Wir

Wir gehen hin.

 „Wir gehen hin.“ ist das Motto des Dienstbereich Mission im BEFG, an den das Projekt ewigkite.de organisatorisch und auch inhaltlich angegliedert ist. Die Entwicklung dieses Mottos geschah in einem Team-Prozess, der mehrere Monate dauerte. Die Frage, die die Mitglieder des Teams  dabei beschäftigte war, was die Arbeit dieses Dienstbereites gegenüber anderen Dienstbereichen im BEFG auszeichnet oder in Zukunft auszeichnen soll. Als „Missionare“, die evangelistisch und diakonisch unterwegs sind, war uns eigentlich von Anfang an klar, dass es bei unserer Arbeit immer um einzelne Menschen geht, denen das Evangelium in Wort oder Tat nahegebracht werden soll. Die Nachricht von Gottes Liebe zu den Menschen soll bei den Menschen ankommen.


Da es offensichtlich so ist, dass Menschen, die von Gottes Liebe noch nicht so viel gehört oder gespürt haben, uns Kirchenmenschen nicht gerade die Türen einrennen, haben wir wieder neu die Denkrichtung aufgenommen, dass wir die Türen aufmachen und nach draußen gehen müssen. Und ganz selbstbewusst haben wir dann - nach einem CI-CD-Prozess-  formuliert: Wir gehen hin.


Der Bibelvers, der ganz klein auf der abgebildeten Postkarte steht hat uns dazu angeregt: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern ...“ (Mt.28,19). Ein Bibelvers, der mich im laufe der vergangenen Jahre sehr geprägt hat und der für viele Christen zu so etwas wie einer Selbstverständlichkeit geworden ist, dass er zum 1 x 1 des Glaubens gehört.

 

So selbstverständlich, wie der Vers in kirchlichen Kreisen zitiert wird, so selbstverständlich ist aber seine Umsetzung nicht. Ja, ja, wir sollten, müssten, könnten hingehen, wenn wir unser Gemeindeleben, wenn wir dies und jenes erledigt, organisiert, geklärt haben. Viele Kirchengemeinden sind Tage, Monate, Jahre, wenn nicht Jahrzehnte damit beschäftigt, ihr eigenes kleines Geschäft ans Laufen zu bekommen oder am Laufen zu erhalten. Grundsätzlich stimmen sie dieser Aussage „Gehet hin“ zu - immerhin hat es ja der Chef ihres Unternehmens kurz vor der Unternehmensgründung gesagt. Nicht selten sind aber Kirchengemeinden fast ausschließlich damit beschäftigt „in die Kirche zu gehen“. Sie vergessen dabei - wohlgemerkt, manchmal wirklich gut gemeint und ohne es zu merken - hinzugehen. Kirchengemeinden werden zu einem mehr oder weniger gut funktionierenden Vereinsleben degradiert. Wenn es schlecht geht, dann kommt es zu ausgesprochen dümmlicher Vereinsmeierei mit christlichem Anstrich.

Nun gibt es aber auch Gemeinden und einzelne Christen, für die der Missionauftrag, der fälschlicherweise in vielen Bibeln mit „Missionsbefehl“ überschrieben ist, eine motivierende und herausfordernde Aufforderung Jesu ist, weil sie nicht dem Missverständnis unterliegen, dass das Reich Gottes sich ausschließlich hinter oder in Kirchenmauern abspielt. Denn was Jesus verkündigte, das war das Reich Gottes. Zum Thema Gemeinde, Kirche etc. hatte er erstaunlich wenig zu sagen (was - um einige Gemüter zu beruhigen - natürlich nicht heissen soll, dass Gemeinde kein Thema wäre, mit dem man sich nicht beschäftigen sollte).

 

