Test Peak 2 9
Hier geht es zum Video "Peak 2 9 auf der Ostsee"
Ersteindruck
Seit Mitte März gehört der Peak2 9 zum Kitepool von ewigkite.de. Nachdem im vergangenen Jahr der Peak 6, mit dem viele Nutzer bei ewigkite.de schon zufrieden waren, das Sortiment bereichert hatte, war ich nun gespannt auf den Nachfolger. Da kommt also das Paket aus Marquardtstein ... . Paket öffnen und Kite entnehmen.
Da ist es also, das zweite Modell des „Tüten-Kites“. In einen kleinen blauen leichten Transportsack ohne jeglichen Schnickschnack untergebracht. Ja, man braucht für den Peak wirklich keinen eigenen Rucksack, denn Packmaß und Gewicht sind dermaßen gering, dass man ihn immer noch irgendwo anders mit unterkriegt. Eine Handtasche dürfte zu klein sein, aber eine Sporttasche, angefüllt mit Klamotten für einen Kurzurlaub, reicht dicke aus, um noch Platz für den Peak zu finden. Ersteindruck also: „Den kann ich noch eben mal mitnehmen: Der passt immer!“
Beim Ausbreiten des Kites erlebt man sein blaues (!) - .... aha, der Kite ist blau! - Wunder: Aus einem kleinen Tuchknäuel mit wenigen Waageleinen wird ein stattlicher 9qm großer Kite. Das macht Eindruck.
Qualität/ Verarbeitung
Nicht minder beeindruckt ist man, wenn man den Kite genauer unter die Lupe nimmt, was Verarbeitung und Wertigkeit des Materials angeht. Da wurde an keiner Stelle gespart oder gepfuscht. Die Nähte sind äußerst akkurat gesetzt, Überlappungen sucht man vergebens, der Aufdruck ist solide und zugleich geschmeidig und die Leinen sind, wie gewohnt, von feinster Qualität sowie perfekt geknüpft.
Bedingungen
Getestet habe ich den Kite bei 3-5 Knoten und bei satten 4-5 bft. Einem anderen Tester habe ich den Kite bei guten drei bis guten vier bft in die Hand gedrückt (ich mag das als Kitesurfer einfach nicht so sehr, mit dem Landboard zu springen ...., dem Alter geschuldet ....)
Bei 3-4 Knoten habe ich auch einen Kite-Depower-Anfänger an den Peak 2 9 gehängt und ihn dabei ausgiebig beobachtet und befragt.
Start/ Landen
Starten und Landen is easier than ever! Schon bei einem Windhauch gewinnt der Peak 2 an Form und hebt ab. Bei stärkeren Winden tut er das dann auch gerne gleich mit odentlichem Druck. Wenn man sich jedoch einmal daran gewöhnt hat, dann kann man gut damit umgehen und freut sich über das unkomplizierte Starten. Mit dem Landen verhält es sich ebenso, nur dass man beim Peak 2 etwas erleben kann, was einem bei Closed-Cell-Kites schon mal an die Grenze der eigenen Kräfte bringen kann: Zieht man die Brems-(Steuer-)Leinen schön seitlich an seinem Körper vorbei nach hinten durch, dann kann man den Peak 2 selbst bei heftigen Winden mit etwas Gefühl und Geschick mitten in der Powerzone landen. Das ist schon speziell und sieht für erfahrene und das geschehen beobachtende Kiteraugen überraschend aus! Natürlich geht auch der standard way of landing: An den Windfensterrand fliegen, depowern und runterlassen. Netterweise fällt der Peak 2 am Windfensterrand meistens so zusammen, dass er wie ein geklappter Pfannkuchen (sind Pfannkuchen immer geklappt?) am Boden liegen bleibt und der Wind darüber streicht.
Der Relaunch an Land ist so einfach und undramatisch, dass ich mal behaupte, dass nur Leute, die fragen, wo der Peak 2 denn seine Tube zum Aufpumpen hat, Probleme damit haben.
Ich habe es natürlich auch auf dem Wasser probiert. Ich wollte zum Held werden. Ich habe den Kite in der Nähe des Ufers absichtlich gedroppt und ... ihn anschließend per Hand aus dem Wasser gezogen, um ihn an Land erneut zu starten. Kann sich irgendwie jeder denken, aber irgendwie dachte ich, dass mir das Wunder gelänge ;).
