Juni 2018 - Pastor persönlich

ppersoenlich

Da sitze ich mit Tränen in den Augen.

Im Kinosessel. Nein, ich schaue mir keine Schnulze, kein Melodram und auch keine Tragödie an.

Papst Franziskus schaut mich immer wieder von der riesigen Leinwand des Kinotempels direkt in die Augen. Und spricht. Das geht zu Herzen. Das hat Wim Wenders ausgezeichnet arrangiert. Aber nicht nur, weil es gut gemacht ist (wobei ich in Filmkritiken ja auch schon so manchen cineastischen Verriss des Films ‚Ein Mann seines Wortes’ gelesen habe), sondern weil Papst Franziskus etwas zu sagen hat, kommen mir innerhalb der anderthalb Stunden immer wieder mal die Tränen.


Ganz langsam, besonnen und ruhig formuliert der Papst seine Worte. Seine Worte stehen da einfach im Raum und entfalten ihre Wirkung. Diese Worte möchte ich gar nicht in Frage stellen. Sie sind einfach da. Und wirken.  

Es geht um die Bewahrung der Schöpfung, um Gerechtigkeit, um den Glauben an Gott und immer wieder um Jesus Christus (erstaunlich, soweit ich mich erinnere, habe ich den Namen ‚Maria’ nicht einmal im Kinosaal gehört und das, wo doch von manch evangelischer Seite den Katholiken vorgeworfen wird, sie seien so auf Maria fixiert ….). Und immer wieder dieser direkte Blick in die Kamera. Lieb, treu, gutmütig, freundlich sieht Franziskus aus. Ebenso spricht er. 


Mit einem Gefühl von Bitterkeit denke ich an einen facebook-Post, den ich vor ein paar Woche gelesen habe. Papst Franziskus, so der Verfasser, sei intellektuell nicht der Hellste… .

Für mich ist Franziskus einer der hellsten Sterne am dunklen Himmel der negativen Nachrichten, eine echt helle Leuchte mitten in Leid, Krieg und Dunkelheit, ein Hoffnungs- und Mutmacher in einer Zeit und Gesellschaft,  in der  viele Menschen einfach nur noch fatalistisch für sich selbst das Beste rausholen und dabei nicht nach links oder rechts schauen.

Ermutigt und gestärkt bin ich nach Hause gegangen. Ich hoffe – und bete – dass diese anderthalbstündige Predigt, die ich im Kino gehört habe, lange in mir nachwirkt und konkret wird (die Sequenz zum Thema Reichtum/Armut hat mich wieder einmal angesprochen. Von einem Kind gefragt, warum er auf Luxus verzichtet, antwortet der Papst, dass er aufgrund der Armut auf dieser Welt verzichten möchte, damit anderen Menschen Leben ermöglicht wird. Und er fordert alle Leute, die anwesend sind, dazu auf, wenigstens auf ein wenig Reichtum zu verzichten, damit es anderen besser geht – klasse finde ich, dass Franziskus nicht das Unmögliche fordert ….; erwähnt sei hier auch noch, dass die geringen Produktionskosten des Filmes dazu geführt haben- ja, er ist wirklich ‚einfach’ gemacht- , dass Wim Wenders dem Papst 1,5 Millionen Dollar zur Verteilung an mildtätige Zwecke zur Verfügung gestellt hat).  

Ich füge hier nachträglich noch ein paar Zeilen eines Kollegen ein, der den Film am selben Abend gesehen hat, wie ich: 

"Kino darf alles. Sogar predigen" hat Wim Wenders in der ZEIT gesagt. Und das tut er, bzw sein Protagonist. 
Und kommt mir hinterher bloß nicht mit fachkundigen
cineastisch-dokumentarfilmspezifisch-schnitttechnisch-
dramaturgisch-bildjournalistisch-konfessionstheologischen
Fachsimpeleien! (...), aber darum
geht`s nicht mehr. Es geht um einen alten Argentinier, 
der Philipper 2, Vers 5 lebt ('Seid so untereinander gesinnt, wie es der Gemeinsachft in Jesus Christus entspricht')."

Fazit: Leute, geht ins Kino, wenn ihr wieder mal eine gute Predigt hören wollt, die euch auf- und wachrüttelt, verändert und ermutigt!