Alter Bekannter beim Einkaufen

Heute war ich einkaufen.
Ich brauchte noch Sesam und Butter.
Da traf ich Martin Luther.
Was ja auch kein Wunder war.
Da es ein Reformhaus war!

(Autor unbekannt)

Gods Wisdom

A man was sick and tired of going to work every day while his wife
stayed home. He wanted her to see what he went through so he prayed: "Dear Lord:
I go to work every day and put in 8 hours while my wife merely stays at
home. I want her to know what I go through, so please allow her body to switch
with mine for a day. Amen."

God, in his infinite wisdom, granted the man's wish. The next morning, sure enough, the man awoke as a woman. He arose, cooked breakfast for his mate, awakened the kids, set out their school clothes, fed them breakfast, packed their lunches, drove them to school, came home and picked up the dry
cleaning, took it to the cleaners and stopped at the bank to make a deposit, went
grocery shopping, then drove home to put away the groceries, paid the bills and
balanced the check book. He cleaned the cat's litter box and bathed the
dog.

Then it was already 1 PM and he hurried to make the beds, do the
laundry, vacuum, dust, and sweep and mop the kitchen floor. Ran to the school to
pick up the kids and got into an argument with them on the way home. Set out
milk and cookies and got the kids organized to do their homework, then set up
the ironing board and watched TV while he did the ironing. At 4:30 he began
peeling potatoes and washing vegetables for salad, breaded the pork chops and
snapped fresh beans for supper. After supper, he cleaned the kitchen, ran the
dishwasher, folded laundry, bathed the kids, and put them to bed. At 9 PM
he was exhausted and, though his daily chores weren't finished, he went to bed
where he was expected to make love which he managed to get through without complaint.

The next morning, he awoke and immediately knelt by the bed and said,
"Lord, I don't know what I was thinking. I was so wrong to envy my wife's
being able to stay home all day. Please, oh please, let us trade back." The
Lord, in his infinite wisdom, replied,

My son, I feel you have learned your lesson
and I will be happy to change things back to the way they were. You'll just
have to wait nine months, though. You got pregnant last night."

1000 Jahre und 10 Cent

Ein Mann kam zu Gott. Er fragte ihn: "Stimmt es eigentlich, dass für dich 1000 Jahre wie ein Tag sind?" "So ganz genau kommt das nicht hin, aber doch im Großen und Ganzen. Theologen stellen aufgrund des biblischen Zeugnisses immer wieder lustige Berechnungen diesbezüglich an.
Ja, wenn du so willst: 1000 Jahre sind für mich wie ein Tag!"
Fragt der Mann: "Und sind für dich eine Million Euro auch wie 10 Cent?"
"Ja, wenn du so willst, ... auch das!" "Prima, kannst du mir dann eine Million Euro schenken? Sind für dich ja nur 10 Cent!"
"Natürlich! Morgen!"

Heute Morgen im Radio

Heute Morgen im Radio: Ein Diskussionsforum über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Unterbrochen von Liedern mit Texten wie „Out of the dark - into the light. I give up and close my eyes.“
War das nicht Falco? Sein Lied zu seinem Tod?
Da fängt es an schlimm zu werden. Mir wächst ein Kloß im Hals und ich merke wie der Druck auf die Tränendrüsen steigt. Ich stelle das Radio aus.

Ich bilde mir ein, ich könnte nachempfinden, wie es diesen Menschen geht.
Den Betroffenen, die Opfer anderer Menschen wurden.
Grenzüberschreitung, Nichtakzeptanz des eigenen Neins.

Die Unsicherheit des kleinen Menschen.
Das Kind hat gespürt, dass es nicht richtig ist, was passiert.
Aber der große, der erwachsene Mensch, der die Grenze überschreitet, der weiß doch was richtig ist, oder?
So denkt der kleine Mensch…, so denkt mein kleiner Mensch.

Nein, ich weiß nicht, wie es den Betroffenen geht, die sich jetzt zu den schweren Missbrauchsfällen äußern.
Aber macht es einen Unterschied, ob ich schwer oder leicht misshandelt wurde? Wer stellt das fest? Muss ich misshandelt worden sein, um bei anderen mit meinen Verletzungen gehört zu werden?
Und was ist mit Eltern, die in ihrer Begrenztheit denken, sie tun das Richtige für ihr Kind?

