Lacanau-Ocean

Lacanau-Ocean    (weitere Bilder hier!)

 

Der Süden Frankreichs hat Einiges zu bieten, was Kitespots angeht. Allein an der Atlantikküste kann man sich ohne Ende austoben. Aber Achtung: Man sollte sich vorher schon ziemlich genau erkundigen, was wo geht. Der Atlantik ist nicht mit der Nordsee, schon gar nicht mit der Ostsee und erst recht nicht mit einem Binnensee zu vergleichen. Einen Spot am Atlantik habe ich besucht und lieben gelernt: Lacanau-Ocean. Hier ein paar Tipps und Hinweise, die Frankreichreisenden hoffentlich das Kiten an diesem wunderschönen Spot erleichtern.

 

Anfahrt

Von irgendwoher erstmal nach Bordeaux im Süden Frankreichs. Wenn man Zeit und Lust hat, kann man in dieser schön aufgeräumten Großstadt in Frankreichs Süden sehr strukturiert Shopping-Touren machen: Die Haupteinkaufsstrasse geht einfach geradlinig mit ein paar Abzweigungen durch die Stadt. Von Bordeaux aus Richtung Westen auf der D 6 Richtung Lacanau-Ocean. Lacanau ist bereits in Bordeaux selbst ausgeschildert. Man sollte den Weg zur Ausfallstrasse also eigentlich ganz gut finden. Von Bordeaux nach Lacanau braucht man etwa eine Stunde, auch wenn es nur 45b Kilometer sind. Die Landstrasse zieht sich hin ... .

Lacanau ist zweigeteilt: Lacanau selbst und Lacanau-Ocean.  In Lacanau- Ocean gibt es drei Strände: Central, nord und sud. Am besten fährt man zuerst einmal zum „plage centrale“, um sich einen Überblick zu verschaffen.  Am Plage Centrale ist die Einkaufes- und Partymeile von Lacanau-Ocean. Gleichzeitig findet man dort den Hauptstarnd inkl. sämtlicher Bars etc. pp.. Eine nette Skaterbahn ist mit Blick auf den Atlantik auch zu finden.

 

Der Spot

Lacanau- Ocean bietet drei Strände. Am Nordstrand und am Zentralstrand ist das Kitesurfen in der Saison erst ab 19 Uhr erlaubt. Man merkt, dass es 19 Uhr ist, wenn die Rettungskräfte ihre blauen Fahnen, die die Schwimmgebiete markieren, mit einem Trillerpfeifen einholen. Die 19 Uhr-Grenze sollte man an den beiden Stränden auf keinen Fall unterschreiten. Erstens wäre das wegen der badegäste und wegen der vielen Welnnereiter viel zu gefährlich und zweitens würde man sich den berechtigten Unmut der Sicherheitskräfte zuziehen.

Am „plage centrale“ leert sich der Strand meistens gegen 19/ 20 Uhr. Dann hat man gut Platz, um sein Material aufzubauen und in aller Ruhe aufs Wasser zu gehen. Je nach Tiedenstand ist der Strand eher schmal oder breit. Bei Flut und Wellengang sollten man sich vor den Wellen, die dann direkt am Strand brechen in Vorsicht nehmen.

Am Südstrand kann man den ganzen Tag über Kitesurfen.  Die Einheimischen nennen den Kitestrand „plage supersud“, weil man, nachdem man auf den südlichen Strandabschnitt kommt, noch etwa 200 Meter weiter in Richtung Süden laufen muss, um die Fahne zu passieren, die offiziell den Beginn des Kitestrands markiert. 

Den Südstrand findet man, wenn man vom Zentrum oder der Einfallsstrasse aus den Schildern „plage sud“ folgt. Die Strasse führt in einen Pinienwald,. Ganz am Ende des ca. 500 Meter langen Parkplatzes mitten im Wald sollte man parken. Dann muss man sein Material nur noch ca. 300 Meter über oder bis zur Stranddüne tragen  und dann noch zum supersud-plage. Man braucht vom Auto aus also etwa 10 Minuten.

