Pastor persönlich- Dezember 2020
Nun steht es fest: Fest ohne Kinder.
Was meine Frau und ich schon seit Tagen geahnt haben, haben wir am vergangenen Sonntag im Rahmen einer Familienkonferenz festgeklopft. Die Kinder werden Weihnachten nicht nach Hamburg kommen. Enno bleibt allerdings in HH, die Mädels und Salman bleiben aber in Oldenburg und Berlin (zu ‚Familienkonferenz‘: Nein, es war nicht eine dieser pädagogisch wertvollen Treffen um den Küchentisch mit Erzählstein, sondern eine dieser hochtechnisierten Zoom-Konferenzen mit Handheben, bei denen Konflikte nicht nur durch Äußerungen, sondern auch durch nicht ausreichende Wahrnehmung der Körpersprache des/ der Anderen entstehen. Ich muss aber meiner ganzen Familie mal Lob aussprechen. Früher hätte ich den Kindern einen ‚Zoom‘-Führerschein ausgestellt. Wir, bzw. sie, haben das gut hingekriegt. Ja, und es ist so, dass die Kinder mit diesem Technikkram leichter und besser umgehen als ich …).
Es ist das erste Weihnachten ohne alle Kinder. Mir wird bewusst, dass meine Eltern das vor mir erlebt haben. Und es geht mir auch an die Nieren, dass ich in diesem Jahr meine Mutter nicht zum Fest sehen werde (… wir werden wenigstens einen anständigen Abstands-Spaziergang machen, aber es ist eben nichts mit gemütlich beisammensitzen und so). Die Frage für mich ist jetzt nicht nur ‚Wer wird meine hoffentlich wieder leckere Pute verzehren?‘. Die Zunahme an Vegetariern auch in meinem Familienkreis hat diese Frage bereits im Laufe der letzte Jahre aufkommen lassen. Das ist nicht das Ding. Das Ding ist, dass das nicht selbstgewählt ist. Das getrennte Weihnachten.
Ich habe schon gestaunt, dass der Generalsekretär des BEFG in einer seiner Videoansprachen gesagt hat, … natürlich als Zitat gekennzeichnet …., „Corona ist ein Arschloch!“. Das finde ich auch. Ich zitiere nicht. Corona geht mir auf den Sack, an die Nerven, aufs Gemüt und jetzt auch noch an die Familie! Zu Beginn der Pandemie war ‚unser‘ Salman einer der Ersten, der betroffen war. Das hätte mehr als ausgereicht zum Thema Familie und Pandemie. Es war im März eine Qual für mich, ihn nicht besuchen und sehen zu können, während er da allein in Oldenburg rumhing und auch zeitweise im Krankenhaus war. Ja, das ist jetzt etwas Anderes. Keine und keiner von uns ist momentan erkrankt. Das darf auch gerne so bleiben. Aber ich habe keinen Bock auf ein ‚anderes Weihnachten‘. Wie ich mich so kenne, werde ich am Heiligabend u.a. sagen ‚Die Botschaft von Weihnachten ist das Wichtigste‘. Und das stimmt ja auch. Ich merke, wie mir aber auch andere Dinge rund um Weihnachten wichtig geworden sind. Und ich kann das nicht einfach wegdrängen. Ich muss das aushalten.
Und mitten ins Aushalten hinein spricht die Stimme der Vernunft. Und dann fahre ich langsam wieder runter. Meine Güte, was soll denn das Gejammere? Es geht mir so gut. Ich fange jetzt nicht an, aufzuzählen. Und ich akzeptiere jetzt die Lage. Ja, das muss ich immer wieder neu tun. Das ist kein Automatismus. Das werde ich auch am Heiligabend tun. Es ist, wie es ist. Ich werde mir meine Pute schmecken lassen, ich werde mich über die beste Ehefrau der Welt freuen, ich werde mich über Enno freuen, der Hamburg nicht verlässt und ich werde mich über die Weihnachtsbotschaft freuen. Punkt.