Ich kenne nur meine eigenen Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Enttäuschung, die sich (leider) auch heute noch in maßlose Wut verwandeln können. Wut, die wiederum andere verletzt.

 

Ich beginne Worte der Bibel zu begreifen, in denen beschrieben wird, dass sich Sünden auf nachfolgende Generationen auswirken.
Aber ich kann doch nichts für das, was mir widerfahren ist?!
NEIN!!! Es ist nicht meine Schuld, auch wenn Täter so was immer gern behaupten.


Aber ich lerne mühsam und schmerzvoll, dass ein Festhalten am Elend, dass mir widerfahren ist, mich nicht weiter bringt.
Auch der Wunsch Gerechtigkeit zu bekommen, eine Bestrafung der Täter zu erwirken, oder wenigstens eine laute Anklage – bringt das Heilung?
Den von mir auf sehnlichste erhofften Frieden?

Mein Elend gehört zu.
Anders kann ich es nicht ausdrücken: Gott lässt aus Elend Gutes entstehen!
Er will mich wieder heil und ganz machen – er kann mich verwandeln.
Das mag sich unglaublich anhören (ist mit dem Glauben so, dass man ihn nicht beweisen kann), aber ich darf dieses Verwandeln erleben.

 

Um Missverständnissen vorzubeugen:
Ich habe nicht gebetet und auf einmal war alles gut.
Ich beschäftige mich seit Jahren immer bewusster mit meinem Leben.
Zunächst waren es (verletzende) Hinweise anderer, Seminare während der Ausbildung, Verdrängung, Konfrontation, vom Opfer zum Täter werdend, Resignation, Seelsorge, Therapie, Selbsthilfegruppe…

Natürlich drängen sich Fragen auf:
„Wieso hat er das zugelassen?“. Ich weiß es nicht! „Wo war Gott?“
ER ist da!

Heute kann ich bewusster spüren, dass Gott da ist. Und ich bin mir sicher, dass er auch damals bei mir war.
Ich glaube, dass er I M M E R da ist, bei jedem und in jeder Situation.


ER hört mir auch zum 100.Mal zu, wenn Menschen abwinken und sagen „Hängst du immer noch da fest?!“.
Und er tröstet mich, der Schmerz wird weniger.
Das kann keine Therapie, kein Seelsorger leisten.
Menschen sind begrenzt und machen Fehler. Alle!
Egal ob katholisch, evangelisch, baptistisch, muslimisch oder, oder, oder!

Jetzt, wo soviel Elend und Schmerz ans Licht kommen, möchte ich dem betroffenen Menschen zurufen:

Gib nicht auf, du gehst in die richtige Richtung: ans Licht, heraus aus der Dunkelheit! Mach dich auf die Suche. Besorg dir Hilfe, die sich für dich gut und richtig anfühlt. Such dir Menschen, die dich begleiten auf deinem Weg. Der Weg wird nicht leicht, aber er lohnt sich. Und Gott ist da, er geht ihn mit dir. Wenn du nicht mehr kannst, wird er dich tragen. Vertrau dich ihm an!

Und dann lese ich den Losungstext vom 11. März 2010

„So spricht der HERR : Dein Schaden ist verzweifelt böse, und deine Wunden sind unheilbar. Aber ich will dich gesund machen und deine Wunden heilen. (Jeremia 30,12.17)“

Auf einmal ist die Bibel, Gottes Wort lebendig und spricht mitten in mein Leben hinein - jetzt kann ich das Radio auch wieder einschalten

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König ohne Krone

Ein König ohne Krone

Du, Tochter Zion, freue dich sehr,
und du, Tochter Jerusalem, jauchze!
Siehe, dein König kommt zu dir,
ein Gerechter und ein Helfer,
arm und reitet auf einem Esel.
Sacharja 9,9

Auch in diesem Jahr weihnachtet es wieder sehr. Und jetzt ist Heiligabend. Die Radiosender wünschen Frohes Fest, die Fernsehsender spielen einen Film nach dem anderen, die Festtafeln ächzen unter der Last der Kalorien und ausnahmsweise sind auch mal die Kirchen einigermaßen oder sogar bis zum Bersten gefüllt (und gleichen damit dann dem durchschnittlich deutschen Magen). Und auf ewigkite.de erscheint ein Artikel zum thema Weihnacht ... .