Steht man am südlichen Hauptübergang der Stranddüne, so ergeben sich je nach Tiede ganz unterschiedliche Anblicke: Bei Flut ist der Strand ca. 50 Meter breit und die Wellen brechen ziemlich unmittelbar vor dem Strand. Bei Ebbe ist der Strand gut 200 Meter breit, kleine Priele und Flachwassertümpel haben sich gebildet. Blickt man nach rechts, sieht man am Horizont noch die Betonwüsten des Palge centrale. Richtung Süden sieht man nichts als Strand. Direkt am Übergang tobt in der Saison der Bär. Der Touristenbär! Es ist schon sinnvoll, dass die Kitezone erst nach ca. 200 Metern beginnt. Geht man noch ein Stück weiter nach Süden, findet man dann ganz einsame und kaum bevölkerte Strände. Wer die Einsamkite liebt, sollte noch ein paar Meter weiter nach Süden laufen oder dann weiter nach Süden fahren, wenn er oder sie auf dem Wasser ist.

 

 

Wasser und Wellen

Die Temperatur des Wassers ist in der Hochsaison frisch, aber nicht kalt. Man teilt sich an vielen Stellen den Strand und auch die Wellen mit vielen ambitionierten Wellenreitern. Diese tragen selbst im Juli oder August alle lange, wenn auch dünne Neoprenanzüge. Mir hat ein Shorty voll und ganz ausgereicht.

Je nach Tiedenstand ergeben sich ganz unterschiedliche Kitereviere an ein und demselben Spot: Bei Flut kann man seinen Spaß vor allem in der Welle haben. Das Wasser kommt mit seiner ganzen Macht bis an den Strand und spült alles weg, was nicht niet- und nagelfest ist.

Bei Flut sollten wohl besser nur Fortgeschrittene aufs Wasser gehen, denn der Einstieg muss schon zwischen zwei Wellenbergen oder zwischen zwei Ausläufern gekonnt sein. Sicher lassen sich bei Flut auch sanftere Einstiegsmöglichkeiten etwas südlicher finden, aber die Kraft der Wellen sollte  man auch direkt am Strand nicht unterschätzen.

Bei Ebbe hat man es mit dem Einstieg etwas leichter: Dem Strand vorgelagert sind dann weite Wasserflächen, die in aller Regelmäßigkeit neu überspült werden. Anfänger werden es auch dann nicht ganz einfach haben, die Wellenausläufer unters Brett zu kriegen. Bei Ebbe kann man dieses Gebiet aber bestens als Trainingsmöglichkeit für etwas rauere Gegebenheiten nutzen. Als Fortgeschrittener hat man bei Ebbe seinen Spaß von A bis Z: Man kann, wenn man Lust auf Welle hat, etwas weiter rausfahren und sich vor der Küste austoben, man kann aber auch die gischtweißen Wasserflächen abfahren, die einen darauf hinweisen, dass ordentlich Wellengang und auch Unterströmung vorhanden sind.

Je nach Wind und Tiedenhub sind die Wellen, die ich im Juli/ August erlebt habe, zwischen 1 und 4 Meter hoch.

Wellenkiten ist hitverdächtig. Am Atlantik kann man süchtig danach werden. Besonders nett ist das Ambiente, wenn man sich Wellen mit Wellenreitern, die man eigentlich aufgrund ihres Könnens nur bewundern kann, teilt und wenn diese dann noch gut drauf sind, was Kitesurfer angeht. Mehrmals habe ich Gejohle und gegenseitiges Anfeuern in der welle erlebt.

Ideal ist der Spot während ab- oder aufließendem Wasser auch jeweils für ca. einen Stunde, was Flachwassererlebnisse angeht. In einer Senke vor dem Strand, die sich über ca. 200 Meter erstreckt, sammelt sich Wasser, das zum Tricksen geradezu einlädt. Wenn der Wind dann noch richtig steht, kann man sich direkt vor dem Strand austoben.

