Mauer

Screenshot 2019 11 06 07.40.49Es gibt Bibelworte, die hört mancher gar nicht gerne. Weil sie unbequem sind und einen infrage stellen. Z.B. dann, wenn man Mitarbeiter der Staatssicherheit in der DDR war. 
Das muss jedem Stasi-Mitarbeiter doch durch Mark und Bein gegangen sein, wenn vor über 30 Jahren in einem Gottesdienst aus Psalm 18 vorgelesen wurde: „Der Herr macht meine Finsternis hell und (…) mit meinem Gott kann ich über Mauern springen!“ 
Da muss eine Zensur her, das geht doch nicht!

Wenn man Menschen festhalten und einengen will, dann spricht jedoch nicht nur dieser eine Bibelvers dagegen. Nein, man müsste die ganze Bibel zensieren. Der Gott, von dem die Bibel berichtet, ist ein Gott, der Freiheit will. Er möchte keine Mauern, nichts Trennendes zwischen sich selbst und den Menschen, die er so sehr liebt. Und alle Zäune, Schranken, Mauern, alles Aus- und Abgrenzende, das Menschen zwischen sich und anderen aufbauen, passen auch so gar nicht zur Gesamtaussage der Bibel.
Jesus hat sich nicht an Grenzen gehalten. Er hat sie überwunden. Ist auf andere zugegangen. Hat immer die Hand gereicht.

Nie hat er gewaltsam Grenzen überschritten oder Mauern eingerissen.

Gewaltsam eingerissene Mauern weisen auf Zerstörung und Hass hin.

Am 9.November 1938 wurden in unserem Land Mauern gewaltsam eingerissen und niedergebrannt. In der Pogromnacht. Deswegen gedenken wir noch heute der Opfer des Nationalsozialismus.

Am 9.November 1989 wurde in unserem Land eine gewaltige Mauer friedlich überwunden. Darüber freuen wir uns noch heute.

Vielen Menschen, die benachteiligt, verfolgt oder unterdrückt werden ist zu wünschen, dass sie das erleben: ‚Der Herr macht meine Finsternis hell!’.

Und allen, die Kraft haben, Mauern friedlich zu überwinden, kann dieser Vers neu Mut machen: ‚Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen!’

Foto: Shoot nDesign/ unsplash