Anna-Gretha Ideström: Die Kirchennäherin gibt Antwort

 

 

 

Ewigkite.de:
Anna-Gretha Ideström, zunächst einmal ganz ganz herzlichen Dank an dich und alle Mitarbeiter für die „erste Fahnenkirche Deutschlands“! Respekt, das ist eine wunderschöne Kirche geworden und dazu noch ein echter Hingucker!
Hast du jemals gedacht, dass du eine Kirche nähen würdest?

Anna-Gretha Ideström:

Ich habe unter vielen Jahren vieles genäht aber nie daran gedacht eine Kirche zu nähen.

Ewigkite.de:
Wie bist du zum Nähen gekommen? Wie zur Kunst? Was hat dich diesbezüglich geprägt? Und: Kannst du sagen, was es genau ist, was dir beim Nähen so viel Freude macht?

Anna-Gretha Ideström:

40 Jahre lang habe ich auf verschiedene Gymnasien unterrichtet und meinen Beruf geliebt, aber in der Schule sieht man nicht so schnell Ergebnisse , wie beim Nähen oder Malen. Deshalb war dieses Hobby eine gute Abwechslung zu der Arbeit in der Schule.

Ewigkite.de:
Du hast gemeinsam mit den anderen Leuten aus der Patchworkgruppe ja nicht nur einfach tagelang genäht. Du bist  eine Künstlerin, die sich viele Gedanken um ihre Werke macht. Das war auch mit der Fahnenkirche so. Wie bist du vorgegangen, was die Motivauswahl der Kirchenfenster anging? Wie hast du sie entwickelt?

Anna-Gretha Ideström:
Am Anfang hatte ich 8 Skizzen gemacht und ließ meine Freunde aus der Patchworkgruppe 4 davon auswählen. Diese habe ich dann maßstabsgetreu auf Papier  (1,2 m x 1,0 m) gezeichnet und an Carsten geschickt mit den ersten Probebildern. Nach seinem „Ja“, habe ich angefangen die einzelne Stoffstücke jeweils auf dem Papierbild zu kleben, danach zusammen geklebt und genäht.


Ewigkite.de:

Erzähle uns bitte noch, was du dir bei den einzelnen Motiven gedacht hast, was dir bei der Realisierung wichtig war. Was wolltest du zum Ausdruck bringen? Oder: Was war dir an den einzelnen Fenstern/ Motiven wichtig?  Welche Einzelheiten waren dir wichtig? Fangen wir vorne an, nicht bei  Adam und Eva, aber bei Eva ....

Anna-Gretha Ideström:
Bei der Motivsuche habe ich meinem Gedächtnis nach Bibelbilder gesucht, die ich in anderen Techniken gemacht habe. Dabei fand ich das Kreuz, das Weihnachtsbild und das Abendmahl. Diese Bilder wurden weiter entwickelt und etwas verändert. Eva kam neu dazu und auch andere Bilder, die nachher weg sortiert wurden.

Die Motivwahl war am Anfang Zufall nur mit der Vorgabe: biblische Bilder und passend zu Kirchenfenstern.

Nachher habe ich entdeckt, dass sie gut zusammenpassen und sogar die biblische Botschaft in Kurzfassung beschreibt.


Ewigkite.de:
Sag’ uns bitte kurz etwas zu den einzelnen Bildern.


Anna-Gretha Ideström:
Eva ist mein Lieblingsbild. Eva streckt die Hand nach oben gegen das Licht, das sie von oben umstrahlt. Leider ist da die verbotene Frucht und der schlechte Rat von der Schlange im Wege. Von unten kommt die giftgrüne Schlange und von der strahlt Dunkles aus. Eva sieht man nur von hinten. Sie ist nicht eine bestimmte Person, sondern könnte jeder von uns sein.

Bei Eva oder beim Sündenfall fängt die Heilsgeschichte an. Gott verspricht, dass ein Retter kommen soll.

 


Das Weihnachtsbild zeigt die Erfüllung der Hoffnung, dass  der Messias kommen soll. Die kleine Familie steht eng zusammen, bildet eine Einheit gegen alle Gefahren, die lauern. Die Familie ist in warmen rot/orange/gelben Farben gehalten, um Liebe und Wärme in einer dunklen Umgebung zu symbolisieren.

