Radioandacht 7.1.16: Zeit
Seit knapp einem Jahr lebt ein Flüchtling aus Afghanistan mit uns in unserer Familie.
Rund um Weihnachten haben wir versucht, ihm die Weihnachtsbräuche zu erklären. Wir haben gemeinsam Tränen gelacht, als er merkte, dass ein Tannenbaum kein „Pfannenbaum“ ist.
Mit Silvester und Neujahr war es dann ähnlich, was unsere Erklärungsversuche anging. Er konnte damit so gut wie gar nichts anfangen. Wir haben geschmunzelt, als er uns gefragt hat: „Und was soll das?“
Salman geht ganz gelassen in das neue Jahr. Er hat keine Angst vor den Monaten, die vor ihm liegen. Er macht sich – abgesehen von seiner schulischen Leistung –keine großen Gedanken, was 2016 angeht. Gute Vorsätze hat er nicht und schlechte Angewohnheiten will er sich zumindest nicht ab dem 1.1.2016 in den nächsten 12 Monaten abgewöhnen.
Silvester und Neujahr sind für ihn nicht von Bedeutung.
Unser Kalender und unsere Einteilung des Lebens nach Sekunden, Minuten, Tagen, Wochen und Monaten, bestimmen nicht sein Leben.
Er ist anders aufgewachsen. Tag und Nacht, Sommer und Winter, Hitze und Kälte sind die Lebensrhythmen seiner Kindheit und frühen Jugend.
Manche Menschen machen das ganz von allein, was Jesus in der Bergpredigt empfiehlt: „Sorgt euch nicht um den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für das Seinige sorgen.“
Manchmal helfen wir Salman, wenn es darum geht, dass er Termine wahrnehmen muss. Und sicher wird er bald auch einen Kalender haben, nutzen und „verstehen“. Der wird ihm aber keine Sicherheit bringen. Denn sicher fühlt er sich schon.