Pulse2 - Fanö2008
Das Drachenfestival
Das Internationale Drachenfestival auf Fanö, welches in diesem Jahr vom 19.-22.Juni und bereits zum 24.Mal stattfand, ist das Mekka aller Drachenfreunde aus Deutschland und ganz Europa.
Hunderte, wenn nicht sogar tausende von Einleinern hingen dieses Jahr bei durchgängig 4-5 bft. am Himmel und boten ein farben- und formenprächtiges Schauspiel. Faszinierende Eigenbauten, megagroße Nachbauten und auch etliche Serienkites waren zu sehen.
Fährt man den Strand von Richtung Fanö Bad einige Kilometer entlang, so trifft man Kilometer für Kilometer auf mehr Powerkiter. Sämtliche Firmen sind mit ihren neuesten Produkten vertreten und lassen ihre Fahrer auf Mountainboards und Buggys Kunststücke vorführen, Speed geben oder einfach cruisen. Viele Privatpersonen machen sich am Strand von Fanö einfach schöne Tage.
Im Powerkiteabschnitt tummeln sich auch einige - von Jahr zu Jahr mehr – Kitesurfer. Am Donnertag und Freitag des Festivals war das die Wahl meines Aufenthaltortes.
Der Pulse 2
Pulse 2. Frisch verpackt. Jungfernflug. Immer wenn ich einen neuen Drachen auspacke, erhöht sich mein Puls. So auch bei dem Pulse 2. Solider Rucksack, diesmal schön auffällig orange grau, damit man auch den Pulse von anderen Flysurferkites unterscheiden kann. Rot-schwarz, hell-blau-graue, und schwarz-blaue Kitebags sind in meinem Kofferraum. Am Donnerstag und Freitag greife ich nur zu den orange-grauen Säcken. Erstmal die 8 qm.
Rucksack auf. Dieser Anblick. Wird dieser Kite noch jemals wieder so quadratisch-praktisch-gut in die Kitebag gepackt werden? Schleifchen entfernen, als Erinnerung ans Trapez knüpfen, rot-weißes Tuch. Fühlt sich gut an. Schon beim Ausbreiten des Kites und beim Fühlens des Tuches merkt man, dass die Jungs und Mädels von FS mal wieder auf höchste Qualität geachtet haben. Beim Auslegen des Kites erinnere ich mich an meinen ersten Flysurferkite. Speedair von vor 5 Jahren oder so. Der war auch schon klasse, was das Tuch angeht, die Entwicklung kann man aber zwischen den Fingern fühlen, wenn man einen Sensus dafür hat. Sauber vernäht. Kein Pfusch. Nix schnell schnell.
Schleppkante mit Sand beschweren. Leinen abwickeln. Immer wieder freue ich mich, dass ich bei FS nix anknüpfen muss. Die paar Minuten Zeit hätte ich zwar auch noch immer, muss ja aber nicht sein. Ganz schön bequem. Komplett depowern und den Kite hochziehen. Obwohl er ja wie gebügelt aus dem Kitebag kommt, füllt er sich schnell mit Luft. Ich erinnere mich durchaus auch noch an FS-Kites, die ein wenig länger und auch ein paar Pull-Pull-Kunststücke brauchten, bis sie prall gefüllt waren. Scheint komplett vorbei zu sein die Zeit. Früher war nicht alles besser.
Der Kite steigt in der Powerzone (sowas soll man ja eigentlich nicht machen) gutmütig auf und steht und steht und steht am Zenit. Ohne Druck. Bei 4.5 bft. Das ist n Ding. Hatte ich noch nicht.
Anpowern. Huuups. Geht los. Lieber wieder ein bisschen weniger. Das mit der „extremen Depower“ ist tatsächlich kein Werbespruch. Unglaublich.
Der Kite steht komplett stabil am Zenit. In aller Ruhe kann ich mich fertig machen, was das Board angeht. Übrigens immer mit Rollleash, seit ich im letzten September meine geliebte Erst-door in den Weiten der Nordsee bei Hooksiel verloren habe.
