Pastor persönlich - Februar 2019
Mein E-Mail-Eingangsfach ist wieder mal leer. Das ist vielleicht ein Gefühl! Sämtliche kleinen oder auch größeren Dinge, die ich zu bearbeiten hatte, sind erledigt. In den letzten Wochen habe ich das ziemlich gut hinbekommen, dass die beinahe gähnende Leere im Postfach anhielt. Das liegt schlicht und einfach daran, dass ich auch im Februar im Verhältnis zu sonstigen Februaren in den Vorjahren recht wenig unterwegs war. Ein oder zwei Termine, dazu noch ohne Übernachtungen, in der Woche. Da kann man zuhause ganz schön was wegschaffen. Jedoch: Obwohl das Postfach fast immer schön leer war, gibt es ein paar inhaltliche Dinge, die mir in den vergangenen Wochen immer ‚im Nacken saßen’.
Zum einen ist da das Wissen, dass ab dem kommenden Wochenende nicht nur mein E-Mail-Eingangspostfach, sondern auch mein Terminkalender voller werden wird. Ab dem 1.März werde ich bis zu den Sommerferien wieder so viel unterwegs sein, dass meine häusliche Bettwäsche meinen Körpergeruch weniger stark annehmen kann (wobei das natürlich auch von den Faktoren Bettwäschenwechsel und Hygieneversorgung durch Duschen abhängig ist …).
Den Auftakt wird das Mitarbeiterwochenende von ewigkite.de machen. Am kommenden Wochenende werden wir uns mit knapp 20 Leuten in Dissen treffen. Das ist der Ort, in dem mein Kite-Pastoren-Kollege lebt und arbeitet.
Neben allen Planungen, die für die Saison 2019 nötig sein werden, werden wir am Sonntag auch den offiziellen Einführungsteil von Erik durch die Hannoversche Landeskirche im Rahmen des Gottesdienstes erleben. Ich bin gespannt! Vergangene Woche haben Erik und ich einen Tag miteinander verbracht, um ein paar Dinge auf die Reihe zu kriegen. Natürlich waren wir auch auf dem Wasser. Das war herrlich! Anschließend haben wir uns noch mit dem für seine Kitesurfarbeit verantwortlichen Chef aus Hannover getroffen. Das war echt klasse. Ich habe mal wieder gemerkt, dass konfessionelle Grenzen leicht und locker zu überwinden sind, wenn man ein gemeinsames Anliegen, eine gemeinsame Aufgabe hat.
Nach dem ersten Märzwochenende werden weitere Wochenenden und ganze halbe Wochen des Unterwegsseins folgen. Ich werde viel mit „Gottes geliebte Menschen“ unterwegs sein. Dass daraus auch immer ein ‚für Gottes geliebte Menschen unterwegs sein’ wird, wird Energie kosten. Darauf freue ich mich, zucke aber, nach den eher beschaulich wirkenden zurückliegenden Wochen, auch ein wenig zusammen.
Zum anderen sind da ein paar ‚inhaltliche Baustellen’, die mir im Nacken sitzen.
Manches hat mit grundsätzlichen Überlegungen zu tun, manche theologische Frage treibt mich momentan um und auch ein paar für mich wichtige Predigtvorbereitungen stehen an.
Das ist eine Sache, die mir persönlich und ‚theologisch’ momentan ziemlich zu schaffen macht, das Predigen! Wie sag ich es denn?
Zum einen: In den vergangenen Wochen war ich mit meinen Predigten nicht zufrieden. Ich hatte so ein paar ‚Special-Predigten’ zu halten. Irgendwelche besonderen Anlässe, Feiern o.ä.. Trotz aus meiner Sicht ordentlicher Vorbereitung war ich dann mit Inhalt und ‚performance’ nicht mit mir selbst zufrieden.
Mag sein, dass andere das nicht so gesehen haben. Das ist aber kein Trost. Denn es mag genauso gut sein, dass Andere das genau so erlebt haben.
Und dann habe ich mir auch noch die Kante gegeben! Ich habe mich mal wieder gefragt ‚Wie machen es denn die Anderen?’. Und auf jeder Autofahrt, die ich gemacht habe, habe ich von Anfang bis Ende Predigten gehört. Von KollegInnen quer durch die Republik. Das ist schon Hardcore. Also, manchmal 6 oder 8 Predigten am Stück zu hören. Bei einigen Predigten war ich auch ‚live’ in Gemeinden anwesend.
Ja, ich kann viel lernen. Von Kolleginnen und Kollegen. Aber ich kann auch von vielen nur lernen, wie man es nicht machen sollte. Meine Güte! Das soll jetzt echt kein KollegInnen-bashing sein. Wenn, dann bashe ich mich ja gleich mit! Na ja, wirkt wahrscheinlich so. Dann ist es eben so.
Wir PastorInnen –Ausnahmen bestätigen sicher die Regel – geben uns ja normalerweise Mühe mit den Predigten. Ringen. Kämpfen. Formulieren. Verwerfen. Schreiben neu. Machen es uns nicht einfach. Das führt bei mir und anderen wohl dazu, dass wir meinen, dass wir es dann doch ganz gut machen und uns echte Mühe mit dem ‚Wort Gottes’ geben.
Und irgendwie stehen wir ja auch in direkter Verbindung mit ‚Ihm’. Aber meine Güte, was muten wir den HörerInnen inhaltlich und auch von der performance her so alles zu! Seitenlange monotone Abhandlungen die einen. Unterhaltsame aber niveaulose slapstick-Einlagen am laufenden Band die anderen. Alltagsrelevante Ausführungen, die einen Artikel in ‚Psychologie heute’ wert wären, bei denen man aber den Bezug zum Predigttext mit der Lupe suchen muss. Worthülsenaneinanderreihungen mit biblischen Vokabeln, deren Bezug zum Alltag jedoch selbst unter dem Mikroskop nicht zu finden ist. So, jetzt habe ich es mal rausgehauen. Namen, Orte, Homepageangaben mit Predigt-Downloadbereich usw. habe ich nicht nur aus Datenschutzgründen nicht genannt.
Und irgendwie geht es mir jetzt auch nicht besser. Weder nach dem vielen Predigthören noch nach dem ‚bashing’. Okay, ich kann mich an den zwei Kolleginnen und dem einen Kollegen (super Frauenquote!) orientieren und festhalten, bei denen ich dachte: Okay, die höre ich gerne. Die reden, erklären, formulieren so, dass Glaube, Bibel, Gemeinde einerseits und Alltag, normales Leben und Höhen und Tiefen des Lebens andererseits zusammen kommen und auch zusammen passen. Und das werde ich auch tun. Und ich werde mich weiter auf die Suche nach Predigten machen, die mir ins Herz und ins Hirn sprechen.
Aber irgendwie sind da wir vielen anderen. Ich wird wohl weiter kämpfen. Hadern. Zweifeln. An mir selbst. Und an anderen.
Was ich heute noch so mache, nachdem ich früh am Morgen die Zeilen für ‚Pastor persönlch’ geschrieben habe? Ich werde mit Predigtvorbereitungen für einen kommenden Sonntag anfangen. Seltsam: Einerseits freue ich mich darauf, weil Predigtvorbereitungen für mich immer sehr intensive Zeiten sind. Andererseits sitzt mir das Ergebnis schon jetzt ‚im Nacken’. Wie sag' ich es denn?