Und wieder werden alte oder noch ältere Bibeltexte gelesen und mehr oder weniger aufmerksam gehört. Texte, die das Besondere von Weihnachten verdeutlichen sollen und doch so oft in den vielen anderen Worten, die diese Tage gemacht werden, untergehen. Und wieder bemühen sich Pastorinnen undPastoren mit ihren eigenen Worten die Worte der Bibel zu erklären, zu verdeutlichen, zu interpretieren.Auch hier ein Versuch, das Besondere an Weihnachten zu interpretieren, zu verstehen.

 

Angekündigt, erhofft, herbeigesehnt war er schon lange. Manche haben sogar inständig gebetet. Und ihr Bestes getan, damit er endlich kommt. Der Helfer, der, der alles wendet und auch manches beendet. Manche, wenn nicht sogar die meisten, haben sich schon immer einen starken König herbeigesehnt. Einer, der weiß, was er tut, einer, der mit seiner Macht reinhaut, wo es reinzuhauen gilt, einer, der anders ist als andere Könige und seine königliche Macht für die Bedürfnisse der Armen und Schwachen, der Kranken und Benachteiligten einsetzt. Ein König mit Macht für die, die ohnmächtig oder machtlos sind. Damit sich die Zustände endlich ändern.

Von Königen spricht heute keiner mehr. Zumindest nicht in unseren Breitengraden. Und wer will schon gerne in einer Monarchie leben? Die Sehnsucht nach Politikern, die alles anders machen, die ganz anders handeln und die bisherigen Vorstellungen von Politik in Frage stellen, die lebt aber auch heute noch. 

Die kleinen und großen Obamas werden voller Hoffnung erwartet und begrüßt.

Würde er heute angekündigt werden, der so ganz andere Gott, der zur Erde kommt, so würde er vermutlich als neuer UNO-Generalsekretär deklariert werden. Oder als der Mann, der das Internet zentral nutzt, um alle Menschen davon zu überzeugen, dass er wirklich derjenige ist, der im Auftrag Gottes unterwegs ist.


Erwartet wurde damals – wie auch heute noch – wenn man von einem Gott redet und hofft, der zu den Menschen kommt, einer, der endlich das Zepter in die Hand nimmt und aufräumt. Entweder mittels der Strukturen der UNO oder z.B. über das Internet. Übers Internet hätte er ja zumindest Zugriff auf die zentralen Geldströme und Märkte dieser Welt. Er könnte hier und dort eine Zahlenfolge, einen Code, eine Nummernabfolge eingeben und somit dafür sorgen, dass die Weltmärkte ganz anders funktionieren als bisher. Ein „Programmierer“ für eine bessere Welt. Ja, „Könige“ stellt man sich auch in moderner Form als Herrscher vor.Könige setzen ihre Macht ein, um ihre Anliegen durchzusetzen.

Der „König“, der „UNO-Generalsekretär“, der „Internetherrscher“, den die Bibel im Blick hat, ist aber ein König ohne Krone, ein UNO-Generalsekretär ohne Weisungsbefugnis, ein Programmierer ohne Zugriff auf gesperrte Konten oder Server. Der König, den die Bibel ankündigt, der setzt sich nicht einfach über seine Untertanen hinweg. Er knackt nicht einfach ihre Lebenseinstellungen, Internetkonten oder politischen Systeme, er schmeißt mit seiner Macht nicht einfach alles über den Haufen, sondern fängt durch Überzeugungsarbeit ganz klein an.

Babyhaft, kindisch, lächerlich finden das die Meisten. Nur wenige haben den Blick dafür, dass in dem ganz kleinen Anfang eine „revolutionäre Zelle“ ihr Wirken beginnt, die einem Senfkorn (dem kleinsten aller zur Zeit Jesu bekannten Körner) gleicht, das irgendwann zu einer großen weiten Staude wird, in deren Zweigen viele Vögel Platz finden werden.

