So etwas über Jesus gehört?


"Siehe, was ist dieser Mensch für ein  Fresser und Säufer, ein Freund der Sünder!" Matthäus 11,19

 

Das Bild, das man von Jesus hat, ist geprägt von dem, was man in seiner Kindheit und Jugend, vielleicht auch im Erwachsenenalter über Jesus gehört hat.
Welche Aussagen oder Adjektive verbindest du normalerweise zu allererst mit dem Namen „Jesus“?

In den 80iger Jahren hat ein Gesangsduo folgendes Lied über Jesus aus dem Englischen übersetzt und in der christlichen Szene Deutschlands  bekannt gemacht:

„Man sagt, er war ein Gammler. Er zog durch das ganze Land.?Raue Männer im Gefolge, die er auf der Straße fand.?Niemand wusste, wo er herkam, was er wollte, was er tat.?Doch man sagte: Wer so redet, ist gefährlich für den Staat.

Man sagt, er war ein Dichter, seine Worte hatten Stil.?Wer ihn hörte, schwieg betroffen und ein Sturm war plötzlich still.?Seine Bilder und Vergleiche waren schwierig zu versteh'n,?doch die Leute saßen stundenlang, ihn zu hören und zu seh'n.

Man sagt, er war ein Zauberer, an Wundern fehlt es nicht.?Er ging zu Fuß auf einem See und gab den Blinden Augenlicht.?Machte Wein aus klarem Wasser, kannte Tricks mit Fisch und Brot,?und er sprach von einer "Neugeburt" weckte Menschen auf vom Tod.

Man sagt, er war Politiker, der rief: Ich mach euch frei!?Und die Masse wollte gern, dass er ihr neuer König sei.?Er sprach laut von Korruption und wies auf Unrecht offen hin,?doch man hasste seinen Einfluss und so kreuzigten sie ihn.

Er ist der Sohn des Höchsten, doch er kam um Mensch zu sein.?Offenbarte Gottes Art, um uns aus Sünde zu befrei'n.?So hab' ich ihn erfahren; ich begann, ihn so zu seh'n.?Und ich meine, es wird Zeit - wir sollten ihm entgegengehen.“

War er ein Gammler? Ein Politiker? Ein Zauberer? Oder passt die letzte Strophe am besten? Oder war er alles irgendwie?

Es gibt wohl nicht die eine Aussage über Jesus. Jesus ist vielseitig. Das ist gut so, denn die  unterschiedlichen Charakterzüge, Aussagen und Handlungsweisen Jesu sprechen unterschiedliche Menschen an.

Eine Aussage über Jesus kehrt in den Evangelien auf unterschiedliche Weise immer wieder: Er hat sich zu den Armen, Kranken, Hilflosen, Ausgegrenzten begeben. Zu denen, mit denen sonst niemand etwas zu tun haben wollte. Das galt auch für die „Sünder“. „Sünder“, das waren in den Augen der damals „Frommen“ und „Gläubigen“ die Menschen, die nicht zum Volk Israel gehörten oder  die sich  willentlich oder unwillentlich nicht an die Gesetze Gottes gehalten haben.

Im Neuen Testament ist immer wieder zu lesen, dass Jesus ausgerechnet mit denen zu tun hatte, die die Gläubigen als „Sünder“ bezeichnet haben.

Jesus, von dem die Bibel sagt, dass er von Gott kommt, wollte ausgerechnet mit denen zu tun haben, die es nicht mit Gott zu tun haben oder nicht mit Gott zu tun haben wollten.

Das ist sozusagen ein Markenzeichen der Person Jesu: „Das ist der, der mit den „Sündern“ zu tun hat.“ Jesus selbst wusste, dass die Gläubigen ein solches Bild von ihm hatten. Der Bibelvers stammt aus dem Mund Jesu. Im Zusammenhang spricht er über Johannes, den Täufer. Der war Asket und fastete oft. Der setzte sich nicht zum Essen mit anderen Leuten an den Tisch. Über Johannes sagt Jesus: „Johannes ist gekommen, er aß nicht und trank nicht, so sagen sie (die Frommen): Er ist besessen!“

Und dann fährt Jesus fort uns spricht über sich selbst: „Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinkt; so sagen sie: Siehe, was ist dieser Mensch für ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder!“ (Zöllner hatten zur Zeit Jesu den allerschlechtesten gesellschaftlichen Ruf).

