Testbericht Speed 5 21
Vorbemerkung
Seit vielen Jahren fliege ich gerne die Speed-Serie von Flysurfer. In aller Bescheidenheit, in der mir kaum jemand was vormacht J, formuliere ich es einmal so: Ich kenne mich mit dem Speed recht gut aus. Jahrelang war z.B. der Speed 3 15 mein Lieblings- und meistgenutzter Kite. Nachdem ich von der neuen Serie den Speed 5 in 12, 15 und 18 geflogen bin, war es im September dann soweit – per UPS kam der 21 als Testkite. Netterweise konnte ich ihn drei Wochen land behalten und somit mehrmals – insgesamt ca. 20 Stunden – fliegen.
Wer nicht weiterlesen möchte, weil hier zu viele Buchstaben aneinandergereiht sind, der bekommt an dieser Stelle schon eine kurze Zusammenfassung: Der Speed 5 21 ist wieder ein echter Speed, ein Traum für Leicht- und zunehmenden Wind, agil und stabil wie keine 21er zuvor und aus meiner Sicht einfach unschlagbar, was Hangtime angeht.
Testbedingungen
Orte: St.Peter Ording, Hooksiel, Großenbrode Ost, Großenbrode West, Grüner Brink, Schillig.
Windbedingungen: Von 6/7 Knoten bis 16/17 Knoten war alles dabei.
Wasser: Von glatt bis gebügelt über Kabbelwellen bis hin zu deutlichem Wellengang.
Boards: Von klein bis XL-Door
Gewicht: 92 Kilo
Verarbeitung/ Qualität
Es ist müßig, an dieser Stelle wieder genau dasselbe zu schreiben wie bei meinen vorherigen Testberichten. Wer also dazu etwas lesen möchte, schaue bei den anderen Tests nach. Kurz gesagt: Sehr gut.
Tuch
Im vergangenen Jahr bin ich recht regelmäßig den Speed 4Lotus 21 geflogen. Das Lotustuch ist eindeutig leichter als das Speed 5-Tuch. Ich habe jedoch nicht festgestellt, dass das Lotustuch merkbar früher „losgeht“. Um es einmal ganz pragmatisch zu sagen: Mir ist wichtig, dass der Kite eine gute performance hat. Ob das Tuch ein paar Gramm pro Quadratmeter mehr wiegt oder nicht, das ist mir ziemlich egal. Zudem gefällt mir das Speed 5-Tuch aus einem ganz simplen, wenn auch nicht bedeutenden Grund, besser: Es lässt sich, wenn auch das Packmaß leicht über dem des Speed 4 Lotus liegt, besser zusammenlegen. Beim Lotustuch fühlte ich mich doch manchmal an Seide erinnert. Ich habe zwar keine Seidenbettwäsche, aber so ähnlich muss sich das wohl anfühlen, wenn man diese zusammenlegt. Das Speed 5-Tuch lässt sich wieder ‚normaler’ anfassen (was die Qualität des Tuches angeht, so müsste ein Dauertest her, aber leider war der Kite ja nur ein Testkite ;); bzgl. des Lotstuches muss ich sagen, dass der seit zwei Jahren eingesetzte Speed 4-Kite, den ewigkite.de hat und der von verschiedenen Kitern genutzt wird, keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigt (Ausnahme ist eine Waageleine, die erneuert werden musste)!).
Starten und Landen
Das ist schon ein ganz schöner Lappen, den man da auspackt! Die lange Streckung sorgt beim Auspacken schon dafür, dass man sich bei starkfrequentierten Strandabschnitten sein Plätzchen suchen muss. Wobei – wenn man mit dem 21er unterwegs ist, sind eher wenige andere Kiter unterwegs. Man ist bei Lowwind wirklich der Erste auf dem Wasser (es können jedoch auch mehr Kiter am Strand sein, denn – siehe dazu auch weiter unten – den 21er kann man auch noch fliegen, wenn andere mit 15nern oder 12ern unterwegs sind).
