31.Dezember - Pastor persönlich
Pastor persönlich!
Ziemlich emotionslos gehe ich aus dem Jahr 2011. Den heutigen Samstag beginne ich wie die meisten Samstage, an denen ich zuhause bin. Ein nettes Frühstück und dann Lesen auf dem Sofa.
Nach diversen bluttriefenden Krimis rund um die Weihnachtszeit werde ich jetzt ein wenig sachlicher, bin jedoch nicht weniger fasziniert. Es ist nicht die autorisierte Biografie, aber immerhin die „Erfolgsgeschichte“ des Steve Jobs. Ja, auch auf mich hat dieser Mann eine große Faszination ausgeübt. Seit knapp 1,5 Jahren bin ich auch überzeugter apple-user. Das Leben kann so einfach sein. Und schön. Dass der gute Steve Jobs aber auch einen ordentlichen Schlag an der Waffel hatte, das liest man in fast jeder Zeile des Buches – zumindest so lange man sich noch in der Kategorie „Junger Erwachsener“ aufhält. Nun denn: Spannende Lektüre, die auch deutlich macht, aus wem etwas wird und wer etwas bewirkt und wer eben nicht. Die Zeilen haben mir die Augen über mich selbst und auch über manche Leute, mit denen ich zu tun habe, geöffnet.
Weihnachten war lauschig. Und lecker. Und entspannt. Begeistert bin ich von der Niedriggarmethode für Puten. 150 Grad. 4 bis 5 Stunden. Und das Fleisch ist echt saftiger. Na ja, das sind aber die ganz trivialen Weihnachtsanmerkungen,die wohl keine besonderen bleibenden Wirkungen haben. Bleibende Wirkung hat tatsächlich der Heiligabend-Gottesdienst. Zuerst waren wir - alle Jahre wieder und hoffentlich in diesem Jahr zum letzten Mal – in Musical-Gottesdienst, weil Rike da mitgesungen hat. Das hat sie fein gemacht! Alle Jahre wieder. Nett war es.
Stine und ich sind dann noch zum 2.Gottesdienst geblieben während die Kinder sich auf den Weg nach Hause gemacht haben (Streit am Heilig Abend! Mit pädagogisch wertvollem Gespräch inkl. Versöhnungsszene...).
Jo hat gepredigt. Und: Er hat es geschafft, mir zum Glauben Mut zu machen. Und das am Heilig Abend! Das geht eigentlich gar nicht. Der Tag ist viel zu überfrachtet, klebrig und „ö du fröhliche“ eben. Ich war sehr ermutigt, angetan, gerührt. Das tat gut, denn sehr sehr selten „spüre“ ich etwas, was den Glauben angeht. Jo hat für mich einfach eine dermaßen wohltuende, stärkende, hilfreiche Art und Aussage, dass er, wenn ich nicht ganz normal im Kopf wäre, durchaus das Zeug zu meinem persönlichen Guru hätte. Wer mal hören will: hier! ist die 14-Minuten-Predigt.
Die Bilder der Welt inkl. der Bilder der Jahresrückschauen haben mir aber mal wieder die vielen Fragen gestellt, die das ganze Jahr über in mir schlummern. Wie kaputt ist diese Welt eigentlich? Wie lange geht das noch? Wie kann das nur sein, dass Millionen von Menschen hungern, leiden und unterdrückt werden? Wie kann ich das mit dem liebenden Gott zusammen bringen? Die Stacheldraht-Predigt des Heilig Abend lässt mich nicht ganz verzweifeln.
Nicht selten gelingt es mir – und mit mir vielen frommen Kreisen, zumindest soweit ich das feststelle – diese Fragen konsequent zu verdrängen. Mit einer Kollekte für „Brot für die Welt“ (aber die Wurst bleibt hier – oder die niedriggegarte Pute!) beruhigen wir die Fragen wenigstens für einen kurzen Moment. Oder drücken, drängen sie nieder. Mir fällt das aber immer schwerer.
Einen Abend oder eine Nacht in den vergangenen Wochen habe ich mit Stine stundenlang über diese Frage unterhalten. Wir sind zwar nicht wesentlich weiter gekommen, aber eins ist mir wieder bewusst geworden: ich werde – auch im Kleinen – meinen Mund nicht halten. Das halte ich nicht aus, den Mund zu halten.
Es gibt leider auch in meiner kleinen Welt ein paar Dinge, die mir in den vergangenen Wochen gewaltig gegen den Strich gegangen sind. Ich muss mich jetzt nur noch hinsetzen und mich bei den Verantwortlichen melden. In der Hoffnung, dass meine Meinung nicht gleich mit „ach, der Hokema“ abgebügelt wird. Und ich muss auch mehr Weisheit walten lassen als manche Andere, deren Äußerungen ich so wahrnehme. Dennoch: Wenn man nicht eine bestimmte Öffentlichkeit sucht, dann kann es passieren, dass Dinge unter dem Teppich verschwinden. Und das will ich nicht. Nicht mehr. Nun denn, schaue ich mal, was so wird.
In der vergangenen Woche hatte ich Urlaub. Das war schön – auch wenn ich die Finger nicht ganz von der Arbeit lassen konnte. Am 3. Weihnachtstag war ich endlich endlich endlich mal wieder auf dem Wasser. Bei 8 Grad Außentemperatur fast frühlingshaft. Und mit dem Trockenanzug geradezu warm. Herrlich. Hooksiel. Winter. Kaum Menschen. Guter Wind. Die 21er und das Riesenboard. Dumm nur, dass der Wind in diesen Wochen so wechselhaft ist, dass ich nicht wieder aufs Wasser kann.
Heute Abend wird es vermutlich nett: Silvester mit ein paar Teenies. Rike ist auf der GJW-Freizeit, Enno freut sich auf seine Böller ( das ist nicht so schlimm meint er, denn die Deutschen geben ein vielfaches an € für Tannenbäume aus – die Knallerei ist dagegen geradezu billig. Man sollte vielleicht neben Brot statt Böller auch eine Aktion Brot statt Tannenbaum starten) und Janne hat ein paar Freundinnen eingeladen. Und: Nein, wir Eltern sollen uns nicht zurückziehen, sondern ganz normal sein. „Das ist doch dann schön“. Das geht runter!
Was 2012 bringen wird? Alltag, Arbeit, Freizeit, Höhe- und Tiefpunkte.
Wie 2011 eben.