Controllbar/ Trimmer (Adjuster)
Was beim Auspacken des Kites und bei den ersten Flugmanövern auch sofort positiv auffällt, ist die Infinity-Light-Bar. Ja, sie ist wirklich leicht! Das ist nicht nur für diejenigen nett, die den Kite dann doch in dem extra zu bestellenden Touringbag mehrere Kilometer durch die Landschaft tragen, sondern auch für diejenigen, die den Kite zuhause vor der Tür fliegen. Die Bar ist griffig, liegt gut in der Hand, macht einen soliden Eindruck und ist eben dennoch ein Leichtgewicht. Respekt, was die Konstruktion und Herstellung angeht.
Barkräfte
Wenn ich schon bei der bar bin, so komme ich doch gleich mal zu den Barkräften. So richtig kann ich nichts dazu sagen, denn als ich den Kite ausgiebig bei Leichtwind (irgendwo so schwankend um die 5 Konten) geflogen habe, hat sich das kräftemäßig für mich nicht messbar bzw. spürbar bemerkbar gemacht. Ich hatte einfach meinen Spaß am Fliegen und konnte keine unangenehmen Kräfte spüren. Als ich dann bei bis zu 5 bft mit dem Kite unterwegs war, habe ich einen einfachen Trick angewendet, um es mir cruisendermaßen bequem zu machen: Ich habe den Stopper-Ball der Powerleinen so positioniert, dass der Kite sauber und ruhig in der Luft stand und mich einfach satt gezogen hat. War dann doch einmal stärkeres Depowern oder Anpowern (Wendemanöver) nötig, so reichte ein flinker Griff an den Stopper-Ball mit Schub nach vorne und die Bar hatte ausreichend Spiel, um die Kräfte des Kites zu dosieren. Beim Anpowern hatte ich beim ersten Drittel des Weges ein „leichtes“ Gefühl, die letzten beiden Drittel mussten dann schon mit etwas mehr Kraftaufwand bedacht werden
Kraft/ Druckentwicklung
Der Peak 2 kommt flott, was den Druck angeht. Und man glaubt ja nicht, was selbst bei wenig Wind an Power in diesem Kite steckt. Man sollte ja immer vorsichtig mit Vergleichen sein, aber der Peak 2 steckt so manchen anderen Soft- oder auch Tubekite in die Tasche, was den Gesamtdruck angeht. Kennt jemand noch den Flysurfer Warrior? Irgendwie fühlte ich mich an diesen Kite der ersten Stunden erinnert. Der Warrior war ein Kraftpaket, man nannte ihn auch „Trecker“. Der Peak 2 ist auch wieder so etwas wie ein Trecker, außer dass er wesentlich besser – nicht zu vergleichen! – zu dosieren und auch lenkbar ist. Na ja, und wo ich schon bei Vergleichen bin, haue ich noch ein Wortspiel hinten dran: Peak 2 is made to trek! Wenn ich Landschaft, viele Landschaft vor mir hätte, wenn ich einfach nur cruisen, freeriden und das Kiten genießen wollen würde, dann würde ich mich vom Peak 2 ziehen lassen. Bestens zu handhaben und ein Grunddruck, der einen einfach zieht!
Lightwind
Zeig mir einen Depower-Kite, der früher losgeht und ich korrigiere den Satz, den ich als nächstes schreiben werde. Der Peak 2 geht früher los als alle anderen Kites, die ich bisher geflogen habe (nein, die gute alte NPW/ Nasa-Wing ist, soweit ich das weiß, noch nicht als Depowerschirm erhältlich; und wenn sie das wäre, dann würde der Peak 2 erstmal einen Vergleichtest absolvieren ....). Und ich kenne keinen Schirm, der früher losgeht (auch diesen Satz korrigiere ich, wenn ich eines Besseren belehrt werde).
Single-Skin-Technology heisst das Zauberwort. Ja, man muss sich schon ein wenig daran gewöhnen, dass der Peak 2 irgendwie anders aussieht und auch anders fliegt. Ist ja keine ausgemachte Hangtime-Maschine. Man sollte nicht Peak 2 mit Speed 3 oder Speed 4 vergleichen. Und auch nicht mit dem besten Tubekite, der auf dem Markt ist. Die Frage ist, was man mit seinem Kite vor allem will. Wer vor allem fahren, cruisen, Strecke machen will, der ist mit dem Peak 2 bestens bedient. Dennoch ist der Peak 2 kein reiner „Geradeausfahr-Schirm“.
Loops
Der Kite loopt prima durch. Er verhält sich dabei anders als seine Softkite- ClosedCell-Schwestern- und Brüder, aber nachdem man sich an das neue Familienmitglied gewöhnt hat, findet man auch den Peak 2 richtig sympathisch. Bei wenig Wind macht einem das Durchloopen noch mehr Freude, wenn man mal zackig in eine der Steuer-/ Bremsleinen greift, der Kite fast auf der Stelle dreht, um dann nach sich direkt anschließendem Depowern wieder an Höhe zu gewinnen. Bei heftigen Winden habe ich mir die Loops jedoch nicht getraut. Beobachtet habe ich aber einen Kitelandboarder am Peak 2 von ewigkite, der – nachdem er erstmal am Peak 2 hing und sich gerade ein wenig eingefahren hatte, den Schirm bei 3 – 4 bft durchgeloopt hat. Und es sah gut aus ;).
