Ghana-Reisebericht 2011 von Emmanuel Norman

 

Ghana - Ein Land in dem die Menschen einfach einfach leben
Von Emmanuel Norman    Weitere Bilder 

Ghana.
Etwa 24 Millionen Menschen leben in dem kleinen westafrikanischen Land auf einer Fläche von 240.000 km², dessen ursprünglicher Name „Goldküste“ lautet. Dieser wurde dem Land aufgrund seiner Bodenschätze gegeben, wobei jeder Kiter, der einmal in Ghana war, diesen Namen für immer mit der 540 km langen goldenen Küste mit traumhaften Sandstränden und konstant guten Windverhältnissen in Verbindung bringen wird. Das von Touristen noch weitestgehend unentdeckte Land ist im tropischen Raum gelegen und besticht mit phantastischen Stränden und gleichbleibenden Temperaturen bis 40°C. Ghana ist seit 1957 unabhängig. Der amtierende Präsident Prof. Dr. John Evans Atta-Mills, sorgt als ehemaliger Jurist und Universitätsprofessor für politische Stabilität und Unabhängigkeit. Das Volk ist mit dem Präsidenten äußerst zufrieden und so findet man heute ein freies, freundliches und vor allem ruhiges Ghana vor, in dem sich auch Touristen frei und sorglos bewegen können.

 
Ghana für Kitesurfer.

„Warum ausgerechnet Ghana? Warum fliegst du nicht nach Brasilien, Ägypten oder nach Fuerteventura?“ Dies waren die typischen Fragen die man mir stellte, als ich mein Reiseziel bekannt gab. Obwohl diese Frage nicht unberechtigt schien, war mir klar, dass ich andere Wege gehen wollte. Ich wollte Menschen das Kiten näherbringen, die ansonsten keine Chance haben, diesen Sport kennen zu lernen und gleichzeitig mehr über meine eigenen ghanaischen Wurzeln erfahren. Die Faszination ein Land zu bereisen, in dem der Kitesport noch weitgehend unbekannt ist, veranlasste mich dazu im April 2011 die neuntägige Reise nach Ghana anzutreten. 
 


Ghana. Ein Reisebericht.

Als der Flieger zu Beginn meiner Reise Mitte April 2011 frühmorgens mit Francis, Denise und mir abhob, war das Ziel unserer Reise Accra, die Hauptstadt Ghanas, welche wir über zwei kurze Zwischenstopps in Istanbul und Lagos erreichten. Voll bepackt mit den neuen Boards und Kites der Firma Flysurfer Kiteboarding und jeder Menge Kamera-Equipment stiegen wir nach 10 Stunden aus dem Flugzeug und wurden von der tropischen Hitze überrollt. Nach einer kurzen Autofahrt und einer herzlichen Begrüßung von meinen Verwandten konnten wir nach gut 25 Stunden auf den Beinen endlich schlafen. Erholt und voller Vorfreude auf die bevorstehenden Tage am Strand machten wir uns am nächsten Morgen auf zum Kokrobite Beach. Von nun an immer an unserer Seite war mein Onkel Nat, der zugleich als Reiseleiter, Dolmetscher und Sicherheitsperson fungierte.  

An der Küste angekommen wartete ich nicht lange und lief sofort an den Strand. Zwar wusste ich im Vorhinein schon über die afrikanischen Strände Bescheid, jedoch überraschte mich der tatsächliche Anblick trotzdem. Eine Palme reihte sich an die nächste und viele kleine Fischerboote, die in der Nacht nur als kleines Licht am Meer zu erkennen sind, schipperten ruhig übers Meer. Schnell war der Kite ausgepackt und schon nach wenigen Minuten kamen Kinder und Erwachsene an den Strand um mir zuzusehen. Einen Rastaman an einem Drachen hängend hatte man hier wohl noch nie zuvor gesehen. Kurzerhand wurde ein am Strand liegendes Boot zur Zuschauertribüne umfunktioniert und bei jedem Sprung, den ich mit dem Kite machte, jubelte und klatschte eine ganze Meute Kinder voller Begeisterung. Es war sehr beeindruckend zu sehen, wie viel Freude man den Kindern mit dem Sport bereiten konnte, obwohl sie ihn selbst gar nicht ausüben konnten. Durch solche Begegnungen und Erlebnisse wurde mir wieder deutlich, wie glücklich man sich schätzen kann, einen Sport als Hobby ausüben zu können, da alle anderen Grundbedürfnisse gedeckt sind.  
 