Ein König ohne Krone. Bei Wikipedia kann man nachlesen, dass „eine Krone (lateinisch corona - der Kranz, griechisch κορώνα - Kranz, Krone) eine kostbare, meist aus Gold und Edelsteinen gearbeitete Kopfzierde ist“, die „vorwiegend christlich-abendländische Herrscher, als Ausdruck ihrer Macht und Würde sowie als Symbol ihrer Herrschaft über ein bestimmtes Volk oder ein Territorium“ trugen. „Das Tragen von Kronen kam im alten Orient in Gebrauch. Bereits im alten Ägypten und im antiken Griechenland trugen Herrscher einen Stirnreif oder ein Diadem. Die Perserkönige gehörten zu den ersten, die eine geschlossene Krone, eine Tiara, trugen. Diese Form wurde später von den byzantinischen Kaisern übernommen sowie von den Päpsten, die eine dreifache Krone trugen.“

Der Gott, der vor ein paar Jahrhunderten in Jesus zur Welt kam trug keine Krone. Er entschied sich für Windeln. Und er entschied sich nicht einmal selbst für Windeln. Dermaßen machtlos kam er zur Welt, dass er sich zunächst einmal von seiner Mutter (es ist anzunehmen, dass der Vater noch weniger emanzipiert war als Väter unserer Tage) die Insignien seiner ganz anderen Herrschaft umlegen lassen musste: Windeln statt Krone.

Seltsam, dassMenschen in seiner Nachfolge, wie Wikipedia das lehrt, die Windeln so einfach gegen Kronen eintauschten. Und wenn schon Kronen, dann hätte es eine Krone sein müssen, die Jesus dann später auch aufgesetzt bekam. Wieder eine Krone, die er sich nicht selber aufs Haupt legte, sondern die er in seiner Ohnmacht aufgesetzt bekam: Eine Dornenkrone. Wenn christliche Herrschern (welch ein missverständliches Wort für Nachfolger Jesu!) eine Krone tragen, dann sollte diese entweder an Windeln oder an eine Dornenkrone erinnern!

Der König, der vor 2000 Jahren ohne Krone zur Welt kam, der machte klein und demütig weiter, nachdem er als fast ganz normales Kind aufgewachsen war und dann mit ca. 30 Jahren öffentlich auftrat. Manches mal haben seine Nachfolger von ihm erhofft, erbeten, alles getan, dass er mit Kraft und Macht, mit Zeichen und Wundern, mit Blitzen und Gewitter, mit starkem Arm „reinschlägt“ und dem Treiben der widergöttlichen Mächte mit einem Wimpernschlag ein Ende setzt. Ein leichtes wäre es für ihn gewesen. Jeglicher gewaltvollen innerlichen oder äußerlichen Macht ging Jesus aber tunlichst aus dem Weg.


Hätte er das nicht getan, so hätte er genau dem Bild von Gott entsprochen, das in so vielen Köpfen von frommen oder ungläubigen Menschen umher spukt: Was Gott will, das setzt er ohne Rücksicht auf Verluste, manchmal im wahrsten Sinne des Wortes auf „Teufel komm raus“ durch. Aber so ist Gott nicht. Oder nicht mehr. In Jesus hat Gott sich für den untersten Weg entschieden. Für den Weg, der die Menschen ernst nimmt. Der König ohne Krone kommt nicht und handelt nicht von oben herab, er behandelt die Menschen nicht als seine Untertanen, die ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. In Jesus Christus begegnet Gott den Menschen als das, als was er sie erschaffen hat: als seinen Ebenbildern, seinen Abbildern, die Würde und Eigenverantwortung, die Auftrag und Berufung zum eigenständigen Handeln haben. Ein König mit Krone behandelt seine Untertanen nicht ebenbürtig.