Im Neuen Testament sind viele Geschichten überliefert, die davon erzählen, dass Jesus sich mit Außenseitern, Sündern und „underdogs“ an einen Tisch gesetzt hat. Er hat mit ihnen gegessen und getrunken. Bei Tisch kann man die beste Gemeinschaft erleben.
Jesus grenzte niemanden aus. Jesus setzte sich mit allen Menschen an den Tisch.
Das ist besonders an Jesus: Er grenzt nicht aus. Er ist für jeden da. Er bringt allen Menschen die Liebe Gottes. Er setzt sich mit allen Menschen an den Tisch.



Viele Menschen lassen sich von „der Kirche“ in ihrem Gottesbild leiten. Weil die Kirche so und so ist, weil das uns jenes geschehen ist, lassen sie sich nicht oder nur sehr ungern auf den Gott der Bibel ein. Das Schlimme, das im Namen des Christentums und auch durch Kirchen geschehen ist, soll nicht verharmlost oder gar entschuldigt werden.

Die Frage des Glaubens ist aber nicht in erster Linie die Frage nach der Institution Kirche.

Beim Glauben geht es um die Frage: Gibt es einen Gott? Und wenn ja, wie ist er?

Die Bibel bezeugt, dass Jesus auf diese Fragen eine Antwort gegeben hat. Dieser Antwort kann man sich anschließen:
„Gott ist gut. Er ist vor allem für die da, die einsam, kaputt, ausgestoßen, unruhig oder belastet sind. Gott ist vor allem für die da, die nichts mit ihm zu tun haben. Oder nicht mit ihm zu tun haben wollen. Darum hat Jesus sich mit solchen Leuten an einen Tisch gesetzt.“

 

 

"Gebt ihr ihnen zu essen!"

Die Speisungswunder des Neuen Testaments sind vielen Leuten, zumindest was die wundersame Seite der Geschichten angeht, einigermaßen vertraut. Der Aspekt „Gebt ihr ihnen zu essen!“ dürfte einen gewissen Überraschungseffekt haben.

Hier die Geschichte aus Markus 6:

Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing eine lange Predigt an. 35 Als nun der Tag fast vorüber war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Es ist öde hier und der Tag ist fast vorüber; 36 lass sie gehen, damit sie in die Höfe und Dörfer ringsum gehen und sich Brot kaufen. 37 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen! Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir denn hingehen und für zweihundert Silbergroschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben? 38 Er aber sprach zu ihnen: Wie viel Brote habt ihr? Geht hin und seht! Und als sie es erkundet hatten, sprachen sie: Fünf und zwei Fische. 39 Und er gebot ihnen, dass sie sich alle lagerten, tischweise, auf das grüne Gras. 40 Und sie setzten sich, in Gruppen zu hundert und zu fünfzig. 41 Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie unter ihnen austeilten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle. 42 Und sie aßen alle und wurden satt. 43 Und sie sammelten die Brocken auf, zwölf Körbe voll, und von den Fischen. 44 Und die die Brote gegessen hatten, waren fünftausend Mann.


Die Geschichte  von der Speisung der 5000 ist eine von vielen Speisungswundern, die in der Bibel überliefert werden:

Das erste Speisungswunder erleben Adam und Eva im Paradies. Sie hatten einfach immer genug zu essen, denn da waren „Bäume mit Früchten (...) zur Speise“ (1.Mose 1,29) Unglücklicherweise haben die Beiden dann 1 x das falsche Lebensmittel in Fruchtform zu sich genommen ....


Dann gab es ein  Manna- Speisungswunder als das Volk israel  aus Ägypten befreit worden war und in der Wüste Hunger litt.
Zitat: „Da lag's in der Wüste rund und klein wie Reif auf der Erde. Und als es die Israeliten sahen, sprachen sie untereinander: Man hu? Denn sie wussten nicht, was es war. Mose aber sprach zu ihnen: Es ist das Brot, das euch der HERR zu essen gegeben hat.(2.Mose 16)

Manna kommt von „Man hu?“. Was ist denn das? Das fragen sich ja auch manche Kinder, wenn sie den Essensteller vor sich sehen ...