Board meiner Wahl für den heutigen Tag: Flydoor S (140 x41). Mein Momentangewicht: 85 kg.
Und los geht’s: Der Pulse 2 zieht mich sachte aber klar aus dem Wasser, er reagiert bestens aber nicht empfindlich auf Lenkimpulse und das Depowersystem ist einfach crazy. Ich gleite über die Kabbelwellen und der Pulse 2 zieht mich gleichmäßig und stabil über das Nordseewasser.
Und drehfreudig ist er. Womit soll ich ihn vergleichen? Lass‘ ich besser mal, da ich kein erfahrener Tester bin, aber eins ist für mich klar: Sehr drehfreudig ist er und dabei kein bisschen zickig. Die Kraft bleibt dabei sauber und gleichmäßig erhalten. Nicht einmal hatte ich Probleme mit Flattern, Stall o.ä.. Die Wasserstartfähigkeit habe ich leider zu testen verpennt. Aber wie auch? Der Pulse 2 verzeiht einem auch manche Fahr- oder Lenkfehler. Dieser Kite ist gutmütig und agil zugleich. Genau das richtige für mich als fortgeschrittenem Anfänger. Oder bin ich mittlerweile ein angefangener Fortgeschrittener? Oder womöglich sogar schon ein fortgeschrittener Fortschreiter? Diese Gefühl ergreift mich zumindest, als ich zum ersten Mal in meinem Kiterleben „in die Wellen gehe“. Das ist ja der Hit! Nach Fahr-, bzw. Brettfehlern und einer privaten Theorieeinheit von Claudia am Abend (Danke!) mache ich mich am nächsten Tag wieder in die 2-3 Meter Wellen. Brettstellung und Schirmsteuerung muss man eben auch in den Wellen drauf haben. Und dann geht es richtig ab.
Puls und Adrenalin erhöhen sich mit dem Pulse 2 in den Wellen. Rein, rauf, abreiten oder einfach fliiiiiiegen. Mit der Pulse 2 werde ich wohl das Springen etwas weiter vorantreiben. Drehfreudigkeit, Auftrieb und „hangtime“ sind für mich als fortgeschrittenen Wasimmerauch mehr als ausreichend.
Der Pulse 2 verzeiht mir sogar Fahrfehler in der Welle. Schnell steigt er wieder auf. Sauber und gleichmäßig zieht er mich durch. Ein klasse Kite! Viel zu früh verlasse ich am 2.Tag das Wasser. Der Wind pustet noch immer wie am Vortag. Ich teste das Sicherheitssystem an Land. Was will man mehr. Funktioniert solide. Keine Ausreißer. Und endlich ist auch Schluss mit dem Gefummele an der Safetyleash. Es geht doch so einfach. Die ganze Sache mit den Soft- und Hardsteering-Einstellungen habe ich mir nicht angeschaut und auch nix rumgeknüpft. War gut so, wie er gebügelt aus dem Kitebag kam, der Kite.
Der große Reißverschluss am Kite erleichtert das Einpacken. An meinen bisherigen FS-Kites sind nur kleine Zipper. Fortschritt. Kite zusammenlegen. Liegt nicht ganz so quadratisch praktisch gut wie am Vortag… .
Was fehlt? Ich kann es nicht sagen. Die Weiterentwicklung ist eindeutig zu spüren. Zu erleben. Ich habe von Speedair über Mastair, Warrior, Maniac, Psycho 1, Titan, Extacy, Speed 1 bis zum Silberpfeil schon alles in der Hand und am Haken gehabt. Die Kites haben mich jedes Mal begeistert.
Und es begeistert mich, dass auch mit der Pulse 2 wieder ein Schritt nach vorne gelungen.
Am Ende eines herrlichen Tages packe ich meine orange-graue Kitebag wieder in den Kofferraum.
Und lächle.