 

 

Sicherheit

Für einen nordeuropäischen Flachländer, der höchstens mal heftige Nordseewellen kennt, erscheint es zunächst etwas befremdlich, dass die Rettungskräfte den Strand und das Wasser nahezu zentimeterweise nach Leuten abscannen, die sich nicht an die Regeln halten. Hat man den Atlantik mit seinem enormen Untersog einmal kennen gelernt, dann wird man dankbar für die sehr netten und sympathischen Mitarbeiter, die durch ihre Warnungen und auch durch ihren Einsatz sicher schon manches Menschenleben gerettet haben. Erstaunlich, lobenswert, hervorzuheben und einfach als vorbildlich zu bezeichnen ist die Art und Weise, mit der die meist jungen Mitarbeiter auf die Touristen eingehen und sie auf die Gefahren hinweisen: Freundlichkeit und Kompetenz! Echt beeindruckend. Man sollte sich wirklich an die Anweisungen der Aufsicht halten. Um der eigenen Gesundheit willen.

Wer die hohen Wellen des Atlantiks kiten will, der oder die sollte aus meiner Sicht vorher schon einmal ein paar Wellentäler und Wellenberge auf anderen Gewässern erlebt haben. Sicher kann man sich auch auf dem Atlantik langsam an die hohen Wellen rantasten, die Wahrscheinlichkeit, dass zwischen den Zweimeterwellen plötzlich einmal eine Viermeterwelle ist, ist jedoch eher hoch. Also: Vorsicht, wenn man eher Anfänger ist.

Auch als Fortgeschrittener hatte ich (zumindest) ein Erlebnis mit einer Welle, welches ich nicht noch einmal haben möchte.... .

 

 

Windrichtung/Wind

Während meiner 16 Tage vor Ort, habe ich im Juli 7 Tage gut kitebaren Wind erlebt. Man darf nicht vergessen: Hochsommer! Wo bläst es denn da so richtig? Ja, es gibt windsicherere Gebiete auch im Hochsommer.

Ich war froh, dass ich einen 19er und 15er Schirm dabei hatte. Großes und kleines Brett kamen zum Einsatz. An mehreren Tagen war ich zwar glücklich, weil ich aufs Wasser konnte, kam mir aber auch wieder mal ein wenig seltsam vor, weil die Tubekite-Kollegen mit 12ern und 14ern, Strand saßen. Fazit: Eher ein wenig größeres Material einpacken.

Der Wind kommt ganz selten vom Inland. Side- oder onshore ist meistens angesagt. Nett, um in die Wellen zu gehen oder gerade Linien direkt an der Strandkante zu ziehen.

Das gehörte zu einem der Highlights am Spot: Ein kilometerlanger Trip an der Küste entlang. Vorbei auch an einem alten Betonbunker direkt am Strand, an einsamen Stränden und traumhaften Küstenstrichen.

 

 

Infrastruktur

Rund um den Südstrand gibt es nicht viel zu sehen oder zu erleben. Am Strandübergang gibt es eine Dusche. Das war’s dann, abgesehen von den ca. 20 Schließfächern und der Rettungsstation, auch schon. Man findet weder Toiletten noch Cafes oder Restaurants am Südstrand. Man sollte also vor- oder nachsorgen.... .

 

 

Fazit

Natur, Wasser und Wellen sind der absolute Traum an diesem schönen Atlantikstrand. Es ist immer ausreichend Platz zum Starten und Landen, der Spot ist nicht überlaufen und bietet je nach Tiedenhub eine Vielfalt an Kitemöglichkeiten. Anfänger sollten mehr als vorsichtig sein (vielleicht sollten sie erstmal an den ca. 10 Kilometer entfernten Lac de Lacanau, um dort an einer Stelle, die zum Kitesurfen geeignet ist, ihr Können etwas atlantiktauglicher zu machen). Für Fortgeschrittene und Wellenliebhaber bietet der Spot ideale Möglichkeiten.