Wenn im NT auch Speisungswunder beschrieben werden, dann ist das also nicht etwas ganz Neues.

Der Gott der Bibel ist ein Gott, der für seine Leute sorgt.

Und weil Jesus Gott ist tut er auch das, was Gott tut. Er sorgt für die Menschen.

Im Rahmen des Speisungswunders wird von einer Predigt Jesu berichtet, Der Grund der Predigt Jesu: „„.... und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben!“  D.h. nicht, dass es sich um „verlorene“, schwarze oder bockige  Schafe/ Menschen handelte. Es sind un- oder unterversorgte Schafe. Die gehen Jesu zu Herzen.
Jesus ist – wie Gott – der Versorger!

Deswegen fängt Jesus eine lange (!) Predigt an.

Hier noch ein kurzer Hinweis auf Mt 4,4: Jesus spricht: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“

Jesus fängt also nicht mit einer Brot- oder Manna-Fisch-Party an, sondern mit dem, was auch „satt“ macht (interessant der synoptische Vergleich: In Lk.4,4 wird in den ältesten Handschriften nur der erste Teil des Bibelwortes, welches ein Zitat aus 5.Mose 8 ist, überliefert. Vielleicht wollte Lk damit in der Versuchungsszene Jesu die Worte des Teufels „Bist du der Sohn Gottes, so sprich zu diesem Stein, dass er Brot werde!“ mit noch weniger Worten ganz knapp vom Tisch wischen).

Jesus ist so in seine Predigt vertieft, dass die Jünger ihn darauf aufmerksam machen müssen, dass der Tag langsam zu Ende geht und die Leute sich auch mal etwas zu essen besorgen sollten. Jesu erste Reaktion: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Man könnte das so verstehen, dass Jesus die Situation so sieht, dass er für das „Wort Gottes“ und seine Jünger für das leibliche Wohl zuständig sind (der weitere Verlauf der Geschichte wird zeigen, dass Jesus die Ernährungsfrage durchaus selbst in die Hand nimmt).

„Gebt ihr ihnen zu essen!“: Jesus traut seinen wenigen Jüngern etwas Großes zu. Er traut ihnen die Versorgung/ Verpflegung von 5000 Menschen zu. Die wenigen schaffen das. Da ist Jesus sich sicher.

Manchmal treten Christen in einer echten oder auch gespielten Demut auf, die ihnen selbst und anderen vermittelt, dass sie selbst gar nichts und Gott/ Jesus dafür umso mehr tun kann. Von dieser Geschichte her kann dieses Verhalten oder denken nicht angeleitet sein.

Gott, und in seinem Sinne natürlich auch Jesus, traut den Menschen, traut seinen Leuten etwas zu. Auch an dieser Stelle setzt sich eine biblische Grundaussage durch: Gott vertraut seinen Leuten die Gestaltung des Lebens an. Sie können etwas tun. Sie können etwas leisten. Sie sind wer. So, wie Gott den ersten Menschen zutraut, dass sie verantwortungsvoll und bewahrend-bebauend mit der Schöpfung umgehen, genau  so traut Jesus seinen Jüngern damals zu, dass sie für die 5000 Menschen sorgen. „Ihr schafft das!“ „Ihr könnt das!“


Was hat Gott dir anvertraut?

Was kannst du?

Was hast du bisher geschafft?
Wo bist du gut?

Die Geschichte geht weiter: Die Jünger haben es nicht geschafft. Zumindest nicht allein geschafft. Jesus hat ihnen geholfen. So ist das bis heute. Jesus wird auch „der Helfer“ genannt. Jesus hilft den Menschen. In der Geschichte von der Speisung der 5000 sieht die Hilfe für die Jünger, denen er es eigentlich  zutraut, dass sie es selbst hinbekommen, so aus, dass er sich das wenige, das sie haben, geben lässt und dass er – auf unerklärliche Weise für eine Vermehrung sorgt.

„Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie unter ihnen austeilten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle. 42 Und sie aßen alle und wurden satt.“ 

Wenn die wenigen Nachfolger das Wenige, das sie haben, Jesus zur Verfügung stellen, dann werden viele Menschen „satt“.
Und: Es bleibt sogar noch etwas übrig. In diesem Falle für die „Jerusalemer Tafel“ -„Und sie sammelten zwölf Körbe.“ Hier soll doch wohl nicht dem sowieso schon übergroßen Wunder (wie viele Brote und Fische werden wohl von 5000 Männern verspeist?) noch ein Plus von 12 Extra-Wunder-Körben verpasst werden. Die Zahl zwölf weist auf etwas „Vollkommenes, Ganzes, Fertiges“ hin. Wenn Jesus etwas in die Hand nimmt, dann wird die Sache „rund“.

Wie das Wunder geschehen ist, das ist überhaupt nicht von Interesse. Vielleicht sollten wir modern und wissenschaftlich geprägten Menschen den Blick wirklich ein wenig mehr darauf lenken, was diese Geschichte sagen will, welche Bedeutung sie hat.

Die Geschichte kann folgende Bedeutung haben:

1.Jesus traut uns, seinen Leuten, den Menschen viel zu: „Gebt ihr ihnen zu essen!“

2.Jesus sorgt dafür, dass aus dem wenigen, was wir haben, etwas Wunderbares für andere wird. 

und 3.  wenn wir mit Jesus unser Leben leben, dann werden wir merken, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt.


Dann werden wir erleben, merken, glauben, dass Jesus das „Brot des Lebens“ ist. 
Dann werden wir – im Sinne Gottes – „satt“ sein.

Was lässt ihr Kind vor Freude hüpfen?

 

Es weihnachtet sehr.

Schwangere Bäuche und hüpfende Kinder haben es mit Weihnachten zu tun. Zumindest indirekt.


Den geneigten und informierten Bibelleser erinnern sie an die Geschichte des Besuches der Maria bei Elisabeth. Das war ein paar Monate vor dem ersten Weihnachtsfest. Die beiden Frauen haben so manches gemeinsam.

Erstens die Verwandtschaft. Sie gehören zu einer Sippe.

Zweitens die dicken Bäuche. Denn beiden sind etwa zeitgleich schwanger.

Drittens die wundersame Schwangerschaft. Elisabeth galt als unfruchtbar und war dazu bereits in einem Alter, in dem an Kinderkriegen nicht mehr zu denken war. Maria kam laut neutestamentlichen Berichten auf ebenso wundersame Weise zu ihrem Kind. Das allerdings vermutlich im zarten Teenageralter.

Und viertens - wenn es denn nicht zu trivial ist - beginnen die Namen ihrer Jungs beide mit „J“. Johannes und Jesus.

Deswegen sollte man fünftens wohl eher sagen, dass die Kinder der beiden Frauen in der Geschichte Gottes mit den Menschen eine nicht gerade geringe Rolle spielten.

Der Text aus Lukas 1:

„Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda  und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt  und rief laut und sprach: Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes! Und wie geschieht mir das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe.  Und selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.“

Zunächste einmal ist diese Geschichte gar nicht so verwunderlich. Kinder hüpfen schon mal im bauch, wenn sie die Stimme der eigenen Mutter oder einer anderen Person hören. Kann ja durchaus sein, dass Elisabeth „in einer Stadt im Gebirge“ dermaßen auf einsamem Posten saß, dass sie nur ganz selten auf andere Menschen traf. Wenn dann mal - und das vielleicht noch unerwartet- eine andere Person auftaucht, dann kann das schon mal sein, dass das Kind im Bauch anfängt zu hüpfen. „Draußen ist was los!“ Das bringt schon in Bewegung. Mit dieser rationalen Erklärungsweise wäre der Sinn des biblischen Textes - wie bei vielen anderen biblischen Texten übrigens auch - aber wohl nicht getroffen.


Kinder bewegen sich normalerweise im Mutterleib. Manchmal drehen sie sich im Mutterleib. Aber hüpfen? Dazu ist im Bauch einer Schwangeren nicht gerade ausreichend Platz. Die Rede- bzw. Beschreibungsweise des Evangelisten Lukas, die dann auch noch einmal im Mund der Maria zu finden ist,  will doch wohl etwas mehr sagen, als dass sich das Kind im Bauch aufgrund äußerer  Reize bewegt hat.