Mit seinen Aussagen zum Reich Gottes hat Jesus den Blick seiner Hörer und seiner Nachfolger immer geweitet. Er hat sie herausgeholt aus ihrer wie immer auch beschränkten Weltsicht. Der Status Quo, das Vorgegebene, die begrenzten Erfahrungs- und Erlebnisräume der Menschen waren ihm nie genug. Der „Shalom Gottes“, der alle Menschen umspannende Friede Gottes, das innerliche und äußerliche „Heil sein“ aller Menschen, lag Jesus am Herzen. Er wurde nicht müde von Gottes Reich zu erzählen. Ständig weitete er den Horizont, steckte die Pfähle noch ein Stückchen weiter. Warum? Aus lauter Offenheit, Toleranz und welterfahrener Weitsicht? Jesus wusste, was Reich Gottes bedeutet. Die Bibel beschreibt, dass er aus Gottes Welt, aus Gottes Wirklichkeit, aus der direkten Einheit mit Gott kam. Er hat die Erde betreten, die menschliche Wirklichkeit. Und allem Anschein nach war das, was er da vorfand nicht gerade das, was er als Reich Gottes, als Gemeinschaft mit Gott kannte. Die Möglichkeit aber, Gemeinschaft mit Gott zu haben, das Reich Gottes zu erleben, davon wusste er. Das hatte er selbst erlebt. Also muss es doch eine Möglichkeit geben, diese Gemeinschaft zu erlangen. Oder wieder zu erlangen.
Mit der Predigt vom Reich Gottes hat Jesus deswegen (fast) immer einen Aufruf zur Umkehr verbunden. Zur Buße. Ein Wort, das deutsche Ohren meistens mit Sack und Asche verbinden. Ein Wort, das unangenehme Assoziationen weckt. Das muss es aber gar nicht. Im der Ursprungssprache des Neuen Testaments ist das Wort Umkehr/Buße aus zwei Wörtern zusammen gesetzt. „Um, anders“ und „Denken, Verstand“. Was Jesus seinen Hörern sagt ist „Denkt um. Denkt anders. Setzt euren Verstand anders ein.“
Den Verstand, das denken anders einsetzen, was Gott angeht. Was das Reich Gottes angeht.  Das ist nicht einfach.

„Wir gehen hin.“, das ist etwas, was Jesus seinen Nachfolgern beibringen musste und beibringen muss. Umdenken und anders denken hat es damit zu tun, dass man sich auf dem Weg macht. Es passt ganz gut und ist wohl auch kein Zufall, dass Jesus ein typischer

Wanderprediger, wie es zur damaligen Zeit in Israel viele gab, war. Er hatte keine ge- oder ummauerte Lehranstalt, in der er die geistlich Interessierten  oder Begabten noch frommer gemacht hat. Er ist mit seinen Schülern hingegangen. Ins ganz normale Leben. Sie sind umhergezogen. Und indem sie hin gingen, umherzogen, hat Jesus ihnen den Horizont erweitert. Er hat es ihnen vorgemacht, wie das Reich Gottes zu einzelnen Menschen kommen kann, wie die Rede vom Reich Gottes konkret wird, indem man für andere Menschen da ist, ihnen hilft, sie heilt, sie liebevoll aufnimmt, ihnen vergibt, zu essen gibt, ihnen Hoffnung schenkt, ihre Lebensprobleme anspricht und ihnen dann konkret hilft.
Den „Shalom Gottes“ hat Jesus für einzelne Menschen konkret werden lassen. Seine Rede vom Reich Gottes war nicht nur heiße Luft. Menschen konnten wieder (durch-)atmen, bekamen Hoffnung. Ihnen gelang das Leben besser.

Mit dieser Zielrichtung war Jesus unterwegs: das Leben soll besser gelingen. Das möchte Gott. Darüber „freut“ Gott sich. Da bricht das Reich Gottes schon mitten in dieser Welt zeichenhaft an.

Und damit das auch weiterhin geschieht, sagt der Auferstandene seinen Nachfolgern eben nicht: „Bleibt schön in euren Kreisen, geht bloß nicht vor die Tür.“
Eben nicht:  „Darum bleibt hier hin und machet zu Jüngern alle, die eure Türschwellen übertreten.“

 

Christsein, das haben die ersten Jünger erlebt, heisst unterwegs sein. Heisst die eigene, manchmal kleine Welt und den eigenen manchmal ebenso kleinen Horizont zu überwinden. Nicht etwa aus Abenteuerlust. Sondern weil der Auferstandene einen weiteren Blick. Einen Blick für die vielen Menschen, denn er es auch gönnt, das Reich Gottes zeichenhaft schon auf dieser Welt zu erleben. Und wenn sie die Botschaft auch noch glauben, dann werden sie davon ewig etwas haben.

Wir gehen hin. Denn es geht dem liebenden Gott nicht nur um mich, um mein „christliches Wohlbefinden“. Es geht ihm um sein Reich. Und das ist was wirklich Gutes. Für alle Menschen.

 

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