Pastor persönlich - Dienstende 31.10.. meine Abrechnung mit dem BEFG

ppersoenlich

Meine Abrechnung mit dem BEFG (für meine Drachenfreunde: das steht für ‚Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden’) habe ich gerade zum letzten Mal gemacht. 13 Jahre lang habe ich etwa alle 4-6 Wochen Quittungen zusammengestellt, um meine Auslagen wiederzubekommen. Ich habe also ca. 140 x mit dem BEFG abgerechnet.
Na, dann rechne ich mal noch ein wenig weiter mit dem BEFG ab … . It’s time to say goodbye nach 13 Jahren und zwei Monaten, das sind ca. 4800 Tagen, das sind ca. 115 000 Stunden. Sekunden waren mir noch nie so wichtig … . 

Das ist knapp die Hälfte meiner bisherigen Berufstätigkeit. In jedem Jahr war ich – laut Aufstellung für das Finanzamt – so etwa zwischen 120 und 190 Tagen unterwegs. 
Gewohnt habe ich mit einer Familie in Oldenburg. Gelebt habe ich fast die Hälfte des Jahres auf der Straße und in anderen Städten. Etwa 2000 Tage war ich unterwegs. Gut 5 Jahre. Hmmmmmm.  Tja, das war so eine Sache. Ich bin sehr dankbar, dass ich eine Frau und auch Kinder hatte, die das immer gut mitgetragen haben. Und es hat tatsächlich 13 Jahre lang geklappt. 1 x hat es uns aus der Kurve getragen. Das hatte wohl auch mit meiner häufigen Abwesenheit zu tun. Aber jahrelang ging es einfach nur geradeaus und gut. Das ist ein besonderes Geschenk. Normalerweise haben sich Frau und Familie gefreut, wenn ich wieder nach Hause kam- und andersrum ging es mir auch so. 

In ‚meinem’ Gebiet zwischen Flensburg und Bonn lagen ca. 300 Gemeinden des BEFG. 
Ich weiß nicht genau, in wie vielen ich tatsächlich war. Es waren vermutlich so ca. 100 – 150. Und was ich alles gesehen und miterlebt habe!!! Unglaublich. Bereichernd. Faszinierend. Und: Wenn es noch Leute gibt, die meinen, dass es ‚die Baptisten’ noch gibt, so muss ich diesen Leuten den Zahn ziehen. 

Die Vielfalt der Gemeinden ist nicht nur formal, sondern auch theologisch dermaßen groß, dass wirklich nur der Schöpfer selbst dahinterstecken und das auch ertragen kann. Von linksliberal bis rechtskonservativ  ist alles vertreten. Nur liberale ‚Charismatiker’ habe ich vergeblich gesucht. Knochentraditionelle Gemeindeformen und Gemeindekonzepte, die eher das Label ‚experimenteller Versuch’  tragen sollten, habe ich kennengelernt. Wobei ich sagen muss, dass die konservativen Kreise mich bereits nach zwei, drei Jahren nicht mehr so gerne angefragt haben. Das war und ist mir aber ziemlich egal, da es ja immer genug zu tun gab. 

Die 13 Jahre und die vielen vielen unterschiedlichen Gemeindeformen und theologischen Ausrichtungen haben mich ungemein bereichert. Ich wurde durch die Vielfalt beschenkt. Und angeregt. Und manchmal habe ich mich auch aufgeregt. Und andere wurden durch mich angeregt. Oder haben sich aufgeregt … . 
Es gab auch Situationen, wo ich am liebsten kopfschüttelnd rausgerannt wäre. Unter christlicher Flagge veranstalten wir ja manchmal Dinge, für die ich mich nur schämen kann. Nein, nein, ich bin nicht frustiert. Nur habe ich im Laufe der vergangenen Jahre auch immer weniger meinen Mund gehalten, wenn Dinge aus meiner Sicht einfach grottig waren. 
Ich muss mir manches, was in unseren Gemeinden so läuft, einfach nicht mehr antun. 
Das gilt auch für theologische Richtungen oder Frömmigkeitsstile. 


Zum BEFG – und vor allem zur Region Nord ;) – gehören viele viele tolle Gemeinden. Das muss auch mal gesagt werden. Sehr deutlich. Denn wenn ich aufschreiben würde, was ich alles an Tollem, Engagiertem, an Herzlichkeit und Offenheit, an Kreativität und auch an Liebe und theologischer Weite erlebt habe, so würde ich dafür ein paar Stunden brauchen. 
Ich bin gerne, sehr gerne Freikirchler. Es ist schon klasse, wie viele unsere Gemeinden arbeiten – es lebe das Ehrenamt. Ich bin ja immer nur als ‚Bezahlter’ und Hauptamtlicher in die Gemeinden gekommen. Ich konnte mal eben ‚glänzen’, die Scheinwerfer wurden angemacht etc. pp.. Aber was die einzelnen Gemeindemitglieder leisten, das ist schon hitverdächtig! Na ja, eben die, die sich engagieren. Die, die sich nicht engagieren, habe ich nie erlebt … .

