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Test Flyboard 2010 - Flydoor XL




Flydoor XL, 6,4 -7,8 Knoten, 92 Kilo, Speed 3 21

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Samstag, 13.November 2010. ??Der Nordseestrand liegt ruhig und ziemlich kalt an der Wasserkante. Bei 5-7 Grad Aussentemperatur überlegt man sich schon mal, ob man zu den kitenden Helden gehören möchte. Aber nur kurz. Vielmehr lässt der mangelnde Wind die Frage aufkommen, „ob denn was geht“.

Neoprenanzug an und ab zum Wasser. Der Weg vom Auto zum Wasser fühlt sich anders an. Eine Flydoor XL unter dem Arm ist eben beim Laufen nicht ganz so leicht zu handlen. Das Gefühl von Windsurfen kommt auf. Was für ein riesiges Brett! Da ich selbst nicht gerade mit Körpergröße gesegnet bin, sieht es vermutlich schon ein wenig seltsam aus, was sich da über den Strand bewegt: Ein kleines, eingemummtes, rundlich wirkendes Männlein mit einem Riesenboard unter dem Arm. ??Ein paar Tage vorher war das Board per UPS angekommen. Verpackt wie üblich. Nur eben größer. Das Montieren der Pads  funktioniert wie gehabt, nur die Frage nach der Fußstellung beschäftigt mich. Weit, mittel oder eng? Mittelmäßig wie ich bin, wähle ich beim Zusammenbau die Mittelstellung. Später werde ich die Pads noch einmal umschrauben. Auf die enge Stellung. Denn nach gut anderthalb Stunden Jungfernfahrt werde ich meine Muskeln spüren. Oder besser gesagt: Die Fußmuskeln, die ich fürs Anheben der Zehen brauche. So eine Riesendoor ist dann doch nicht ganz so leicht zu bewegen wie mein zur Zeit bevorzugtes Flyboard M.?Die Nordsee dümpelt so vor sich hin. Windmesser raus. Der Wind ist sacht. Sehr sacht. Die anderen MitarbeiterInnen von ewigkite.de, mit denen ich das Wochenende verbringe, haben manchmal Mühe, ihre Kites am Himmel zu halten. An Mountainboarden am Strand von Schillig ist für sie nicht zu denken. Und wenn, dann immer mal nur für ein paar Meter.??Die Wiese am Strand von Schillig steht an einer Stelle unter Wasser. Wieso auf die Nordsee gehen, wenn es die Strandpfütze auch tut? Ein kleiner Wassertiefentest zu Fuß lässt erkennen, dass wenigstens die Wasserhöhe ausreicht. Und der Wind? Windmesser raus. 6,4 Knoten. 7,0 Knoten. 7,1 Knoten. 6,8 Knoten. 7,8 Knoten. Hmmmmm. Soll ich mich wirklich blamieren? Vielleicht hätte ich doch mal 10 Kilo abnehmen sollen? Wenn man sich schon angepellt hat, dann sollte man doch, oder? Die Speed 3 21 ist schnell aufgebaut, füllt sich wegen des schlappen Windes aber eher langsam mit Luft.

Board greifen (sieht wegen der Ausmaße nicht ganz so cool aus wie mit einem kleinen Board ...) und los geht‘s zur Wasserpfützenkante. Okay, ich setze mich in die Pfütze. Mit Vollgas in die Powerzone und .... Schlidder, rutsch, schlidder. Lenkfehler. Nochmal. Und tatsächlich, der Kite hebt mich aufs Board und die Gleiterei geht los. Ich bin etwas überrascht. Damit hatte ich dann doch nicht gerechnet. Kite anpowern, Brett anwinkeln und ich nehme sogar ordentlich Fahrt auf. Die Pfütze ist schon zu Ende. Wer sagt denn, dass man den Speed 3 21 bei wenig Wind nicht auch flott genug gewendet bekommt, um nicht abzusaufen? Wenigstens nicht mit einer Flydoor XL. Es klappt also. Und ich fahre eine halbe Stunde hin und her, gewöhne mich an die Ausmaße des Boards, das fest an meinen Füßen klebt und das sogar gut zu bewegen ist. Nur, wie schon gesagt, ich brauche etwas mehr Kraft in den Füßen, Zehenspitzen, um die Kurskorrektur vorzunehmen.

