Pastor persönlich - Juni 2019

ppersoenlich

Es ist einer dieser ganz besonderen Tagesanfänge.

Sie kommen nur ein paar Mal im Laufe eines Jahres vor. Ich sitze auf dem Sofa in meinem Crafter, die Schiebetür ist offen, wegen seniler Bettflucht bin ich schon seit kurz nach fünf wach, die Vögel zwitschern, die Luft ist schon warm und ich freue mich auf ein paar Tage Natur pur. Vorfreude.

Und ich kriege den Blues (das kommt selten vor, … aber jetzt). Zum letzten Mal mache ich mich mit ‚Urlaub mit der ewigkite’ auf den Weg nach Fanö. Seit 10 Jahren mache ich das so, dass ich irgendwo auf dem Weg nach Dänemark übernachte. Diesmal bei Deike und Henning vor der Tür. In Großenaspe an der A7.


Abschiede, zum letzten Mal, ‚Auf Wiedersehen’, ‚Danke, es war schön!’, zusammenpacken, Neues denken, Unsicherheiten aushalten – all’ das gehört seit ein paar Wochen ganz konkret zu meinem Alltag. Menschen mit denen und für die ich seit 13 oder auch mehr Jahren gearbeitet habe, Erlebnisse, die zu meinem Alltag gehörten – langsam aber sicher passiert alles zum letzten Mal.

Und jetzt eben auch Fanö. Zumindest Fanö mit der ewigkite. 10 Jahre lange habe ich das Kitesurf-, Buggy-, Landboard-Event geplant und verantwortlich durchgeführt. Ewigkite.de verändert sich. Blues.

Erik hat seit diesem Jahr die Kitesurfschiene von ewigkite übernommen, plant und führt Camps durch und ist mit seinem Team bei den Kitesurfmeisterschaften präsent.  Da ist es nur konsequent, dass ich mich ab jetzt wirklich ganz auf die Drachenfeste konzentriere. Ich freue mich riesig auf Fanö. Ein letztes Mal mit einer Gruppe von über 25 Leuten Kitesurfen und Natur satt. Und Gespräch. Begegnungen. Lachen und Weinen.

Gestern auf der Autobahn. Das Telefon klingelt. Plötzlich ragt mein neuer zukünftiger Alltag (ab November werde ich wieder Gemeindepastor sein) in den Nochalltag des Referenten im Dienstbereich Mission des BEFG hinein.

Ein Mitarbeiter eines Arbeitskreises aus Hamburg ist gestorben. Ob ich zu meinem Wort stehe, das ich ihm gegeben habe, dass ich ihn beerdige. Natürlich. Obwohl ich erst in sechs Wochen nach Hamburg umziehen werde, werde ich übernächste Woche also schon mal eine Beerdigung in Hamburg halten. Welten begegnen sich. Und ich bin zwischen den Welten. Werde in Fanö auch an die Beerdigungsvorbereitungen denken. 

Herausfordernde Zeiten. Unsicherheiten. Fragen. Andererseits auch riesige Vorfreude. Auf Hamburg. Auf eine Gemeinde. Auf Christuskirche.de. Auf die Menschen in Hamburg. Auf den Versuch, an einem Ort Menschen zum Glauben einzuladen, zum Glauben Mut zu machen, dabei zu bleiben und fröhlich den Glauben zu leben. 

Die vergangenen Wochen waren innerlich der Hammer. Unter anderem auch deswegen, weil wir unser Haus verkauft haben, das ja eigentlich zu einem großen Teil noch der Bank gehört. Nach über einem Jahr Vorarbeit (nein, da stand noch lange lange nicht fest, dass ich meine Arbeitsstelle wechsele, aber was will man mit einem Riesenhaus, wenn alle Kinder ausgezogen sind und der Immobilienmarkt – zumindest für Verkäufer – dermaßen ideal ist?).

Seit Anfang dieser Woche ist dieser Riesenknoten geplatzt. Knotenplatzen kann so schön sein. Noch dazu, wenn die Käufer … . Aber dazu aus datenschutztechnischen Gründen erst zu späterer Zeit etwas mehr. Was ich jedoch schon jetzt sagen kann: Sämtliche Immobilienmakler, mit denen ich zu tun hatte, haben nicht dafür gesorgt, dass der Ruf der Makler bei mir besser geworden ist. Aber auch dazu erst später mehr. Das muss man auch mal öffentlich machen. Werde ich machen. Mit Hilfe einer Sachverständigen habe ich mich selbst an die Arbeit gemacht. Ich brauchte ein paar Nerven mehr. Die haben sich aber sehr bezahlt gemacht … .

Die letzten sechs Wochen in Oldenburg sind angebrochen. Viele letzte Male. Jetzt auch Fanö. Ich freue mich auf die letzten Wochen. Und besonders auf die Woche, die vor mir liegt. Eine Postkarte habe ich für eine Andacht auf Fanö eingepackt. 

‚Am Anfang bist du. Zum Ende noch. Und im Dazwischen mit mir. Mit dir bin ich gesegnet.’