Kirche trifft Kirchenschiff
„Wir machen mal etwas gemeinsam!“Mit diesen Worten hatten sich Andrea Streubier und Carsten Hokema am 12.Juni 2008 bei der Preisverleihung des Missionspreises von „Andere Zeiten e.V.“ in Hamburg voneinander verabschiedet.
Die Diakonin aus Sankt Peter Ording hatte den Missionspreis für das Projekt „Kirchenschiff“ der ökumenischen Urlauberseelsorge entgegengenommen. Seit zwei Jahren steht das „Karkenschipp“ gut sichtbar am Nordseestrand. In der Saison werden jung und alt an Deck zu Andachten, Lesungen und zum Spielen und Basteln eingeladen.
Der Pastor aus Oldenburg hatte den Missionspreis für das Projekt ewigkite.de überreicht bekommen. Mit einer aufblasbaren Kirche tingeln ehrenamtliche Mitarbeiter von Drachenfest zu Drachenfest, um mit BesucherInnen und Drachenfans über Gott, die Welt und Drachen ins Gespräch zu kommen.
Nach gut zwei Jahren kam es nun anlässlich des 4.Drachenfestivals Ende August 2010 in Sankt Peter Ording zu einer Begegnung der beiden Projekte und einiger ihrer Mitarbeiter. Von Freitag bis Sonntag war der Strand von Sankt Peter Ording zu einem Veranstaltungsgelände rund um den Drachensport geworden. Bunte und formschöne Großdrachen eroberten den blauen oder bedeckten Himmel von Sankt Peter Ording. Firmen stellten ihre Produkte rund um den Drachensport vor. Die Flugschauen am Himmel wurden von der NDR-Bühne aus kompetent moderiert. Die Deutschen Meisterschaften im Lenkdrachenfliegen wurden ausgetragen und auch ein Weltrekord fand statt: 301 Drachen wurden hintereinander geknüpft und zogen ihre Bahnen durch die Wolken.
Mitten im bunten Treiben, von der Strandseite aus an markanter Seite zu sehen, standen die aufblasbare Kirche, die direkt neben dem Kirchenschiff aufgebaut wurde, und das „Karkenschipp“. Eine für viele Besucher auffallend starke kirchliche Präsenz auf dem Drachenfestival, welches mehrere tausend Besucher anzog.
Wie üblich hissten die Mitarbeiter des Kirchenschiffs ihre blaue Ökumene-Fahne, wenn sie Andachten oder Spiele auf dem Deck ihres Schiffes anboten. Wie üblich füllte sich auch an diesem Wochenende das Schiff wieder mit interessierten Kindern und Erwachsenen. Die mit Gitarre begleitete Lieder hatten esnicht gerade leicht gegen die Lautsprecher der Veranstaltungsbühnen anzukommen. Und noch etwas war anders als sonst. Das Kirchenschiff wurde vom Kirchturm und dem weithin leuchtend gelben Kreuz der aufblasbaren Kirche überragt. Ein Kirchturm neben dem Kirchenschiff. Beugten sich die Besucher leicht über die Reling zur Leeseite, entdeckten sie ein weiteres Kirchenschiff. Das durch Luftröhren aufgerichtete und mit bedrucktem Spinnackertuch überzogeneKirchengebäude der aufblasbaren Kirche stand unterhalb des hölzernen „Karkenschipp“.
Auch in der „Pustekirche“ herrschte reges Treiben. Eine Ausstellung mit Bildern, Bibeltexten und Anregungen zum Nachdenken lockte im Laufe des Wochenendes mehrere hundert Besucher an. Als Erinnerung an den Kirchenbesuch wurden insgesamt 1200 kostenlose Postkarten mit den Motiven und Texten der der Ausstellung mitgenommen.
Beim lockeren Kirchenkaffee vor der Kirche und dem „Karkenschipp“kamen sich die Mitarbeiter der beiden Projekte näher und freuten sich über die ersten beiden gut verlaufenen Jahre des jeweils anderen Projektes.
„Wir sind ganz begeistert, wie gut das Kirchenschiff angenommen wird“, meinte Andrea Streubier, die sich gemeinsam mit ihrem katholischen Kollegen und vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern um das Kirchenschiff-Programmfür die Urlauber kümmert. „Wir müssen aber auch flexibel sein. Unsere Fahne können wir nur dann hissen, wenn das Wetter stimmt.“ Das Kirchenschiff am Strand von Sankt Peter Ording ist für viele Urlauber zu einem festen Treff- und Veranstaltungspunktgeworden. Kinder und Erwachsene kommen wiederholt, fragen nach, wann der nächste Programmpunkt stattfindet und nehmen die Angebote der Urlauberseelsorge gerne an. Immer sieht man aber auch neue Gesichter, wenn die Großen und Kleinenan Deck Platz nehmen, sich für kurze Zeit aus dem Lärm der Umgebung ausklinken undmiteinander singen, reden, beten oder spielen.
Auch Carsten Hokema ist glücklich mit dem bisherigen Verlauf von ewigkite.de: „Mittlerweile sind wir gut bekannt in der Drachenszene. Unsere Hobbyfreunde sind uns gegenüber sehraufgeschlossen. Es läuft richtig rund.“ Neben vielen Kontakten in der Drachenszene, haben die Mitarbeiter der aufblasbaren Kirche auch Gespräche mit Besuchern der Kirche. Manche Besucher bleiben bis zu einer halben Stunde in der Kirche, um nachzudenken und zu beten. „Der ganz normale Mix aus Glaubensleben und Hobby scheint hier zu klappen.“ Die Homepage des Projektes wird nicht nur im Anschluss an Drachenfeste stark frequentiert. Sie bietet christliche Inhalte und viele Informationen über Drachen. Veranstalter von Drachenfesten aus ganz Deutschland kommen auf ewigkite.de zu und bitten „Kommt doch mit eurer Kirche auch mal zu uns.“
„Und was plant ihr so für die Zukunft?“
Herzhaftes Lachen bei den Mitarbeitern beider Projekte, als man feststellte, dass beide Projekte von derselben Erweiterung träumen: Eine Hüpfburg in Form einer Kirche, die von außen mit Sprüchen Jesu über Kinderund mit religiösen Motiven gestaltet ist.
Die Mitarbeiter des Kirchenschiffes müssen für besondere Veranstaltungen immer eine „normale“ Hüpfburg ausleihen und wünschen sich eine zum Kirchenschiff passende Tobemöglichkeit für die Kinder.
Die Mitarbeiter von ewigkite.de habenein attraktives Angebot für Erwachsene und möchten eine Spielmöglichkeit für Kinder anbieten. Zudem springen Kinder des Öfteren gegen die Luftröhren der Kirche und bringen damit das gesamte Gebäude zum Wackeln. Auch wenn sie aufblasbar ist, so ist die Kirche von ewigkite.de keine „richtige“ Hüpfburg.
Die aufblasbare Kirche, die zusammengefaltet in den Kofferraum eines PKW passt, lässt sich leichter bewegen als das tonnenschwere Kirchenschiff, welchesjeweils im Herbst mit einem Schwertransporter vom Strand zum Winterquartier gebracht wird.
Beide Projekte, so die Verantwortlichen, sind aber immer genau da, wo sie von ihrem Konzept her sein wollten: bei den Menschen, die in ihrem Alltag eher wenig oder gar nichts mit kirchlichen Leben und christlichen Inhalten zu tun haben. Und das macht die Diakonin und den Pastor so glücklich, dass sie sich beim Abschied glücklich anlächeln.
„Wir machen mal wieder etwas gemeinsam!"