Da gibt es auch solche und solche bei den KollegInnen. Da habe ich die ganze Bandbreite erlebt.  Manche haben die Arbeit nicht erfunden und finden sie auch nicht. Andere arbeiten für zwei. Ups, das klingt nach Kollegenschelte. Aber nur zur Hälfte, oder? Und Schelte ist es auch nicht. Ach ja, von wegen Ehrenamt ….. Die Landesverbände Rheinland und Westfalen (jetzt NRW), NOSA, Nord- und Nordwestdeutschland, für die ich gearbeitet habe, wurden und werden alle ehrenamtlich geleitet. Hut ab! Ich bin sehr dankbar für ein paar sehr tolle LandesverbandsleiterInnen, die mir von Anfang an das Leben leicht gemacht haben. 
Sie haben mich ermutigt,  mir Vieles ermöglicht und sehr vertrauensvoll mit mir zusammengearbeitet. Nicht immer und auch nicht mit allen war immer alles rosig. 

Aber da, wo es lief, da lief es wie eine 1! Was ich ja gar nicht ab konnte in den vergangenen Jahren war ein manchmal despektierliches Reden manches Gemeinde- oder ‚Bundes’-Menschen über die Landesverbände. Das kam leider immer wieder mal vor. Und auch andersrum. 
Und ich saß immer mittendrin, kam mir manchmal wie zwischen den Stühlen vor. Oder auch wie ein Rammbock. Als Bundesangestellter habe ich für die Landesverbände gearbeitet. Und für ‚den Bund’. Ging doch. Könnte ein Modell sein. Aber nur, wenn das Vertrauen stimmt. Und die Offenheit da ist. 

Ooookay, ich komme vom Thema ab. Abrechnung.  
Am liebsten habe ich das Projekt ‚Gottes geliebte Menschen’ gemacht. Mit Kamera und Predigten unterwegs. Das Format gibt es seit 12 Jahren. Ich habe es pro Jahr zwischen 5 und 10 x gemacht. Ich tippe mal, dass ich knappe 100 x ‚GGM’ selbst gemacht habe. Und ich habe meine Kamera  - nein, es ist ja nicht meine, … sie gehört dem Dienstbereich Mission und ich werde sie demnächst abgeben ….. – mittels einer Software gefragt, wie oft es Klick gemacht hat. Ca. 150 000 x.  Wenn ich bedenke, dass ich pro Person so zwischen 5 und 10 Fotos mache – gemacht habe/ heul!- , von denen dann ein Bild in die Ausstellung kam, dann sind das, wenn ich bei meiner Abrechnung ein wenig nach unten rechne wegen der ca. 100 Veranstaltungen und 50 – 200 Bilder pro Ausstellung, also, dann sind das so in etwa 
12-15000 Leute, die ich für ‚GGM’ fotografiert habe. Ach, war das immer schön! Und intensiv. Und frohmachend. Manchmal ging auch was schief. Seis drum! 

Ich konnte so viele schöne Dinge machen. Ich habe versucht, das Evangelium in diese Dinge reinzuatmen. ‚Gottes geliebte Menschen’, Mitarbeit bei mission.de, ‚Schönen guten Abend’ und ‚TischGemeinschaft’ (gerade heute an meinem letzten Tag – ich schreibe gerade diese Zeilen, ruft mich ein Kollege wegen einer praktischen Frage zu TischGemeinschaft an) und 

6 x ‚Leben mit Passion’ (Geschichten könnte ich erzählen). Mensch, hat mir der Passionskalender Freude gemacht! Und verärgerte E-Mails irgendwelcher sich ärgernder frommer Menschen eingebracht. Irgendwie haben die nicht kapiert, dass sie den Kalender an Leute weiterschenken sollen, statt theologische Richtig- und Nichtigkeiten zu postulieren und diskutieren. 


Gremienarbeit und alles, was mit Tabellen, Formularen etc. zu tun hat, war und ist nicht so mein Ding. Ich muss wirklich allen MitarbeiterInnen des BEFG/ in Elstal danken, die das für mich abgefedert haben. Buchhaltung, SekretärInnen etc. pp. – die waren einfach klasse.