Bei äußerst schwachem Wind ist ein Vorfüllen ggf. angesagt. Das erleichert den Startvorgang schon. Komplett depowert kann man den 21er bei wenig Wind auch gerne in der Powerzone starten. Er sorgt dann keineswegs für ungewollte „Russenstarts“. Ab 12/13/14 Knoten sollte man dann aber schon etwas vorsichtiger, ggf. mit Start am Windfensterrand vorgehen. Auf ein paar Sekunden sollte es einem sowieso nicht ankommen. Sollten die Tipps am Anfang mal wegen zu wenig Wind noch ein wenig eingeklappt sein, reicht ein berherzter anhaltender Griff in beide Steuer-/ Bremsleinen und der Kite kommt schnell zu seiner vollen Entfaltung. Im unteren Windbereich kann man den Kite sogar über die Bremsleinen landen. Mit Konzentration und Feingefühl natürlich! Der „Befüllvorgang“ ist ein echter Speed-Befüllvorgang und unterscheidet sich nicht von den kleineren Modellen.
Druckaufbau/Barkräfte
Soft, sanft, sensibel, super, sauber! Das gilt sowohl für den Startvorgang als auch für das gesamte Fliegen. Es ist schon der Hammer, wie easy dieses Riesenteil zu handhaben ist. Kein Gereiße, kein Gezerre, kein überraschend auftretender Maximaldruck. Über die Bar ist der Kite, so habe ich den Eindruck, supergenau zu dosieren. Als jahrelanger Speed-Fahrer habe ich den Eindruck, dass der 21er direkter als seine Vorgänger (den Speed 3 21 habe ich auch lange Zeit genutzt) reagiert. Bei einem Testeinsatz (Grüner Brink) hatte ich den 21er Testkite an mir bis dahin wildfremde Tubekiter verliehen. Sie gaben das Urteil ab, dass er leicht verzögert reagiere. Vielleicht müssen sich Tubekiter umstellen, zumindest, was das Fliegen im Lowend angeht. Die Barkräfte des größten Speed 5-Modells sind sehr angenehm und das bei deutlicher und prompter Reaktion des Kites. So zumindest meine Gesamteinschätzung. Vielleicht werden manche „harten“ Kiter die Barkräfte zu weich finden. Sie tun aber ihren Job. Und wer seinen Job so klar und deutlich und dabei doch so angenehm zu handhaben macht, der sollte dafür auch beste Noten bekommen. Das muss mal einer nachmachen: Ein Kite in dieser Größe, dessen Druckaufbau so entspannend zu dosieren ist. Und der ein so angenehmes und zugleich deutliches Bargefühl an den Tag legt. Eine ganz klare „1“ für die Kontrollierbarkeit und das Bargefühl des 21igers!
Agilität/Lowend
Tja, da ist er nun, der Speed 5 21, der ein echter Speed ist. Der dreht wie ein echter Speed. Wie ein kleinerer Speed. Beim Speed 4 21 hatte ich manchmal Gedanken wie: „Der tolle Tanker da oben in der Luft macht echt einen guten Job – und wenn man bedenkt, dass das 21qm sind, ist das auch noch echt klasse, wie der sich dreht!“ Der Speed 5 21 ist ein Drehkünstler. Wenn mir jetzt noch mal jemand am Strand sagt: ‚Der dreht ja aber langsam!’, dann weiß ich echt nicht mehr, ob ich noch die Kontenance bewahren kann, um zu erläutern, dass ja wohl auch echt wenig Wind ist und dass er mal versuchen soll einen 18er oder 21er Tube bei diesen Windverhältnissen zu drehen. Vermutlich bleiben manch Kites bei diesem Wind erst gar nicht in der Luft - oder gehen gar nicht erst in die Luft.
Ich beteilige mich hier jetzt nicht an irgendwelchen Knotenmessungen, die beweisen, dass der 21iger der weltbeste Low-Wind-Kite ist. Ob das nun 6,7 oder 8 Knoten waren, macht aus meiner Sicht den Kohl nicht fett. Ich hatte an einem extrem windarmen Tag den Kite samt Board an einen anderen Kiter verliehen. Der kam nur schwer ins Fahren. Ich hatte null Probleme. Körpergewicht und Technik tragen auch ihren Teil zum Kiten bei.
Am Grünen Brink kam einer anderer Tester vom Wasser und meinte: ‚Der dreht wie mein 15er Tube!’ Natürlich dreht der 21iger bei wenig Wind langsam. Aber während ich an manchen Testtagen komplett allein auf dem Wasser war* hat er eben gedreht. Und mich übers Wasser gezogen. Ja, ab 5 oder 6 Windstärken würde ich auch den Speed 5 9 nehmen. Der reagiert und fliegt dann eben auch schneller .... .