In einem der ersten Verse schreibt Lukas: „Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe.“ Männersprache. So ist es halt. Punkt. Elisabeth weiß gleich, warum das Kind hüpfte: „ Als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe.“
Die werdende Mutter gibt dem Geschehen eine Deutung. Mit dieser Deutung lässt sie die Weihnachtsglocken schon einmal vor der Geburt Jesu etwas läuten.


Ein paar Monate später wird ein Botschafter Gottes sagen: „Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;  denn euch ist heute der Retter geboren, welcher ist Christus.“
Die Geburt Jesu hat es mit „großer Freude“ zu tun.
Da ist es doch klar, dass Ungeborene auch schon mal im Bauch der Mutter „vor Freude“ hüpfen, wenn zwar nicht in einer Krippe, aber doch in einem nahegelegenen Bauch der „Retter“ liegt. Die Rede vom pränatal hüpfenden Johannes hat es also mit der Weihnachtsfreude zu tun.


Um die nicht zu verniedlichen und zu verkitschen, um die nicht auf ein kleines, niedliches, womöglich ständig lächelndes Baby zu reduzieren, ist es ganz sinnig, wenn man sich die Botschaft des Engels noch einmal kurz vor Augen oder zu Ohren führt: „Große Freude“, denn der „Retter“ ist geboren, welcher ist „Christus“. Große Freude verbunden mit großen Worten. Weihnachten geht es eben um Großes und nicht nur um den Kleinen (Jesus).


Mit der Geburt Jesu schlägt Gott ein neues Kapitel in seiner Geschichte mit den Menschen auf. Der „Retter“, „Heiland“, „Helfer“ ist da. Ab jetzt wird nur noch eins. Geholfen. Der Begriff geht u.a. auf die alttestamentliche Geschichte der Befreiung der Israeliten aus Ägypten zurück. So ist Gott! Er befreit seine Leute aus der unterdrückung aus der Sklaverei. So einer ist auch Jesus.


Der wird dafür sorgen, dass Menschen nicht mehr unterdrückt, versklavt und missbraucht werden. Auch nicht von allem Üblen, das ihnen getan wird oder das sie selbst tun. Alles Sündige, alle Sünde wird keine Unterdrückungsmacht meht haben. Große Freude.
„Christus“. Dieser Titel steht für den von Gott Gesandten. Den von Gott Beauftragten. Der Engel hat es damals schon kapiert (was ja auch kein Wunder ist, denn Engel haben es so an oder in sich, dass sie zur „Welt Gottes“ gehören und somit die Dinge schon mit etwas anderen Augen sehen oder einschätzen): Dieses Baby ist nicht nur ein süßes, niedliches - übrigens auch schreiendes und schlafraubendes- kleines Menschlein.


Dieser Jesus ist der „Christus. Der von Gott Gesandte. Beauftragte.
Da kommt Freude auf. Da kommt man schon mal ins Hüpfen.

Die Frage neben der Grafik „Was lässt ihr Kind vor Freude hüpfen?“, die müsste, könnte eigentlich noch erweitert werden. „Was lässt Sie vor Freude hüpfen?“


Wenn der Evangelist Lukas heute befragt werden könnte, dann würde er vielleicht sagen:


„Ich hüpfe manchmal innerlich - und auch äußerlich - wenn ich daran denke, dass Gott in Jesus Christus zu den Menschen gekommen ist und dass Gott damit nur Gutes im Sinn hatte. Darüber freue ich mich, dass Jesus ein Helfer ist. Einer, der auf-hilft. Einer, der raus-hilft. Der Christus eben. Von Gott zum Helfen gesandt.“

Ist das gerecht?

Ist das gerecht?

Von Sonne und Regen spricht Jesus in einer seiner bekanntesten Predigten. In der Bergpredigt. Und er sagt nicht etwas, dass diejenigen, die auf seiner Seite sind, automatisch auch immer auf der Sonnenseite des Lebens sind. Und dass sie  sich passend zu ihrer persönlichen Situation immer im Regen abkühlen können oder genau zum richtigen Zeitpunkt den Regen für ihre Ernte bekommen. So nach dem Motto: „Je frommer Du bist, desto besser geht es dir - desto brauner ist deine Haut gebrannt und desto besser fällt deine „Ernte“ aus.“