Je länger ich fahre, desto weniger arbeite ich mit dem Fuß in Fahrtrichtung. Der hintere Fuß kann ja auch einiges leisten, was die Boardstellung angeht. Switch versuche ich erst gar nicht. Nicht bei diesem Wind. Aber ein paar kleine Slalomeinlagen. Die wirken auf der Pfütze recht nett. Und es ist einfach ein schönes Gefühl, übers Wasser zu gleiten. Ruhig. Wellenlos. Und doch  recht flott. Manchmal sacke ich leicht ab. Entweder liegt das an einem Lenkfehler - bei diesen Bedingungen sollte man sich schon gut konzentrieren - oder an einem kleinen Windloch, das sich im allgemeinen großen Windloch noch ein weiteres Plätzchen gesucht hat. Vor ein paar Tagen war ich bei ca. 9 Knoten mit dem Flyboard M und dem 21iger auf der Nordsee. Das war ziemlich mühsam. Mit einer mittleren älteren Flydoor ging es dann schon besser. Aber heute geht es im vergleich dazu fast einfach.

Die Flydoor XL gleitet selbst bei diesem schwächelnden Wind äußerst gut an - wenn man denn Fahrfehler vermeidet. Mit Druck ist bei diesen Bedingungen kaum etwas auszubügeln. Man muss schon ein Leichtwindliebhaber sein, um sich bei diesen Bedingungen konzentriert ans Kiten machen zu wollen. Wer bei 6 bis 7 Knoten die fetten Sprünge hinlegen will, der sollte nicht mehr als 45 Kilo wiegen. Dann tut‘s vermutlich auch ein kleineres Board. Da ich aber das Doppelte wiege, bin ich mit der Flydoor XL ganz gut bedient. Aber auch ich versuche es mit Sprüngen. Das Ankanten klappt bestens - man muss sich nur kurz daran gewöhnen, dass das Brett an den Füßen eben nicht kurz ist. Und tatsächlich, ich schaffe einen Sprung, der irgendwo zwischen Chicken-Hopp und kleinem Sprung liegt.

Ja, das Brett an den Füßen ist dann auch in der Luft ein wenig schwerer. Die Landung wird gut abgefedert und ich darf mir mit der richtigen Brettstellung sogar einen Moment Zeit lassen. Das Board rutscht sich auf dem Wasser zurecht und nimmt sogar leichte Fuß-Fehlstellungen hin.

Wendigkeit? Ich muss schon - ich kann immer nur wieder auf die Windgeschwindigkeit hinweisen - ein klein wenig vordenken, was die Schirmsteuerung und das Drehen des Boards angeht. Aber dann klappt es. Ja, man kann dieses Tanker-Board gut bewegen. Gleitet man erstmal übers Wasser, dann ist die Wendigkeit wirklich prima. Natürlich nicht zu vergleichen mit kleinen Boards. Das Board bleibt aber nicht „hängen“. Man muss nicht wer weiß wie treten und zerren. Dennoch merke ich - wie schon gesagt- dass ich mehr Kraft in den Füßen brauche. Ob die enge Flußschlaufenstellung daran etwas ändern wird? Oder doch lieber auf ganz weit? Mal ausprobieren. Nur nicht heute. Es fährt sich gerade so schön.

Mittlerweile ist der Wind aufgefrischt. Auf 8 bis 9 Knoten. Das kann man wohl keine steife Brise nennen. Von der Pfütze ziehe ich um auf die Nordsee. Ganz leichte Kabbelwellen. Das Board steckt diese Wellchen gut weg. Kein lästiges Ruckeln an den Füßen. Die Wendigkeit ist leicht erhöht und ich mache mich an etwas flottere Wendemanöver ran. Klappt bestens. Der Wind nimmt ab. 5 bis 6 Knoten. Ich rutsche mit dem letzten Windhauch Richtung Strand. Der Kite bleibt oben. Man muss ihn aber schon kontrolliert halten können.??Fazit: Die Flydoor XL wird mich in Zukunft ständig begleiten, wenn untere Windwerte angesagt sind. Die Speed 3 21 sowieso. Ab 9 bis 10 Knoten  werde ich dann bei meinem Gewicht zu einer kleinen Door greifen. Ab 11 oder 12 zu meinem Flyboard M. ??Leichtwindkiten ist eine eigene Nummer. Es ist das „ruhige“ Kiten. Manche sagen auch „Seniorenkiten“. Aber auch das kann man genießen. Ruhe, kein anderer auf dem Wasser, fast spiegelglattes Wasser und das befriedigende Gefühl, dass sich - im wahrsten Sinne  des Wortes- doch etwas bewegt.?Die Flydoor XL ist der ideale Partner für den Speed 3 21 an der unteren Windgrenze. ?Und das vermutlich nicht nur für schwergewichtige Leute. Leichtere Kiter werden mit der Flydoor XL bei wenig Wind sicher auch etwas höhere Sprünge machen können. Grundsätzlich bleibt die Flydoor XL aber sicherlich eher ein Cruiser.

Fotos von Henning Hoyer (folgen)