Das passt nicht zum Bild eines Königs. Ein König ohne Krone ist einer, der rein äußerlich nicht von seinen Untertanen zu unterscheiden ist. Ja, die Menschen sind sogar nicht einmal mehr Untertanen zu nennen. Jesus selbst nennt sie Brüder und Schwestern. Dass Gott in Jesus Christus „einer von uns“ wird, dass er ganz Mensch wird, dass er sämtliche Insignien göttlicher Macht nicht nur ablegt, sondern sie auch nicht mehr zum Einsatz bringt, das hat Menschen aller Zeiten verwundert, ungläubig gemacht, über den Gott, den Jesus vorstellen wollten, lächeln lassen.
Das kann doch nicht sein. Ein König ohne Krone. Ein Gott ohne göttliche Macht.

Vermutlich ist deswegen Weihnachten an vielen Stellen auch ein so seltsames Fest geworden. Wie hätte es auch anders sein können? Die Menschwerdung Gottes, die so ganz ohne Krone, ohne Glitzern und Strahlen, ohne Großes und Auffälliges in einem Stall stattfand, die muss einfach mit goldenem Verpackungspapier, mit königlichem Kerzenschein, mit megagroßen Geschenken und Kalorienbomben aller Art „angestrahlt“ werden.

Aus Stall und Stroh, aus Windeln und Babygeschrei werden wir doch mit Energiesparlampen, glitzerndem Lametta und königlichem Essen doch noch irgendetwas Großartiges, Göttliches, Königlichesmachen können. Wenn Gott uns schon die Krone nimmt, dann machen wir wenigstens ein kleines Hofschauspiel aus Weihnachten. Verübeln kann ich das niemandem. Auch mir selbst nicht. Es passt doch auch einfach nicht in unsere und meinen Kopf, dass Jesus ein König ohne Krone ist … .

Das hält doch keiner aus. Das kann doch keiner glauben. Das soll euer Gott sein? Der ist weder so prickelnd wie neureligiöse Bewegungen, noch so transzendierend wie alte orientalische Religionen. Da ist nicht einmal was Mystisches oder Mythisches, was Menschen des 21.jahrhunderts so sehr an anderen Religionen fasziniert und sie zu mehr oder weniger ernsthaften religiös gestimmten Menschen werden lässt.

Auf die wenig königliche Krippe von Golgatha fällt der Schatten desKreuzes von Golgatha. Auch das noch! Dieses Symbol des Leidens, des Blutes. Dieses Symbol, das in seiner Wirkungsgeschichte so viel Leid über kreuzzuggeschändete Menschen gebracht hat. Kreuz statt Krone.Dass das für viele Menschen keine Alternative ist, das verstehe ich. Es passt einfach nicht in unsere Welt. Das Kreuz, an dem ein Gott gestorben sein soll, der ein paar Jahre zuvor als Baby auf die Welt gekommen ist. Wer kann, wer soll das verstehen?

Es wundert mich nicht, dass es die Botschaft des christlichen Glaubens in unserer Zeit und in allen bisher dagewesenen Zeiten schwer hatte und schwer hat. Wer will, wer kann das verstehen? Ein Gott, der in der Krippe anfängt und am Kreuz endet? Ja, natürlich, man kann auf die Auferstehung verweisen und dann wieder von Macht und Herrlichkeit, von „Power“ und „Weltherrschaft“ reden. Sosehr die Auferstehung unverzichtbare Glaubensaussage aller Christen ist, so bleibt doch bis zur machtvollen Widerkehr Jesu Christi alles Christsein ein Christsein in der Nachfolge des Königs ohne Krone und Kreuzesnachfolge.

Warum ich diesem König, diesem „Kreuzeschristus“ weiter nachfolge?
Warum mir Weihnachten nach wie vor wichtig ist?

Weil ich nicht lassen kann von dem Gott, der sich in Jesus Christus auch zu mir heruntergebeugt hat. Weil ich einfach nicht anders kann, als zu versuchen so zu sein, wie er war: ganz normal, ganz menschlich und zugleich doch immer das Reich Gottes voller Gerechtigkeit und Liebe zu allen Menschen im Blick zu haben.
Weil ich nach wie vor begeistert bin von dem menschennahen, menschenfreundlichen Ansatz Gottes, der an Weihnachten begonnen hat und am Kreuz endete. Ein Ansatz, der den Menschen ernst nimmt, der ihn nicht verurteilt, nicht über den Tisch zieht, ihn nicht einfach als Marionette oder als Objekt göttlicher Macht missbraucht.

