Pelzerkaken/ Ostsee

Irgendwo rechts ab. Von der Autobahn  Richtung Fehmarn. Hunderte, tausende Kitesurfer fahren weiter. Auf die Mekkainsel des Kitens.


Man kann sich aber eine halbe Stunde sparen und schon vorher abfahren, wenn man einen Traumspot kiten möchte. Irgendwo rechts. Abfahrt Neustadt i.H.. Ein paar Kilometer durch die herrlich hügelige holsteinische Landschaft. Hin und wieder ein paar Baumreihen, Felder so weit das Auge sieht und dann, irgendwo an der Ostseeküste das kleine verschlafene Dorf Pelzerhaken.

Am Wochenende und in der Saison tobt hier das Leben. Halb Hamburg scheint hier zu sein. Und ebenso das halbe Ruhrgebiet. Die andere Hälfte der Menschen ist allem Anschein auf Fehmarn.
 Die Ausschilderung  ab der Autobahnabfahrt ist klar: Erst nach Neustadt und dann nach Peltzerhaken. Je nachdem, ob man die jeweils gut ausgeschilderte Route durch oder an Neustadt vorbei nimmt, irgendwann kommt man den einen oder anderen Hügel runter und in Pelzerhaken an.

Rechts liegt der kleine Supermarkt des Ortes, in dem es alles, was der Touri begehrt, gibt.

 

Man folgt einfach noch weitere 500 bis 700 Meter der Straße und kommt dann an den türkisfarbenen Turm direkt am Strand. Da ist es, das Surf-, Segel- , Katamaran- und Kitecenter 30 Meter vom feinen Sandstarnd entfernt.  Und oft steht auch der Lieferwagen mit Flysurfer-Logo vom Baltic Kite Center aus Neustadt auf dem Parkplatz.

Etwas vorgelagert liegt auf der linken Seite ein extra für  Wohnmobile eingerichteter Platz mit sämtlichen Anschlüssen und Abflüssen, die der Womo-Freak so braucht. Links neben dem türkisen Turm dann der Parkplatz. In der Saison verträgliche 2,50 €  am Tag. Außerhalb der Saison sind Plastiktüten über die Automaten gezogen. Man sollte nicht versuchen, Geld einzuwerfen.

Vom Parkplatz braucht man 1-2 Minuten an den Strand. Links und rechts Sandstrand, soweit das Auge reicht. Und Kites, soweit das Auge reicht, wenn man am Wochenende oder in der Saison kommt. „Locals“ haben mir gesagt, dass schon mal 50 Schirme am Himmel  hängen. Und 50 weitere am Strand liegen. Das Revier ist großzügig für Kiter abgesteckt. Eine Infotafel am Eingang zum Strand macht das klar. Sicher, auch Windsurfer und Katamaransegler sollen ihren Platz haben. Die sind aber -  so die Info eines Einheimischen – so rar gestreut, dass man sie eher übersieht. Wenn nicht Wochenende oder Saison ist, hat man Platz ohne Ende.  Badegäste scheinen diese Ecke zu meiden.

