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28. September

Ich habe es eindeutig übertrieben. Als ich den ersten Termin für den gestrigen Tag gemacht habe, wusste ich noch nicht, was sonst so auf mich zukommen würde. Und ich habe dann auch nie „Nein“ gesagt. Kurz gesagt: Zwei Sitzungen, zwei praktische Erledigungen, 1040 Kilometer zwischen 5.00 und 23.00 Uhr. Fehlplanung. Heute sitze ich einigermaßen fertig zuhause und werde wohl erst wieder heute Nachmittag aus dem Standby-Modus hochfahren. Dann muss ich ins Ruhrgebiet.
In den vergangenen Tagen habe ich mit eine seltsamen Gefühlslage zu tun: Normalerweise arbeite ich eine Sache nach der anderen ab und freue mich, dass es mehr oder weniger flutschig läuft. Seit einer knappen Woche bekomme ich meine unterschiedlichen Baustellen aber nicht mehr so gut auseinanderdividiert. Mir fliegen immer wieder einzelne Steine meiner unterschiedlichen Baustellen durch den Kopf. Das führt zum Gefühl der Überlastung.Objektiv gesehen ist es gar nicht so schlimm, zumindest, wenn ich bei dem einen oder anderen Projekt einen Ansatz, einen ersten Schritt machen würde. Seltsam. Ich habe aber wenig drive, einzelne Schritte zu machen und verlegeich eher auf Nebengleise. Vielleicht gibt es einfach mal so Zeiten, in denen man nicht so produktiv wie sonst ist. Zeiten, in denen die Gedanken eben hin und her schießen und nicht so sortiert kommen wie sonst. Dieses könnte ich noch, das müsste ich und das sollte ich jetzt aber mal ganz dringend anfangen. Der Vorteil meines Jobs ist, dass ich meine Arbeit größtenteils selbst festlegen kann. Und auch selbst bestimmen kann, wann ich was mache. Manchmal – z.B. heute – überkommt mich aber die leise Sehnsucht, dass mir mal jemand sagt, was ich wann zu tun habe. So eine To-do-Liste, die mir gegeben wird. Wenn mein Chef oder sonst jemand mir aber eine solche Liste geben würde, dann würde ich vermutlich verschnupft reagieren. „Ich kann selber denken!“ Nun denn, warte ich mal ab, was sich so in den nächsten Stunden und Tagen ergibt.
Gestern war ich u.a. in Elstal bei Berlin und habe mit ein paar Mitgliedern des Präsidiums des BEFG und ein paar anderen Angestellten des BEFG zusammen gesessen. Wir haben was geplant.
Die Stimmung und das Miteinander war wirklich gut. Ernsthaft und frötzelnd-lustig zugleich. Auf dem Weg zurück nach Oldenburg ging mir der BEFG noch lange durch den Kopf. Ich bin eindeutig „bundespositiv“. Das will sagen: ich finde es gut, dass ich Baptist bin, dass es uns als Kirche gibt und dass wir miteinander viel Gutes wuppen. Unsere Strukturen sind größtenteils auch gut und in fast allen Bereichen „basisdemokratisch“. Manchmal merke ich aber auch, dass Demokratie anstrengend ist. Im BEFG kann und darf jeder zu allem etwas sagen. Und manche Leute machen davon auch reichlich Gebrauch. Und wenn es dann nicht so läuft, wie sie es sich vorstellen, dann ist Holland oder der BEFG in Not. Viele Leute wünschen sich „klare Worte“ vom Präsidium oder der Bundesgeschäftsführung. Ich ahne, woher dieser Wunsch kommt. In Bezug auf theologische Positionen wünsche ich mir nicht so sehr klare Worte, sondern klare Aussagen, wie man mit unterschiedlichen Erkenntnissen umgehen soll. Wie man als einzelner Christ oder auch als Gemeinde vor Ort seinen eigenen Weg findet ohne dabei andere Leute oder Gemeinden auszugrenzen. Auch ich muss lernen, Leute und Gemeinden mit anderen Erkenntnissen stehen zu lassen. Ich wünsche mir einen BEFG, der möglichst viel Platz bietet für möglichst viele unterschiedliche Erkenntnisse und theologische Überzeugungen. Das Einende sollte aus meiner Sicht weder eine bestimmte theologische Überzeugung sein – auch nicht die der Tauffrage -, sondern die Liebe zu Gott und den Menschen, die sich auf möglichst vielfältige Weise ausdrücken sollen.Wie Oncken es schon formuliert hat: Zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen. Ich tippe aber mal, dass das nicht ganz konsensfähig ist. Man braucht doch klare Linien, Überzeugungen, Dogmen. Oder? Also ich brauche sie –zumindest momentan – nicht. Es gibt für mich immer etwas zu tun. Nachdenken kann ich auch gerne über theologische Richtigkeiten. Nur hoffentlich verliereich dabei die Menschen nicht aus dem Blick. Und hoffentlich mache ich bei allem meinem Tun nicht allzu oft den Fehler, den ich gestern gemacht habe.