Marianne Moratz-Buß und Stefan Buß

Marianne Moratz-Buß und Stefan Buß sind als MitarbeiterInnen bei ewigkite.de dabei.

Was macht ihr beruflich?

Stefan: Ich habe Elektroinstallateur gelernt, momentan bin ich jedoch Vollzeit-Vater.
Marianne: Ich bin Diplom-Sozialpädagogin und arbeite momentan im Kids Club Vahrenheide, einem Projekt der Baptistengemeinde Hannover-Walderseestraße.

 

Wie seid ihr zum Drachensport gekommen?

Stefan: Eigentlich wollte ich Modellbauer werden, weil mich als Junge Fernsteuerungen fasziniert haben. Dann bin ich aber mit meinen Eltern auf eine christliche Familienfreizeit gefahren. Dort hat Thomas Bergmann einen Workshop angeboten, wo man sich einen kleinen

Lenkdrachen (Speedwing) bauen konnte. Damals hat meine Mutter noch die Näharbeiten an der Maschine übernommen. Thomas erzählte mir, dass man Speedwings auch in Kette fliegen kann. Ich war fasziniert - das wollte ich machen! Und weil ich gerade mit der Lehre anfing und mein erstes eigenes Geld
verdiente, baute ich mir in kürzester Zeit noch vier weitere Speedwings. Danach baute ich einen Silent Dart mit 2,60 m Spannweite. Als ich immer noch weitere Drachen habe wollte, streikte meine Mutter. Und so musste ich selbst das Nähen an der Maschine lernen. Mittlerweile besitze ich übrigens 17 Speedwings in Kette…
Marianne: Als ich gerade mal ein halbes Jahr mit meinem damals noch Freund Stefan zusammen war, schleifte er mich mit auf das Drachenfest nach RØmØ,

einer dänischen Insel. Er zeigte mir auch das Buggyfahren, doch ich war in erster Linie total begeistert von der bunten Vielfalt an Drachen, die am Himmel stand. Nur eines fehlte mir damals: ein ganz stinknormaler Eddy-Drachen, so ein Kinderdrachen mit lustigem Gesicht drauf. Deshalb habe ich so einen gebaut, als ich wieder nach Hause gekommen war – mit Stefans Hilfe, der natürlich alles daran gesetzt hat, mich für sein Hobby zu gewinnen. Mir gefällt auch das Ambiente auf Drachenfesten: es ist fröhlich-bunt, man kann gemütlich zusammensitzen und klönen und grillen, und es herrscht meistens eine Atmosphäre der gegenseitigen Hilfsbereitschaft unter den Drachenfliegern.


Ihr seid richtige „Einleinerfreaks“ – wie kam es dazu?

Stefan: Eigentlich war ich ein geborener Powerkiter. Ich hatte einen guten Freund, mit dem ich mir das Material teilte und mit dem ich Buggyfahren lernte. Damals fing es auch grade so an mit Kitesurfen, das wollten wir eigentlich auch machen. Einen Einleiner habe ich nurgebaut, weil ein Bekannter damit eine CB-Funk-Antenne in