Außer ablandigen Wind, den man überall meiden sollte, funktioniert auch jede Windrichtung. Der Aufbau  und Einstieg ist mehr als komfortabel: Sandstrand, ab und zu ein Steinchen zwischen den Zehen oder unter dem Neoprenschuh, bei Niedrigwasser 20-30 Zentimeter hohes Wasser, das langsam tiefer wird, aber bis in mindestens 100-150 Meter Entfernung vom Strand stehtief bleibt.
Ein ideales Revier für Anfänger und solche, die es nicht bleiben wollen.  Aber auch für Fortgeschrittene! Rund um den Spot verläuft in ca. 200 Meter Entfernung vom Strand eine kleine Sandbank (insbesondere vom Strand aus gesehen auf der linken Seite). An ihr brechen sich die Wellen. Man hat also vor der Sandbank wirklich ruhiges Wasser. Wer Spaß an kleinen Wellen hat, der kann über die ca. 30 Meter breite Sandbank, über der sich bei 3 bis 4 Windstärken die Wellen in 3 bis 4 Reihen brechen, brettern. Nette Wellchen zum Wellenkiten lernen. Hinter der Sandbank wird es dann tiefer. Jede Menge Platz für Speedkiten oder Sprünge.
Bei Westwind wird  das Wasser flacher:  Der Wind rückt das Wasser aus der Sandbankbucht raus. Bei Ostwind wird’s etwas tiefer – aber bleibt angenehm: Wasser wird reingedrückt.
Bei stärkerem Wind findet man hier auch die Wellen für etwas erfahrenere Kiter. Besonders nett kann das Abfahren der Wellen aus Richtung Meer zum Strand sein, da diese sauber quer verlaufen und hintereinander brechen. Wenn die Windrichtung stimmt, fliegt man von einer Welle zur nächsten.  In der Nähe der Sandbank sollte man jedoch zumindest  bei Niedrigwasser vorsichtiger mit dem Springen sein. Wenn‘s mal daneben geht, hat man manchmal nur 15-20 Zentimeter Wasser unter sich. Auffallend – und für mich erfreulich – beim Besuch Ende September 2008:  Es sind viele Flysurferkites am Himmel zu sehen. Das liegt vor allem an der Kiteschule aus Neustadt, die auch an diesen Spot kommt und an dem Lieferwagen mit Flysurferaufkleber zu erkennen ist.

Direkt am Spot ist eine Kite-, Windsurf- und Katamaransegelschule. Die aus der Kiteszene bekannte Fahne mit dem Totenkopf flattert an den Masten. Und auch der große Robby Naish soll vor einigen Wochen hier am Spot gewesen sein.
Zur Kite- und Windsurfschule gehört der angeschlossene Shop und das Cafe Anthony’s: Jede Menge Material, Neos, Ersatzzeugs, Finnen, Klamotten etc. gehören zum Sortiment.
Das neueste Naish-Material gibt‘s zum Ausleihen und beim Material der auslaufenden Saison kann man schon mal ein Schnäppchen machen.
Die Betreiber sind seit 2008 am Spot und haben eine gute Saison hinter sich. Jede Menge Material steht zum Ausleihen bereit: Es wurde sogar angebaut, weil mehr Lagerbedarf angesagt war.  Vor kurzem hat die Station den „Ersten Deutschen Stand-Up-Paddling-Contest“ (stehend auf Surfbrettern mit Paddel) durchgeführt.

Auch direkt am Spot sind Timo und Sven vom Baltic Kite Center regelmäßig zu finden. Sie haben sich auf Softkites  spezialisiert und bieten u.a. Umschulkurse für Kitesurfer, die bisher ausschließlich Tubes geflogen sind, an. Die Kurse werden – wenn denn Materialkauf bei ihnen ansteht – verrechnet. Sämtliche Flysurfermodelle sind bei den beiden zu testen – und auch zu kaufen. Ihr Onlineshop (Kites, Boards, Zubehör, Einsteigerangebote und Mode) ist ein wahres Vergnügen für Softkiter.
Weitere Infos siehe  Interview mit Sven.

Einen besonderen Charme versprühen die beiden BetreiberInnen des „Strandpicknicks“. Gleich an der Strandpromenade neben dem Spielplatz findet man nicht nur Pommes rot weiß, sondern auch mal einen leckeren Crepes oder ein anständiges Baguette zu sehr moderaten Preisen inkl. herzlich-

bodenständigen Bemerkungen der Betreiberinnen. Wo findet man noch einen Becher Kaffee für einszwanzig? Bei Anthony‘s im türkisen Turm geht es etwas edler, nicht ganz so preiswert, aber auch lecker zu.

Pelzerhaken? Warum eigentlich weiter fahren?
Pelzerhaken? Traumspot an der Ostsee.
Pelzerhaken? Immer gerne wieder!