. Und nicht zuletzt auch das ewige Leben (in der Gemeinschaft mit Gott) ermöglicht. Deswegen sind die sich an den „Daumen- hoch-Vers“ anschließenden Worte auch Worte, die die Christen auffordern diese schöne Botschaft an alle Menschen weiter zu geben. „Daumen hoch“ soll man eben nicht für sich selbst behalten. Mut machendes aus Gottes Sicht soll und kann man allen Menschen sagen. „Zu Jüngern machen“ heißt es im Missionsauftrag, den Jesus seinen Leuten mit auf den Weg gibt. D.h. wohl nichts anderes als dass möglichst viele Menschen in Jesus den erkennen sollen, mit dem sie gemeinsam unterwegs sein können und sollen. Der eine andere, eine göttliche Qualität ins Leben bringt. Ich finde es ziemlich beruhigend und hilfreich, ein „Jünger“, ein „Nachfolger“ dessen zu sein, der die Menschen liebt , ihnen lauter Gutes will. Und der das auch kann.