den Himmel schicken wollte. Das war meine gute alte Lynn-Box, die ich immer noch besitze und die schon mehr Flicken hat als heile Stellen. Zuerst kam ich mit dem Einleiner überhaupt nicht klar. Doch ich traf ein paar hilfsbereite Einleiner-Flieger, die mir die Grundregeln beigebracht haben. Einer von ihnen baute Holzflugzeuge. Das weckte mein Interesse und ich habe unter seiner Anleitung ebenfalls eines gebaut. Und es wurden immer mehr. 
Ich baute Lenkdrachen und Einleiner und merkte: das Bauen ist es, das mir den größten Spaß macht. Bei Lenkdrachen gab es aber nur begrenzte Möglichkeiten, weil sich die Form ja doch immer wieder ähnelte. Außerdem wurden die Materialien für zum Beispiel das Buggyfahren immer komplizierter, für die Vierleinermatten gab es keine Baupläne. Dann habe ich, als ich meine Freundin mit aufs Drachenfest nach RØmØ genommen habe und ihre Begeisterung für die bunten Einleiner-Drachen bemerkte, einen folgenschweren Satz gesagt: 
Benaja ist schon voll dabei
„Alle Drachen, für die Du mir einen Bauplan besorgst, die werde ich Dir bauen…“ Ich hab gedacht, sie müsste extra hingehen, ihren Charme spielen lassen und die anderen Drachenflieger darum bitten. Aber zu Hause stellte ich dann fest, dass in den alten Drachenzeitungen, die ich kurz zuvor von Thomas Bergmann bekommen hatte, die meisten der Baupläne ihrer „Lieblingsmodelle“ drin waren. 
Nach so einem Satz kann man natürlich keinen Rückzieher machen… Und so baute ich einen Oktopus (14 Meter) und eine Fledermaus. Der Oktopus war der erste Blähdrachen, den ich genäht habe. Seitdem habe ich keine Lenkdrachen mehr gebaut. Mein Freund hat mittlerweile Kitesurfen gelernt und fährt dazu nach Ägypten oder sonst wo hin.Ich habe zwar auch noch irgendwann einen Kurs gemacht, aber so ein richtiger Kitesurfer werde ich wohl nicht mehr werden. Die Wege haben sich in der Hinsicht getrennt.


Wie viele Drachen habt ihr? Gekauft? Selbst genäht?

Stefan: Gekauft habe ich zehn Drachen, davon auch zwei Flugzeuge, die jemand anderes selbst genäht hat. Selbst gebaut – wenn man die Speedwing-Kette als einzelne Drachen zählt – habe ich 48, wenn ich mich nicht verzählt habe, davon sind 21 Lenkdrachen, der Rest Einleiner. Also sind wir bei so ungefähr 60 Drachen, und dazu kommen noch die vielen, vielen Windspiele, die meine Frau gesammelt hat.



Worauf muss man achten, wenn man selbst Einleiner näht?
Stefan: Man muss auf der linken Seite den gleichen Fehler machen wie auf der rechten… *lach* Als ich unser erstes Projekt ohne Bauplan plante, fragte ich Sven Weidhase von „No Limit“, wie er das mit den Sesamstrasse-Figuren gemacht hatte. Ich bekam kuriose Antworten: „Wie wir die Waage gemacht haben? Auf die Wiese und austrimmen – keine Ahnung, wie lang die überhaupt ist, das habe ich nie gemessen… Motto: die größten Probleme beim Großdrachenbau sind die Kosten und der eigene Mut! Legt los, lasst euch Zeit und habt Spaß…“ Und genau so haben wir’s gemacht…

 Im Ernst: Internet bekommt man für den Einstieg gute Baupläne. Man muss darauf achten, dass die Drachen wirklich symmetrisch sind, da sie sonst auf eine Seite ziehen, das gilt auch für die Abspannung. Bei der Waageleine von Stabdrachen sollte man nur auf der Mittelachse eine Leine befestigen, damit der Drachen nach links und rechts sich besser ausgleichen kann. Den Fehler machen viele Leute bei selbstgebauten Eddy-Drachen, weil sie zusätzlich zu der Leine von oben nach unten auch noch eine von der linken zur rechten Spitze ziehen.

Marianne: Wenn man selbst Drachen entwirft, dann muss man auch darauf achten, dass sie wirklich gut aussehen. Ich finde es schade, wenn man viel Geld und Zeit investiert, und das Ding fliegt zwar, aber es sieht unförmig aus. Das gilt vor allem für Comic-Drachen. Gut fliegen soll es natürlich auch. Aber bevor man etwas nur halb Gelungenes an den Himmel stellt, sollte man sich lieber ein bisschen mehr Zeit lassen, ein Probe-Muster mehr nähen. Man muss nicht jeden Winter einen neuen Großdrachen fertig gestellt haben, finde ich… lieber etwas mehr Geduld haben und dafür richtig gut machen! Und zur Not hilft ein Lifterdrachen beim Fliegen. Einen Trägerdrachen zu benutzen, ist auf Drachenfesten sowieso sinnvoller – aus Platzgründen. Sonst bräuchten Maja und Willi jeder eine eigene Leine.