Hinter all diesen positiven Erlebnissen, kommt jedoch schnell wieder die Realität der Kinder in Afrika zu Tage. In Ghana besteht zwar Schulpflicht, jedoch können nur knapp 65% der Kinder die Grundschule, 40 % eine weiterführende Schule besuchen. Meist helfen die Jugendlichen ihren Eltern bei der täglichen Arbeit oder haben gar keine Betätigung.
Freizeiteinrichtungen gibt es kaum und so spielen die Kinder meist Fußball, toben im Meer oder verdienen sich einige Cedis beim Verkauf von Wasserbeutelchen, genannt „Pure Water“. Am Ende des Tages kehrten wir wieder in unsere Unterkunft, das Big Millys Backyard, zurück. Diese kleine Urlaubs-Lodge, die direkt am Strand gelegen und von Palmen umgeben ist, strahlt gemütliches und traditionelles Flair aus und ist für Wassersportler aufgrund des direkten Strandzugangs die perfekte Wahl. Nach einigen Tagen am Kokrobite Beach, genossen wir noch einmal das allseits bekannte Bananenchips-Joghurteis und fuhren weiter über holprige Pisten, die wie so viele Straßen in Afrika in schlechtem Zustand waren, zu meinen Verwandten nach Somanya. Ein Highlight, jedoch nichts für schwache Magennerven, sind die afrikanischen Märkte, auf denen von frischem Fisch über Gewürze bis hin zu Früchten und Handwerk alles Regionale präsentiert und verkauft wird.
 

Nach diesem Besuch ging es weiter auf das Kpong Airfield zum Landboarden. Dieser einzige private Flugplatz Ghanas bietet eine wunderbare Aussicht auf den Krobo Mountain, die nahegelegenen Dörfer und die Savanne ringsum. Nach kurzer Zeit zog leider ein Gewitter auf, sodass meine erste Kitelandboarding Session in Afrika ein baldiges Ende fand. Die letzten Tage der Reise verbrachten wir dann in Akosombo, einem Ort am Volta-Stausee, der mit 8502 km² der größte künstlich angelegte See der Welt ist und dessen Wasserkraftwerk die wichtigste Quelle für elektrische Energie in Ghana darstellt. Wir mieteten kurzerhand einen Jet-Ski und  ein kleines Boot und ließen den wunderbaren Abend ausklingen.  

Ehe ich mich versah, waren die neun Tage schon wieder zu Ende und Denise, Francis und ich begaben uns auf den Heimweg. Ghana selbst habe ich von einem ganz besonderen Blickwinkel kennen gelernt. Fröhliche Menschen und bunte Marktplätze stehen sozialen und wirtschaftlichen Problemen auf Augenhöhe gegenüber. Das Gefühl der grenzenlosen Freiheit an menschenleeren Stränden, die für das Kiten wie gemacht sind und das ruhige, einfache Leben vor Ort, haben mich darin bestätigt, Ghana bei nächster Gelegenheit wieder zu besuchen um mein Ziel zu erreichen, demnach neue Kitereviere zu entdecken. Ghana ist für jeden Kiter, vom Anfänger bis zum Profi, der perfekte Ort um seinen Sport auszuüben. Die konstant guten Windverhältnisse und kilometerlangen Strände machen fast jeden Tag eine Kitesession möglich. Durch die Entdeckung neuer Kitereviere in Ghana, lässt sich ein neues Ziel auf der geistigen Landkarte eines jeden Kiters hinzufügen. Neben Fuerteventura, Brasilien oder Ägypten könnte auch bald Ghana als Reiseziel definiert sein, was in Folge auch einen Beitrag leisten kann zur Lösung mancher sozialen oder wirtschaftlichen Probleme.  


 

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