7.Februar - Interview







"Neu bei Interviews"

„Wenn ich den Teufel fertig habe,
  muss ich den Engel anfangen!“
(O.Meißner)


Coming up soon: Interview mit Peter Lynn

 



 



 

Olaf Meißner aus Oldenburg ist begeisterter Drachenflieger. Seine Leidenschaft sind Einleiner. Ein Interview mit dem Schöpfer von „Teufel“ und „Engel“.



Ewigkite.de: Olaf Meißner, du bist Drachenfan! Wann hat dich das Hobby gepackt, wann ging es los?

Olaf: Das muss so 1991, 1992 gewesen sein. Ich bin über die Nordwest-Zeitung zum Drachenfliegen gekommen. 1991 oder 1992 gab es eine Verkaufsaktion der Nordwest-Zeitung. Da wurde eine Lenkdrachen verkauft. Ich glaube für 10 oder 20 Mark. Das stellte sich dann im Nachhinein als ein Einleinerdrachen heraus, der zum Lenkdrachen umgebaut wurde. Den habe ich mit einem Bekannten gekauft. Und dann hat es mich gepackt.


Ewigkite.de:
Wann hast du angefangen Einleiner selbst zu nähen?

Olaf: Das war ungefähr fünf oder sechs Jahre später. Ich hatte schon viele Zweileiner genäht, aber dann wurde es mir zu langweilig vom Design her. Lenkdrachen sind im Grunde alle dreieckig  und bei Einleinern ist einfach mehr zu machen. Es gibt mehr Varianten.

Ewigkite.de: Dein erster Einleiner, das war ...

Olaf: ... ein Rokakku. Ein Drei-Meter-Rokakku.

 

 

Ewigkite.de: Für den Anfang schon ziemlich ordentlich!

Olaf: Ja, ich habe mir Einleiner ausgesucht, die auch ordentlich Zugkraft entwickeln und da war der Rokakku zu der Zeit für mich ziemlich interessant.



 


























Ewigkite.de:
Was waren deine Lieblingsdrachen auf dem Weg zu „Teufel“ und „Engel“?

Olaf: Ich weiß nicht mehr genau, vor wie vielen Jahren  es war. Irgendwann bin ich mal zu einem Manta gekommen, von Peter Lynn. Der war sehr marode und schon etliche hundert Mal geflickt worden. Diesem Drachen habe ich die Maße abgenommen und ihn wieder komplett neu aufgebaut. Ich habe ihn als Vorlage verwendet.

Ewigkite.de: War das dein Lieblingsdrachen? Und existiert er noch?


Olaf:
Ja, und er existiert noch!  Der ist auch noch gar nicht so alt. Diesen Manta habe ich vor 15 Jahren das erste Mal auf Fanö gesehen. Ich habe mich dann auch gleich schlau gemacht. Aber finanziell lag das gar nicht drin, daran war nicht zu denken. So was selber zu nähen, das hat mich schon seit Jahren gereizt und irgendwann habe ich dann eben einen zur Verfügung gestellt bekommen, bei dem ich die Maße nehmen konnte.



Ewigkite.de:
2009 bist du dann mit dem Teufel aufgetreten. Erzähl was zum „Teufel“. Wieviel Quadratmeter hat er? Wie lange hast du dran gesessen? Wann war Premiere? ....

Olaf: Der „Teufel“ hat 220 Quadratmeter, es sind ungefähr 1000 Meter an Waageleinen dran vernäht und über 2500 Meter Nähgarn. Den habe ich mit einem Bekannten zusammen genäht....


Ewigkite.de:
Entschuldigung, noch eine Zwischenfrage: Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Teufel zu nähen?