Im Laufe der Kirchengeschichte hat u.a ein falsch verstandener Calvinismus dazu geführt, dass manche Christen meinen, dass Gottes erste Aufgabe vor allem die sei, seinen Leuten ein (wirtschaftlich) angenehmes Leben zu machen.
U.a. in den USA treibt dieser Irrglaube seltsame Blüten. Da meinen Christen, sie seien besonders von Gott gesegnet, wenn es ihnen wirtschaftlich gut geht. Ganze Firmenideologien haben sich aufgrund dieser Einstellung breit gemacht und nicht selten kokettieren Firmeninhaber mit eben dieser Überzeugung. Wer will schon einem besonders Gesegneten an den Kragen? Ewer will schon einem widersprechen, der allem Anschein nach ein besonderes Schoßkind des Allmächtigen ist. Widerspruch und gewerkschaftliche Anliegen haben da kaum eine Chance.


Jesus macht in der Bergpredigt keine Aussage über den Zusammenhang zwischen Glauben und wirtschaftlichem Ergehen. Im Zusammenhang dieses Verses spricht Jesus von der Liebe. Von der Feindesliebe. „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.“ Und dann: „Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über gerechte und Ungerechte!“. Das Verhalten der Gläubigen soll so sein wie Gottes verhalten. Liebend gegenüber denen, von denen man meint, sie seien Feinde. Denn Gott macht es auch so. Er liebt alle. Das macht Jesus an den metereologischen Zuständen der Welt deutlich. Sonne und Regen - die bekommen alle ab. Da macht Gott keine Unterschiede. Er segnet alle. Er lässt keinen im Schatten sitzen. Er lässt auch keinen auf dem Trockenen sitzen. So ist Gott. Das meint zumindest Jesus. Und weil Gott so ist, sollen auch seine Leute so sein. Dann können sie sich als „Kinder Gottes“ verstehen oder auch selbst so bezeichnen. Interessant ist, wie Jesus das Gebot der Feindesliebe weiter ausführt. Wenn wir nur die Menschen lieben würden, die auch uns mögen, dann würde uns Christen wirklich nichts von Menschen, die nicht glauben, unterscheiden. Indem wir uns aber so verhalten, wie Gott sich verhält, kommt das Besondere des Glaubens ans Licht: Der Glaube handelt unterschiedslos.  Sonne und Regen für alle!

Dass das der frommen Seele nicht einfach klar zu machen ist, das ist verständlich. Denn will man nicht immer ein Plus, einen Mehrwert, einen gewinn, wenn man etwas tut oder auch wenn man glaubt? Wenn ich schon glaube, dann doch bitte auch ein Plus am Ende der Rechnung. Dem berechnenden Glauben erteilt Jesus eine Abfuhr. Und er meint es damit nicht böse gegenüber den eifrigen Frommen. Sicher kannte er auch die nagenden Fragen der Verfasser des sog. Alten Testaments.
Jeremia schrieb im 12. Kapitel: „Herr, wenn ich auch mit dir rechten wollte, so behältst du doch Recht; dennoch muss ich vom Recht mit dir reden. Warum geht's doch den Gottlosen so gut, und die Abtrünnigen haben alles in Fülle?“
Und nicht nur in Psalm 73, 12, sondern auch in vielen anderen Psalmen sind Worte wie diese zu lesen : „Siehe, das sind die Gottlosen; die sind glücklich in der Welt und werden reich.“

Das Leiden der „Gerechten“ am Wohlergehen der „Ungerechten“ zieht sich durch viele biblische Schriften. Es wird jedoch nicht zur Seite der Gerechten hin aufgelöst. Sie haben es - wenn sie so denken - auszuhalten, dass es anderen Menschen besser geht als ihnen. Manchmal hilft den Gläubigen ein Blick aufs Ende der Ungläubigen. Wenigstens dann werden die Ungläubigen merken, dass es noch mehr gibt als das Leben im Hier und Jetzt. Die Antwort eines Ungläubigen auf diese Feststellung wäre aber wohl „Ich glaube, dass ich davon nichts mehr merken werde!“

