9. Dezember

Ein Tag von morgens bis abends am Schreibtisch. Bibelstellen, Gedanken, praktische Idee. Wenn ich gut drauf bin – was ich gestern einigermaßen war - , dann fließt es bei mir einigermaßen schnell, was Gedanken und Ideen angeht.

Natürlich habe ich nicht das geschafft, was ich mir morgens um halb acht als ich den Rechner hochgefahren habe, vorgenommen habe, aber dafür habe ich zwischendurch ein paar nette Kurzerlebnisse mit Frau und Kindern gehabt. Enno war noch immer krank und hat ab und zu meine Aufmerksamkeit eingefordert. Wenn so ein hibbeliges Kerlchen, das es normalerweise immer nach draußen in die Natur zieht, wie ein Waschlappen auf dem Sofa liegt, dann ist das schon herzerweichend. Es war schön mit ihm ab und zu zu klönen, ihn zu halten und Mut zu machen, dass er sicher bald wieder „auf Tour gehen kann.

Heute geht es weiter mit der Schreibtischarbeit. Ich nehme mir mal lieber ein bisschen weniger vor. Vielleicht erreiche ich dann ja mein Tagesziel? Innerlich beschäftigt mich gerade die Frage nach frühkindlicher Prägung. 

Ich lese ein Psycho-Buch. Das erste, von dem ich so richtig begeistert bin, weil es einerseits ganz sachlich ist und andererseits mit einer gewissen Wärme die Dinge auf den Punkt bringt, die eigentlich alle Menschen beschäftigt (ob ausgesprochen oder unausgesprochen): Warum bin ich wie ich bin? Sicher, eine „einfach“ theologische Antwort habe ich darauf.
Weil Gott mich so geschaffen hat, wie ich bin. Ob Gott jedoch bei manchen Prägungen seine Finger im Spiel hatte, das bezweifle ich. Immer wieder fallen mir beim Lesen Leute ein, die ich kenne. Manchmal denke ich auch kurz über meinen eigenen Charakter nach.
„7ener“ (laut Enneagramm) tun sich damit ja aber nicht so einfach. Sie konzentrieren sich normalerweise auf das Schöne, Unbeschwerte und Lockere. Tiefgründigem oder auch Schmerzlichem gehen sie normalerweise aus dem Weg. Es sei den, sie werden damit konfrontiert. Tja, das ist wohl so, dass Erlebnisse einen prägen und auch nochmal ganz anders nachdenken lassen.

Ich denke eben doch manchmal über mich nach. Nicht immer. Aber öfter. Und es macht Spaß. Nun denn. Schluss mit den Gedanken, die sich ums Selbst drehen. Zu viel davon macht egozentrisch. Denke ich also wieder mal an andere. Und versuche die Sache mit dem Glauben so zu Papier zu bringen, dass es was bringt. Dass andere ins Nachdenken kommen. Nicht nur über sich, sondern auch über Gott.

J.

Also mache ich mich an die Arbeit. Das Nötigste werde ich noch eben „weghauen“. Und dann werde ich spätestens morgen Mittag in den Standby-Modus gehen. Der wird dann pfleglichst genossen. Die Pute ist morgen Nachmittag dran. Das ist mein Job. Und wird es auch bis zum letzten Feste vor meinem Ableben bleiben. Vor zwei Jahren habe ich es einmal mit Putenfilet probiert.
Man macht ja auch mal Fehler im Leben!

Ich freue mich auf die Tage, die vor mir liegen. Die Familie wird es sich gut gehen lassen.

Wir werden Zeit haben. Zeit zum Abhängen. Zeit zum Klönen. Zeit zum Nachdenken. Zeit für Gottesdienste. Wie schön!