 

 


Das Kreuz leuchtet auch hell in einer dunklen Umgebung. Das Licht ist in die Welt gekommen. Die Sünde ist besiegt. Die dunklen Mächte müssen vor der Liebe Gottes weichen.




Das Abendmahl ist unsere Erinnerung an Jesu Tod und Versöhnungswerk am Kreuz. Daher das blutrote Kreuz. Das Abendmahl zeigt auch nach vorne: "Bis ich es mit euch wieder feiern werde".

 

Eigentlich versteht man die einzelnen Bilder erst im Zusammenhang mit den anderen.


Ewigkite.de: Bist du an den hunderten von Metern Näharbeit des Kirchturms verzweifelt? Der ist ja noch einmal 1,5 Meter höher als so eine normale Kirchenmauerfahne...

Anna-Gretha  Ideström:

Nein, obwohl die anderen Frauen oft fragten , ob ich wirklich wusste, was ich versprochen hatte. Die Angst und Unsicherheit war am Anfang, bevor ich die Motive ausgesucht hatte und die Skizzen umsetzen konnte.

Da gab es schlaflose Nächte. Was habe ich versprochen? Kann ich das überhaupt?

Wie komme ich mit diesem Material zurecht? Nachdem die Fenster fertig waren, war der Rest nur Arbeit, viel Arbeit, aber eben relativ einfache Arbeit.

Mit den Ziegelwänden haben mir die Patch-Work-Frauen viel geholfen. Sie haben geklebt und genäht. Im Februar habe ich sehr viel genäht um endlich fertig zu werden.

Nachdem ich fertig war, konnte ich eine Woche lang meine Nähmaschine nicht anfassen und wollte sie auch nicht sehen. Das ist vorbei und ich nähe wieder mit Freude aber nicht mehr "Steine".


Ewigkite.de: Wie haben deine Verwandten und Bekannten reagiert, als sie gehört haben, dass  du eine Kirche nähst?

Anna-Gretha Ideström:
Ich hatte Freunden und Gemeindemitgliedern von der Kirche erzählt, aber sie konnten damit nichts anfangen. Später zeigte ich die Bilder und so langsam wurden sie interessiert und wollen jetzt die fertige Kirche sehen.


Ewigkite.de: Kannst du abschätzen, wie viele Stunden du und ihr an der Fahnenkirche gearbeitet habt? Wie viel Nähgarn habt ihr verbraucht, wie seid ihr vorgegangen, was die unendlich vielen Fugen angeht? Worauf musstet ihr achten?  Plauder bitte ein wenig aus der Nähschule, falls jemand anderes auch mal eine Kirche nähen  möchte....

Ana-Gretha Ideström:
Stunden kann ich nicht schätzen, aber wir haben etwa 3 km Band und etwa 5 km Garn verbraucht und 25 m Stoff verarbeitet.

Erst haben wir die Fugen auf dem Stoff gezeichnet, dann die Bänder geklebt und zuletzt genäht.

Ewigkite.de: Gab es auch Momente, in denen du die Nase voll hast von diesem Projekt?

Anna-Gretha Ideström:

"Nase voll" hatte ich nicht, aber falls die Kirche im Herbst zurück kommt und ich muss das reparieren, was Wind, Salz und Regen kaputt gemacht haben, könnte ich verzweifeln.

Es war eine ganz neue Arbeit, eine wirkliche Herausforderung, weil es viel, schwer und anspruchsvoll war.

Nachdem die Arbeit fertig ist, bin ich froh, dankbar und ein wenig stolz. dass wir sie geschafft haben.

Ich habe die ganze Zeit Gottes Hilfe und Segen gespürt. Schritt für Schritt haben wir die Probleme lösen können. Die Bilder passen gut zusammen ohne, dass ich mir viele Gedanken machen musste. Wir haben auch keine gravierenden Fehler gemacht, so dass wir neu anfangen musste.

Ewigkite.de: Herzlichen Dank für deine Antworten! Dir und der Patchworkgruppe noch einmal ganz ganz herzlichen Dank! Eine Frage noch: Wann nähst du den Kölner Dom im Maßstab 1:100 nach? J

Anna-Gretha Ideström: ... der Kölner Dom ist keine Herausforderung, weil ich da die künstlerische Freiheit nicht hätte. Das würde ja nur eine Kopie werden! J