Die Frage „Ist das gerecht?“ kann aus der Sicht Jesu nur mit einem Wort beantwortet werden: JA. So sieht Gottes Gerechtigkeit aus. Gott macht keine Unterschiede bzgl. des Wohlergehens bei Christen oder Mitgliedern von Vereinen, Clubs oder sonst was. „Gutes“ Wetter richtet sich nicht nach der Gläubigkeit der Bewohner im Land - sonst wäre ja auch Südeuropa eindeutig als „gläubigster Bereich in Europa“ zu deklarieren. Christen sollten also auch getrost aufhören für gutes oder schlechtes Wetter zu beten, wenn eine Aktion ansteht. Gott lässt es sowieso regnen oder war, werden. Über Gerechte und Ungerechte. Über schlechtes Wetter kann man sich ärgern. Über gutes Wetter kann man sich freuen. Am besten gemeinsam mit denen, die glauben oder nicht glauben.

Die „Wettergerechtigkeit“ Gottes macht aber noch etwas anderes deutlich. So wie mit dem Wetter, so ist es auch mit der Gerechtigkeit, die Gott für jeden Menschen bzgl. des Verhältnisses zu ihm anbietet.  Der Apostel Paulus versteigt sich im Römerbrief zu der nicht zu überbietenden Aussage: „Da ist keine, der vor Gott gerecht ist, auch nicht einer!“ Keiner kann vor Gott bestehen, keiner hat eine weiße Weste, sei er Christ, Atheist, Nihilist, Buddhist, Moslem oder sonst was. Alle sind sie darauf angewiesen, dass es regnet. Dass die Sonne scheint. Regen und Sonnenschein wird „geschenkt“. An der Wetterlage kann man nichts drehen. So ist es auch mit dem Glauben, der dafür sorgt, dass man im Hier und Jetzt und auch in der Ewigkeit (siehe die verzweifelten Aussagen der Psalmisten) Gemeinschaft mit Gott hat.
Wenn einem die Gnade des Glaubens auf irgend eine Weise nahekommt, wenn man hört oder ahnt, dass etwas an der Sache mit Gott dran ist, dann fühlt sich das innerlich an wie äußerlich ein warmer wohltuender Regenschauer. Oder wie die wärmende Sonne. Dann sollte man keinen Regenschirm aufspannen, um den Regen/ die Gnade abzuhalten. Dann sollte man, wie beim Sonnenschein, die „wärmende Gnade“ einfach an sich ran lassen, wie die Sonne an die Haut.

Was macht ihr Leben hell?

"Glaubt an das Licht,

solange ihr‘s habt, damit ihr Kinder des Lichts werdet.“

Licht. Dieser Satz - ein Ausspruch aus dem Mund Jesu - scheint so gut in die Advents- oder Weihnachtszeit zu passen. Passt er auch. Einerseits. Andererseits ist aber zu bedenken, dass er ursprünglich in einer ganz anderen Situation gesagt wurde. Karfreitag. Kurz nach dem sog. Einzug Jesu in Jerusalem, und damit kurz vor seinem Tod, sagt Jesus diese Worte.
„Solange ihr es habt!“ Damit weist Jesus - zumindest für die nachösterliche Leserschaft erkennbar - auf sein baldiges Ende hin.
Er, der dann noch von sich sagen wird, dass er als ein Licht in die Welt gekommen ist, damit „wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe“, er, der gesagt hatte, das er das „Licht der Welt“ sei, er sagt - kurz bevor sein „Licht“ ausgeht, dass man an das Licht glauben soll, damit man zu einem Kind des Lichts wird.
Licht. Finsternis. Hell. Dunkel. Das sind Kontrastpaare, die Jesus, soweit uns der Evangelist Johannes von ihm berichtet (andere Evangelisten legen einen anderen Schwerpunkt), mag. Dualismus pu. Hier hell. Dort dunkel. Hier Licht. Dort Finsternis. Mit dem Jesus des Johannesevangeliums kann man keine Grautöne malen. Da ust es entweder so oder so. Dazwischen gibt es nichts.

Vielleicht ist das eine heilsame und auch herausfordrende Licht-Botschaft in einer adventlichen und weihnachtlichen Zeit, die vor lauter Süßigkeit und klebriger Zuckergußmasse kaum noch zum Eigentlichen der christlichen Botschaft zu Weihnachten durchdringen kann.
Man braucht niemandem einen Vorwurf daraus zu machen, dass Weihnachten zu einem süßen, klingenden, vor Nettigkeiten strotzenden Fest geworden ist.
Wir alle machen ja mit.