Olaf: Das ist auch schon ein paar Jahre her. Es gab einen Drachenflieger, der eine stablosen Eddy gebaut hatte und da kam mir so die Idee, dass das nicht alles sein kann. Es müsste doch auch noch andere Drachen geben, Stabdrachen, aus denen man einen Stablosen machen könnte. Und dann saßen wir mit acht Leuten am Strand von Fanö und ich habe die Drachentasche ausgepackt, die Drachen ausgebreitet und mal geguckt, welche Drachen man auch als Stablose bauen könnte. Und dann hatten wir irgendwann den kleinen Teufel als Stabdrachen.  Und dann habe ich gesagt – und alle anderen auch – „das wäre das Richtige“. Tja, so ist die Idee entstanden und es hat dann noch zwei Jahre gedauert, bis ich endlich soweit war, damit anzufangen. Das musste ich natürlich auch mit meiner Frau absprechen. Die hat gesagt: „Wenn du den Teufel nähst, dann musst du mir aber auch einen Engel bauen!“. Und ich habe gesagt: „Okay, kein Problem, du musst mir nur eine vernünftige Vorlage geben, damit ich einen Engel danach nähen kann, der auch fliegt!“ Es dauerte keine Viertelstunde, da kam meine Frau mit einem Buch von Window-Colours an, in dem ein Engel abgebildet war, der tatsächlich die Anforderungen erfüllte. Zumindest zu 90 Prozent.

Ewigkite.de: ... also noch bevor du den Teufel angefangen hast, wusste sie schon, wie der Engel aussehen sollte.

Olaf: Ja, richtig.

Ewigkite.de: Also waren die immer zusammen in deinem Kopf.

Olaf: Ja, ich wusste immer, wenn ich den Teufel fertig habe, muss ich den Engel anfangen.

Ewigkite.de: Noch ein paar technische Daten zum Teufel. Wie lange habt ihr daran gesessen?

Olaf: Also, wir waren zu zweit. Dirk Schumacher und ich. Dirk ist jetzt aber nicht mehr im Drachenbereich tätig. Genäht haben wir, ... das kann man schlecht sagen, aber es sind sicherlich auch so 200 bis 300 Stunden zusammen gekommen.

Ewigkite.de: Und wie ist es jetzt, wenn du deinen Teufel siehst? Bist du stolz, wenn er in der Luft ist?

Olaf: Ja selbstverständlich ist man stolz auf alles, was man selbst gemacht hat und was dann später auch tatsächlich fliegt. Gerade auch da er ja nachtflugtauglich ist, mit Beleuchtung und Reflexband, und man merkt es dann am Applaus, wenn man ihn vorgeführt hat. Der Applaus ist doch recht heftig. Also, das ist dann schon eine tolle Bestätigung, wenn man es richtig gemacht.

Ewigkite.de: Den Teufel hattest du 2008 fertig. Musstest du dich treten, dann gleich mit dem Engel weiter zu machen. Das eine Großprojekt gerade fertig, dann nur ein wenig Pause  und im Winter gleich wieder ran?

lemwerderomengel 5

Olaf: Nein, also treten musste ich mich nicht. Man fängt ja nicht sofort an, ins Volle zu gehen. Man hat erstmal viel Kopfarbeit.  Man überlegt sich Vieles, hat das Bild vor sich liegen und denkt nach, wie man es macht, wie man es umsetzt. Man baut den Drachen zwar schon im Kopf komplett fertig, man überlegt aber ständig, wie man es macht. Dann musste der Drachen konstruiert werden. Das habe ich mit einem Bekannten zusammen gemacht, der das Ganze am PC errechnet hat. Dann konnte es geplottet werden. Danach ging es in den Osterferien in einer Sporthalle los, den ganzen Stoff zu zerschneiden, nähen, die ganze Arbeit. Die Produktionszeit des Engels betrug über ein Jahr.

Ewigkite.de: Du hast den Engel in Lemwerder 2010 zum ersten Mal in die Luft gezogen. Warst du zufrieden?

Olaf: Im Großen und Ganzen schon,  die Waage musste noch nachjustiert werden. Aber der erste Start war schon in Ordnung.

Ewigkite.de: .... und bist du mit dem Design zufrieden?

Olaf: Er ist besser, als ich es gedacht hatte.

Ewigkite.de: Es wird der Zeitpunkt kommen, da wirst du Teufel und Engel gemeinsam hochziehen, wenn du genug Leute dafür hast....

Olaf: Ja, vielleicht nicht ganz gleichzeitig, aber wir sind dabei, eine Show auszuarbeiten, so dass man einen richtigen Act daraus machen kann. Auch fürs Nachtfliegen mit Feuerwerk und Lichteffekten.

Ewigkite.de: Wir sind gespannt!

Olaf: Ja, ich auch!

Ewigkite.de: Olaf, ganz herzlichen Dank für das Interview! Weiterhin viel Freude mit deinen Drachen und viel Phantasie für dein Hobby. Wir sind gespannt, was noch alles so kommt!