*Das ist eine Situation, an die sich Speed 5 21-Nutzer/Besitzer sicher gewöhnen müssen, ohne arrogant zu werden: Es kommt nicht selten vor, dass man der/ die Einzige auf dem Wasser ist, während ganze Tubekite-Flotten aufgebaut am Strand liegen und auf mehr Wind warten. Am Grünen Brink war ich – obwohl circa 25 bis 30 Kiter anwesend waren – bis zum Auffrischen des Windes am Nachmittag an einem Tag mehrere Stunden allein auf dem Wasser. Zwischendrin bekam ich kurz Gesellschaft von einem 18er-Tubekite. Als der Wind dann auffrischte bediente ich den
Adjuster.
Der Windbereich, in dem der 21iger zu nutzen ist, ist wirklich enorm. Bedient man den Adjuster, den man übrigens punktgenau auf den gewünschten Druck einstellen kann, dann kann man den Kite auch noch fliegen, wenn andere ihren 15 und sogar 12er auspacken (ja, ich weiß, es gibt auch bei Tubekites unterschiedliche 15er und 12er). Nett war auch eine gemeinsame Session mit Freunden: Speed 5 21,18 und 15.
Das war an einem herrlichen Herbsttag mit stetig auffrischendem Wind die Reaktion mehrerer Kiterkollegen: „Du bist den ja den ganzen Tag geflogen!“ Ja, bin ich, denn nach dem entspannten Fahren (und auch das schon mögliche Springen) bei wenig Wind kann man bei auffrischendem Wind (eben Board-Wechsel am Strand nicht hat vergessen!) ganz locker in eine Session mit hoooher und laaaaaanger
Hangtime
übergehen lassen. Auch hier habe ich die genaue Knotenzahl nicht parat. Was ich von diesen Zeitpunkten weiß ist der Gedanke, dass ich jetzt auch locker auf den 15er Speed angepowert downgraden könnte und die Beobachtung, dass neben und mit mir plötzlich ganz viele Kiter auf dem Wasser waren. Bei 16/17 Knoten (geschätzt) habe ich dann Schluß gemacht. Irgendwann wird es mir dann auch unheimlich.....
Der 21iger ist der Hangtimekönig! Das ist echt nicht zu fassen. Da geht aus meinem Empfinden echt noch ein ordentlicher Tacken mehr als bei seinem Vorgänger. Und: Es geht auch punktgenauer, direkter und mit weniger Vordenken zu kontrollieren als bei seinem Vorgänger. Wer es bis dahin noch nicht gemerkt hat, der merkt spätestens bei zunehmendem Wind, dass die Firma Flysurfer ihre Wurzeln im Gleitschirmbereich hat. Je länger ich den 21iger bei stärkerem Wind geflogen bin, desto mehr wächst der Wunsch, mal Gleitschirm zu fliegen .... ;).
Musste ich beim Speed 4 21 schon mal einen guten Tacken vorher überlegen, wann ich den Absprung einleite, so hat sich dieser Zeitraum jetzt deutlich verkürzt. Einfach beeindruckend. Ein klarer und direkt eingeleiteter Absprung ist mit dem 21iger möglich. Ein echter Speed! Und: Ich habe zwar keine großen Erfahrungen mit Tubekites, aber wenn ich welche geflogen bin, musste ich mich beim Springen erstmal an die harte Landung gewöhnen. Wer’s mag, der mags. Ich mag die sanften, bestens bestimmbaren Anflug- und Landeeigenschaften des 21igers. Man hat wirklich ausreichend Zeit, seine Landung einzuleiten, ggf. noch einmal leicht anzupowern, um noch mal kurze Flugsekunden rauszuholen, und sanft und sacht zu landen. Butterweich kann das zugehen. Man kann es, wenn man will, auch härter haben. Wie gesagt, die Technik ist auch nicht zu vernachlässigen.
Design
Ist Geschmacksache. Ich finde ja, dass die Speeds vom Farbcode her ganz prima gestaltet wurden. Und: Sie haben schon etwas Edles und Majestätisches, wenn sie am Himmel sind ... .
Fazit:
Sahneschnitte.