Lichterketten und Kerzen überall. Vielleicht sollen damit manche Grautöne übermalt werden. Bewusst oder auch unbewusst. Manches Dunkle soll wenigstens für ein paar Tage vergessen werden. Das ist verständlich.

Wenn Weihnachten auf ein Lichterfest reduziert wird, welches für innerliche und äußerliche Annehmlichkeiten bei allem Dunklen in Gesellschaft und Welt sorgen oder sogar darüber hinwegtäuschen soll, dann ist Weihnachten jedoch zu wenig.

Der, der hier vom Licht spricht, der spricht mitten auf seinem Leidensweg, auf dem Weg zum Tod, vom Licht. Licht und Finsternis gehören im Leben zusammen. Auch gläubige Menschen haben ihre Schatten. Auch gläubige Menschen müssen Dunkles erleben. Jesus ermutigt seine Leute zum Glauben. Mitten in allem Schweren sollen sie - wie er - „Kinder des Lichts“ sein.

Das kann man nicht einfach so aus sich selbst. „Licht sein“, „Kind des Lichts sein!“ Um Kind zu sein braucht man einen Vater. Und eine Mutter. Man braucht Lebensquellen, Lebensursprung. Man muss wissen, woher man kommt. Welche Wurzeln man hat, woraus man sich speist.
Die auf der Grafik gestellte Frage: „Was macht ihr Leben hell?“ ist damit auch eine Frage nach dem Ursprung des Hellen. Wenn man mit einer gewissen theologischen Weite an die Frage herangeht, dann wird man alles Helle, alles Schöne - ja, auch die weihnachtlichen Helligkeiten, die dem einen oder der anderen zu zuckersüß erscheinen - dankbar aus Gottes Hand nehmen. Gott, der „Vater des Lichts“ ist der Ursprung alles Hellen, alles Lichten, alles Klaren.

Das ist eine ziemlich eindeutige biblische Botschaft: Da, wo Gott ist, da ist es hell und klar. Das gibt es nichts Dunkles an sich (auch wenn man Dunkles erleben muss). Gott will das Helle und Klare. Weil er helle ist. Und klar. Gott möchte, dass alle Menschen ohne Dunkelheiten leben. Und schon gar nicht in der Finsternis.

Die Antwort auf die Frage: „Was mcht ihr Leben hell?“ kann dann also eine erste Antwort, ein erster Hinweis auf Gott sein. Dort, wo mir Helles und Freudliches, Klares und Schönes begegnet, da ist Gott am Werk. Manchmal werde ich, wenn ich das dankbar feststellen und glauben kann, strahlen wie der alte Mann auf dem Bild. Manchmal wird - auch wenn mir Helles begegnet und ich dies sogar Gott zuordnen kann - mein gesicht dennoch dunkel bleiben. Dunkel angesichts des Schweren, das ich dennoch erleben muss.


Ein „Kind des Lichts“ kann ich dennoch sein. Ganz gleich ob strahlendes oder truriges Gesicht. Denn ich werde mir den Glauben nicht nehmen lassen, das das Licht, dass Jesus Christus, sich zum Schluß doch durchsetzen wird.

Deswegen ist es auch nicht das Schlechteste, wenn man an Weihnachten auch an Karfreitag denkt. Das sah ja ziemlich finster aus. Am Karfreitag. Und an den Folgetagen. Bis zum Ostermorgen. Da durchbrach das Osterlicht die Finsternis.

10 Motivandachten zu einzelnen Bibelversen

Die Motive, Bibelverse und Fragen der Andachtsreihe entstammen der Postkartenserie des Projektes "Kirche - buten un  binnen". Dieses Projekt ist ein gemeinsames Projekt der Landesverbände Nord- und Nordwestdeutschland im BEFG.

 

Hast Du schon einmal so etwas über Jesus gehört? Mt.,11,19


"Gebt ihr ihnen zu essen!" Matthäus 6,37

Was macht ihr Leben hell?
Johannes 12,36

Ist das gerecht?  Matthäus 5,45

Was lässt ihr Kind vor Freude hüpfen? Es weihnachtet sehr. Schwangere.