„Überqueren Sie den Deich an der Utholmer Straße im Ortsteil Ording“.Der Blick vom Deich aus geht in die Ferne. Weit hinten liegt das Meer. Die Strandauffahrt ist ein Nadelöhr, tausende von Touristen und Drachenfans wählen diesen Weg. Den einzigen Weg.
Das Festival-Gelände liegt links vor den ganzen Holzstelzenbauten. Freitagmittag: Die ersten Großdrachen hängen bei bedecktem aber freundlichem Himmel an ebendiesem. Buggyfahrer in der Ferne. Ein paar Lenkdrachenflieger. Und an der Wasserkante Kitesurfer. Rund ums Festivalgelände Werbefahnen irgendwelcher Firmen.
Auf dem Gelände wird ein buntes Treiben vorbereitet. Kinderbespaßung, Fressmeile, Promotionzelte und NDR 2-Bühne: Und das Leben beginnt. Zumindest das Leben am Strand.
Die Organisatoren der Firma Tiedemann haben alles bestens unter Kontrolle. Nicht zum ersten Mal sorgen sie für eine Großveranstaltung.
Und auch Uwe Schwettmann hat den Überblick, was die Koordination der Drachenflieger angeht. Der ewigkite.de-Anhänger samt Sprinter-Material-Wagen finden Platz in der Nähe des Kirchenschiffs, welches seit zwei Jahren von der Touristenseelsorge als ökumenisches Projekt betrieben wird. Zum ersten Mal in zwei Jahren erleben die ewigkiterInnen, dass auch andere Christen auf einem Drachenfestival Flagge zeigen.
Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Wenn die MitarbeiterInnen des Kirchenschiffs ihre Flagge hissen, dann wissen die BesucherInnen, dass jetzt auf dem Schiffein Programm angeboten wird. Kinderandachten, Ansprache an die Erwachsenen, ein Lied, die Möglichkeit, mit den MitarbeiterInnenKontakt aufzunehmen.
Der Moderator auf der Bühne begrüßt die Besucher des Drachenfestivals. Promotionständebegrüßen ihre potentiellen Käufer und ewigkite.de begrüßt jede Menge BesucherInnen der Ausstellung in deraufblasbaren Kirche. Allem Anschein nach sind die BesucherInnen an diesem Wochenende nicht ganz so gesprächig, wie am vergangenen Wochenende in Lemwerder. Dennoch ist die Kirche manchmal gepackt voll. Es gibt aber auch Zeiten, an denen nur vereinzelt Leute reinschauen. Die Postkarten gehen mal wieder weg wie warme Semmel.
Kaltes Brot wird mit mehr oder weniger niveauvollen Werbesprüchen am Stand nebenan angeboten und unter das Volk gebracht. Die Mitarbeiter von Harrry-Brot und die ewigkiterInnen lernen sich im Laufe des Wochenende kennen. Eine nette Begegnung, auch wenn von Seiten der ewigkiterInnen hin und wieder der Wunsch auftaucht, das Harry-Stromkabel zu kappen.
Auf dem Flugfeld steigen sie wieder alle in die Luft: Die Krabbe von Mr.Lynn, der Teufel von Olaf (der Engel hat einen Riss und Olaf keine Nähmaschine) , die Turbinen unterschiedlicher Drachenclubs, die Teddys, Rochen, Kraken unterschiedlichster Drachenfans. Steht man am Fluggelände und betrachtet man die einzelnen Drachen, dann wird einem klar, wie engagiert die Drachenfreunde ihr Hobby betreiben.
Manche sieht man von früh morgens bis spät abends nichts anderes tun als Anknüpfen oder Abknüpfen, Zurechtruckeln , Einpacken und Auspacken. Wunderschöne Formen erobern den Himmel. Und Farben. Noch ansprechender würden sie wirken, wenn die Sonne scheinen würde. Am Samstag tut sie das hin und wieder für ein paar Minuten.
Der Wind pendelt sich so bei 3 bis 4 bft, manchmal in Böen 5, ein. Ziemlich ideal für sämtliche Drachenmodelle. Ein buntes, gut organisiertes und harmonisches Treiben erfüllt das Festivalgelände die Tage über. Manchmal etwas gestörtdurch Promotiongerede und Musik. Wie wäre es mit dem ersten deutschen Drachenfest ohne Beschallung? Einfach Fliegen am Strand. Wind. Keine weiteren Eindrücke, die aufs Ohr drücken? Nun denn, der durchschnittliche Tourist möchte das vielleicht nicht.
In der Nähe des Buggygeländes finden die Deutschen Meisterschaften im Lenkdrachenfliegen statt. Immer wieder bilden sich Menschentreiben vor dem Fluggelände. Staunende Blicke. Ahs und Ohs beim Betrachten der Kunstflugeinlagen oder beim Verfolgen der Formationsflüge.
Mitten auf dem Buggygelände bildet sich am Samstag eine weitere Menschenansammlung. 301 Lenkdrachen hintereinander. Beeindruckend. Farbenfroh. Fröhlich. Begeisterte Stimmung. Weltrekord.
Sowieso: Die ganze Drachenprominenz scheint in Sankt Peter zu sein. Man sieht bekannte Gesichter,Leute, die schon einmal einen besonderen Drachen gebaut haben, als Drachenpapst bezeichnet werden oder die irgend etwas besonders Verrücktes im Bereich der Drachen organisiert oder hergestellt haben.
Der Sonntag geht bedeckt an den Start. Und dann regnet es, was der Himmel her gibt. Und dann scheint die Sonne. Und dann regnet es aus Kübeln. Verregnet und heiter geht ein Drachenfestival zu Ende, das gut organisiert war, das vielen Leuten Spaß gemacht hat und das wieder einmal gezeigt hat, wie vielfältig die deutsche und internationale Drachenszene ist.
Aufgrundseiner Lage und aufgrund des ungeheuer weiten Strandes ist Sankt Peter Ording ein idealer Ort für die Austragung eines Drachenfestes.Und ein idealer Ort, um die Natur zu genießen. Das wird einem besonders dann deutlich, wenn man morgens bei Sonnenaufgang am Strand entlang läuft. Weite. Ruhe. Horizont.