Hangtime
Der Peak 2, auch wenn er äußerlich wegen seiner single skin vielleicht an ein Sprungtuch erinnert, ist nicht in erster Linie zum Springen und für lange hangtime gedacht. Und doch kann man mit ihm springen und auch gut in der Luft bleiben. Die Sprungqualitäten und auch die Hangtime habe ich selbst getestet. Auf dem Wasser. Ich war mit meinem kleinen Board (134) bei 4-5 bft auf der Ostsee. Der Wind hat dermaßen geblasen, dass ich zu Beginn, da ich den Kite unter diesen Bedingungen eben noch nicht kannte, die Sorge hatte, dass ich sicherheitshalber auslösen müsste. Schlecht formuliert. Ich hatte keine Sorge, auslösen zu müssen. Ich hatte die Sicherheit, auslösen zu können, wenn es nötig wäre. Und so habe ich mich, wirklich mit einem satten „Treckergefühl“ über die Ostsee ziehen lassen. Wo Wasser ist, da springe ich auch gerne mal. Und es hat geklappt. Auf Anhieb und immer wieder. Gut kontrolliert und mit anhaltendem Segelgefühl. Die Hangtime ist nicht wahnsinnig, reicht aber dicke aus, um Spaß zu haben.
Gleiches habe ich beim Kitelandboardtester an der Nordsee beobachtet. Fortgeschrittene Kitelandboarder können ja nicht so richtig lange auf der Erde bleiben! Offensichtlich hatte er auch am Springen mit dem Peak 2 seinen Spaß (und mich beeindruckte die von ihm erreichte Höhe).
Das „Flattern“
Beim Peak habe ich immer wieder einmal leichtes oder auch unmutiges Meckern über das Flattern der Tipps gehört. Und ich habe es auch selbst bemerkt, auch wenn ich wusste, wie ich damit umzugehen habe. Beim Peak 2 ist das Flattern der Tipps, wenn der Kite nicht komplett unter Druck steht, eindeutig weniger geworden. Ein echter Fortschritt! Findet man den richtigen Druckpunkt und hibbelt man nicht ständig mit der Bar herum, dann steht der Peak 2 komplett sauber und unflatterig am Himmel. Auf der Ostsee habe ich es ausprobiert: Nach einem Wendemanöver habe ich den Kite Schritt für Schritt in die Position gebracht, die mich am saubersten nach vorne brachte. In der Positionierungsphase sah und hörte ich das leichte Flackern. Kaum hatte ich jedoch den idealen Druckpunkt gefunden, stand der Kite wie angenagelt am Himmel.
Um den idealen Druck zu finden, habe ich auch mehrfach auf den „Clam-Cleat Trimmer“ zurückgegriffen. „Clamcleat“ ist schlicht und einfach eine Tauklemme, wie man sie aus dem Segelsport kennt. Manchmal war das Tau zwar etwas sehr fest in das Clamcleat einge-klämt (Clamcleat klemmt! Okay, mein Humor gefällt nicht jedem ....), mit einem beherzten Griff und etwas Ruckeln habe ich es aber immer wieder geschafft, Grunddruck aus dem Schirm rauszunehmen oder für mehr Grunddruck zu sorgen.
Stimmt der Druck, dann ist das Flattern komplett abgestellt.
Als ich dann noch die Stopper-Kugel für mich neu entdeckt hatte, war das Vergnügen perfekt. Stopper-Kugel positionieren und den Kite einfach ruhig laufen lassen.
Design
... ist und bleibt Geschmacksache (ich glaube, das habe ich bisher fast bei jedem Testbereicht geschrieben; ich selbst stehe ja ziemlich auf einfarbige Kites ohne viel Schnickschnack-Design; der Peak 2 kommt dem schon nahe).
Fazit
Ich bin Norddeutscher. Und das ist auch gut so. Mich aber einmal mit dem Peak 2 und Skiern einen Berg hochziehen zu lassen, um dann auf dem Gipfel den Peak klein zusammengepackt für die Abfahrt auf den Rücken zu schnallen, das wäre der Gipfel.
Aber auch im Flachland vor der Haustür ist der Peak 2 nicht zu unterschätzen. Ich freue mich schon auf die erste Buggytour, auf die erste Longboard-Tour an kurzen Leinen und auf eine weitere Session auf dem Wasser ... .