Welcher Einleiner liegt euch besonders am Herz?

Stefan & Marianne: Das sind eindeutig die Biene Maja und der Willi. Uns hat mal jemand 4000 Euro für die Biene Maja angeboten, aber wir haben sie trotzdem nicht hergegeben. Das hat natürlich eine Geschichte:
Zu Weihnachten hatte Stefan irgendwann mal zwei Kuscheltiere gekauft, als Partnerersatz, wenn einer von uns beiden mal alleine wegfahren musste. Stefan bekam die Maja, und Marianne den Willi. Die beiden saßen fortan bei uns im Bett. Eines Morgens griff sich Marianne die Biene Maja, flog damit über unseren Köpfen hinweg und sagte: „Bzzzzzz…ich bin ein Drachen, ich will ein Drachen sein…“ So ist der Gedanke entstanden. Über dem haben wir noch ein ganzes Weilchen gebrütet, wir hatten ja noch nie selbst etwas entworfen, wie haben – wie oben bereits erwähnt -die No Limits angemailt, die uns viel Mut gemacht haben. Und irgendwann haben wir losgelegt. Stefan hat die Kuscheltiere zur Vorlage genommen, um die Größenverhältnisse zu berechnen, wir haben uns Biene Maja – DVD’s gekauft und sie rauf und runter angeguckt, um die richtige Farbe für die Biene Maja zu bestellen (die alten Maja-Folgen wurden nämlich noch mit anderen Farben geearbeitet als heute die Merchandising-Produkte auf Kalendern…). Jedenfalls ist es ein Projekt, das man als Symbol für unsere Beziehung werten kann, weil so viel Kreativität, gegenseitiges Ermutigen und auch mal Streiten drinsteckt (z. B. wie die Haare gemacht werden sollen…)

Wie viel  Material braucht man für einen „Willi“, wie ihr ihn habt?

Stefan: Beim Willi habe ich das gar nicht mehr ausgerechnet, ich schätze mal ungefähr 65 m2 Stoff und ca. 200 m Leinen. Weil ich in den Händen und Füßen nicht so viele Nähte haben wollte, hatten wir extrem viel Verschnitt gehabt – wir zehren heute noch von den Resten des Maja- und Willi-Baus, wenn wir Kleinzeug machen…Bei der Maja war es mehr Material wegen der wuscheligen Haare: in ihr stecken 70 m2 Stoff und mindestens 10 kg Schokolade als Nervennahrung. Als ich verstanden habe, was meine Frau sich wegen der Haare ausgedacht hat, brauchte ich die auch – ich habe beim Nähen mehr als einmal die Krise bekommen…

Euer schönstes Drachenerlebnis?

Stefan: Das kann man nicht auf ein spezielles Erlebnis herunterbrechen. Ich freue mich darüber, wenn andere Leute sich an dem Ergebnis meiner Mühe freuen. Besonders wenn Kinder ankommen und man schon von weitem hört: „Schau mal, Mama, da ist ja die Biene Maja!“, dann geht mir das Herz auf, und ich weiß, dass es sich gelohnt hat.

Marianne: Ich bin immer total stolz auf meinen Mann, wenn er was gut hingekriegt hat und wenn dann andere Drachenflieger kommen und gut finden, was da entstanden ist. Er sagt zwar immer, dass er ja nur meine Ideen umsetzt und dass ich seine Designerin bin, aber nähen bzw. die Schablonen anfertigen muss er ja doch selbst, da bin ich total ungeschickt…


Wenn ihr einen „Drachenwunsch“ frei hättet, dann würdet ihr ...

Stefan: Ich würde mir Zeit und Geld wünschen, ein paar ganz spezielle Projekte umzusetzen, z. B. den Grashüpfer Flipp, der irgendwie zu Maja und Willi dazugehört.


Marianne: Ich würde mir wünschen, dass mein eigener kleiner Eddy wieder auftaucht – der ist mir nämlich auf einem Drachenfest in Wolfsburg gestohlen worden, als wir damit beschäftigt waren, die Nachtflugdrachen hochzuziehen…