Und ich muss es jetzt einfach mal sagen/ schreiben. Zum Schluß. 
Was mir am meisten auf den Sack/ die Nerven ging, waren die Leute, denen ich in den Gemeinden begegnete und die meinten, mir sagen zu müssen, dass ‚der Bund’ oder ‚die Elstaler’ dieses oder jenes falsch gemacht haben oder es jetzt endlich mal so machen sollten, wie sie es machen würden. 
Dieses oft zu beobachtende Misstrauen, Rumgenörgele und Infragestellen aller Inhalte, Veröffentlichungen und sonstiger Dinge, die das Kennzeichen HVL (Elstal) tragen, da kann ich echt nicht mit. Ja, ja, sicher, ich gehöre ja selbst zum System.  

Ja, aber es hat mich nicht gefressen, das System, und ich kann nur sagen, dass ‚die da in Elstal’ sich reinhängen, alles geben, versuchen, machen und tun, ständig Feuerwehr spielen und manche Eisen aus dem Feuer holen, dass sie es alle gut meinen, dass keiner und keine Böses beabsichtigt. Das dauerhaft Abwertende und negative Kritisieren gegenüber dem BEFG macht vieles kaputt. Schade eigentlich. Ja, ausgewogen wie ich bin (bin ich ja eher selten ;)): Es gibt auch Gemeinden und viele Einzelne, die positiv vom ‚Bund’ denken und reden. 

Ach, zwei Rechnungen/ Abrechnungen muss ich noch machen: Kilometer und Kollegen.

Kilometer: 5 Dienstwagen (1 x Ford Galaxy und 4 x Seat Alhambra) in 13 Jahren. Im Jahr immer so zwischen 50 und 80 000 Kilometer gefahren. Das macht über den Daumen gerechnet so zwischen 750 000 und 800 000 Kilometer. Ich bin dem BEFG dankbar, dass er mir immer ein gutes, sicheres Fahrzeug zur Verfügung gestellt hat. Die 1%-Regelung habe ich nicht in Anspruch genommen. Dazu bin ich zu wenig privat mit den Karren gefahren. 
Oft bin ich erst nachts nach Hause gekommen. In den ersten 10 Jahren im BEFG auch des öfteren zwischen 2 und 4 Uhr (das habe ich mir seit zwei/ drei Jahren abgewöhnt). 
Wenn ich dann auf dem Parkplatz zuhause den Zündschlüssel umgedreht habe, habe ich fast immer ein kurzes Gebet gesprochen. ‚Danke Gott, dass ich gesund zuhause angekommen bin!’


Kollegen: Ich werde mich in diesen Tagen und Wochen noch von ‚meinem’ Team verabschieden. Das Team des Dienstbereich Mission. Gemeinsam mit Gaby Löding bin ich der Dinosaurier. Drei Chefs habe ich, haben wir erlebt. Wilfried Bohlen. Christoph Stiba. Joachim Gnep. 
Kolleginnen haben aufgehört. Neue sind dazu gekommen. Mit Gunnar Bremer aus der Region Süd war ich ein Herz und eine Seele. Er hat meiner Seele, meinem Leben gut getan. 

Welch ein Geschenk, 10 Jahre mit ihm gemeinsam im Team sein zu dürfen. 
Aber auch die anderen Teammitglieder – mit einer Ausnahme habe ich immer Solidarität, Weite, Leidenschaft und Mittragen erlebt. Das Beste am besten Team des BEFG war für mich, dass ich dabei sein durfte.  Profitieren von den anderen. Und ja, die anderen Teamer kennen auch meine Schwächen und Macken. Und sie haben mich durch schwere Zeiten liebevoll begleitet. Dream-Team! 


Ich bin sehr sehr sehr dankbar für die zurückliegenden 13 Jahre. Ich danke Gott und vielen vielen Menschen. Nein, es war nicht alles rosig. Aber es war einfach gut. 

Ich habe den BEFG als einen Arbeitgeber erlebt, der einfach nur klasse war. Ja, manches hat mir nicht gepasst. Egal. Darum geht es nicht in erster Linie. 
Wer die Reden Jesu vom Reich Gottes aus dem Blick verliert,
dem kann es leicht passieren, dass er sich zu viele Gedanken um den BEFG, 
um den Landesverband und um die Gemeinde macht.Danke, BEFG, für 13 wunderbare, erfüllte Jahre!


Machen wir munter weiter. Im BEFG. In den Landesverbänden. In den Gemeinden.
 ‚Zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen’.