Pastor persönlich - November

Das letzte Mal in diesem Jahr.

Der Suppentopf steht auf dem Beifahrersitz. Und ich sitze auf dem Sofa. Mein kleines Crafter-Wohnmobil steht auf dem Parkplatz einer Gemeinde in Norddeutschland. Heute Nacht habe ich mich dann aufgrund der Minustemperaturen und mangels einer Heizung im Auto lieber doch in das Bett in den Gemeinderäumen gekrochen. Jetzt sitze ich – seniler Bettflucht sei Dank – in aller Herrgottsfrühe auf dem kleinen roten Sofa, das jahrelang in unserem Wohnzimmer stand. Jetzt rollt es mit mir wieder durch die Lande und vermittelt mir, ebenso wie der Rest des Rechtslenkers, wieder einmal ein Gefühl von Heimat. Die Monate Oktober und November waren heimatferne Monate. Und der November wird es auch weiterhin noch sein.  St.Michaelisdonn, Eisenach, Wilhelmshaven, Elstal, Essen, Fehmarn, wieder Elstal, Bad Segeberg und zwischendrin noch ein paar Einzeltermine irgendwo auf der Landkarte. Elstal, Elmshorn, Hannover, Hamburg, Buchholz und Ostfriesland stehen noch an.

Seit 10 Jahren erlebe ich das nun, dass die Herbstmonate besonders vollgepackt sind. Sie müssten es nicht immer sein, aber irgendwie bin ich eben auch der, der ich bin.


Das letzte Mal nach 10 Jahren

Als ich das letzte Mal in Elstal war, habe ich das Heulen gekriegt. Nein, das Weinen. Ich konnte nicht anders. Es war schon den ganzen Tag lang in mir hochgestiegen. Wir hatten mal wieder eine tolle Teamsitzung. Und  mir war von Anfang an klar, dass das nach 10 Jahren die letzte Teamsitzung mit meinem Lieblingskollegen Gunnar war. Und als er dann aufstand, um zu gehen, da konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Mein liebster Kollege. Mein Freund. Zum Pferdestehlen. Zum Lachen und Weinen. Zum Nachdenken, Erfinden, Auskotzen und Beten. 2006 hatten wir gemeinsam angefangen. Man nannte uns „die Jungen“. Wir sind mittlerweile echt gealtert. Gemeinsam. An der Arbeit. Am Leben. In gemeinsamen Familien- und etlichen kurzen all-inclusive Männerurlauben. Manches Mineralwasser hat einen weiten Bogen um uns gemacht. Manche Herausforderung haben wir gemeinsam gemeistert. Gunnar hat 10 Jahre lang mein Leben geprägt. Und jetzt geht er einfach. Andere Wege. Neue Wege. Natürlich habe ich an unsere heimliche Abmachung gedacht, dass wenn einer von uns geht, dass wir Beide gehen. Und wir haben auch drüber gesprochen. Aber ich kann und will noch nicht. Die Zeit ist noch nicht reif. Die Arbeit im Dienstbereich Mission macht mir noch immer so viel Spaß, Freude, ist für mich so sinnvoll, erfüllend und herausfordernd.

Die vergangenen Wochen waren nicht nur aufgrund der vielen Termine intensiv. Ich habe so viele tolle Menschen, Orte und Situationen kennengelernt. Eisenach zum Beispiel. Die Gemeinde und der Ort sind mir echt „ans Herz gewachsen“. Wenn dieses Setting an der Nordseeküste wäre, dann wäre das einer meiner Lieblingsplätze. Neben allen Predigten – ach, mache ich das gerne - , die ich gehalten habe (und die ich auch selbst gehört habe – ich habe mir alle TV-Gottesdienste rund ums Reformationsjubiläum im Nachhinein angeschaut und freue mich so riesig zB über MKäßmann, die –zeitgleich mit mir, aber eben in einer anderen Kirche J - eine so aussagekräftige Predigt in Eisenach gehalten hat) und allen Orten, die ich angefahren habe, gab es auf dem Schreibtisch immer zwei dicke Stapel: Passionskalender 2017 und das neue „Weihnachtsprojekt“. Beides ist gut bis sehr gut vorangegangen und ich freue mich auf die Ergebnisse. Und: Wir sind eine tolle Kirche, das denke ich immer wieder mal. Egal in welchem „Projekt“, bei welcher Evangelisation oder in welcher Schreibtischsache ich  mich gerade engagiere – es geht nichts, aber auch wirklich nichts ohne die sog. „Ehrenamtlichen“. Das ist schon beeindruckend.

Ich danke Gott in diesen Tagen besonders für meine Frau und meine Familie. Dass wir miteinander klar kommen und dass sie auch mein manchmal an die Grenzen gehendes Umhergetingele verkraften (und mitmachen) ist nicht selbstverständlich. Zudem bin ich sehr dankbar, dass ich bisher immer heil wieder zuhause angekommen bin. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Stop zuhause. Und dann auf die zweite Dezemberwoche. Dann bin ich noch einmal 2016 unterwegs. Aber dann echt für
2016 das letzte Mal.