Deswegen macht mich Weihnachten auch froh. Ich bin kein Untertan, mit dem Gott macht, was er will. Ich bin sein Ebenbild. Sein Gegenüber. Frohe Weihnachten!

 

 



Gedanken zum Advent

von Samantha Faber
 

Was ist eigentlich dran am Advent? Klar, volle Geschäfte, Feuerzangenbowle (Glühwein mag ich nämlich nicht!), tolle Weihnachtsbeleuchtung, Kekse und und und. Genau und dann ist irgendwann Weihnachten. Manchmal der krönende Abschluss einer Zeit, die besinnlich sein sollte, aber hin und wieder doch durch viel Stress, Erwartungsdruck und viel zu häufig Einsamkeit geprägt ist.

 

Ich persönlich habe das Glück, dass ich eine wundervolle Familie habe und bei uns nicht der alljährliche Weihnachtsfamilienstreit ausbricht. Mein Stiefvater setzt sich voll autoritär durch und da gibt es erst gar nix zu diskutieren!

Nee, stimmt überhaupt nicht, aber so harmonisch wie in meiner Familie geht es wohl nicht überall zu. Trotzdem tut es sehr gut zu wissen, dass es nicht das ist was Weihnachten ausmacht.  

Für mich als Christin sind Advent und Weihnachten mehr als Geschenke, viel gutes Essen und Kerzenschein. Advent heißt ja so viel wie Ankunft und am Ende der Adventzeit ist Weihnachten. Jesus ist angekommen. Hier bei uns auf dieser Welt ist er angekommen und hat sich als Geschenk und somit ein kleines Stück Himmel auf Erden mitgebracht.


Hört sich irgendwie toll an „ Der Himmel auf Erden“. Wer wünscht sich das nicht?! Stellt sich nur die Frage, was genau der Himmel ist und was ganz konkret „der Himmel auf Erden“ bedeutet. Ich denke, viele haben irgendeine Assoziation, wenn sie diese Redewendung hören. Allerdings wird es schon schwieriger, wenn es um den Himmel geht, von dem in der Bibel die Rede ist.


Im Folgenden möchte ich euch zwei Texte aufschreiben, die etwas mit Himmel zu tun haben. Der erste ist ein kleiner Auszug aus der Bibel, aus dem Johannesevangelium. Wird vielleicht nicht jeder von euch etwas mit anfangen können, aber ich finde sie Mut machend.

Gerade wenn ich an Tagen wie heute, wenn ich mitten im Advent, der eigentlich so schön und besinnlich sein sollte, ständig mit Katastrophen-Nachrichten überschüttet werde: Cholera-Epidemien, Freunde, die nix zu essen haben, Morde, einsame Menschen....


Es schenkt Hoffnung, zu wissen, dass es einen Ort gibt, an dem all das nicht mehr sein wird. Und was noch besser ist: Mir bleibt dieser Ort nicht vorenthalten. Durch Jesus, der in dieser Welt angekommen ist, ist mir der Zugang ermöglicht, daran erinnert mich Advent und Weihnachten. Der zweite Text ist in Gebetform geschrieben und handelt davon wie sich ein jemand den Himmel vorstellt. Es sind nicht meine eigenen Gedanken, aber so weit entfernt liegen diese auch nicht [Besonders nicht der Teil über die Drachen ;-) ].


Und hier die zwei Texte:

Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?

Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.

(Johannes 14, 1-6)

 

 

 

  
Wenn ich einmal im Himmel bin,

sag mir, dass ich dort Drachen steigen lassen darf,

die Art die man angeblich steuern kann,

obwohl es mir nie recht gelang.

Die Art, die kreist und kreist und kreist und kreist,

dann sinkt und taucht und stirbt,

und wieder steigt und wieder kreist,

und taucht und stirbt und wieder sich erhebt,

ich liebe solche Drachen.

 

Wenn ich einmal im Himmel bin,

sag mir, dass ich dort gute Freunde treffen darf,

in altenglischen Pubs voll Eichenholz,

umgeben von den sanften Sussex Downs,

dass Sommerabende gemächlich an die Ufer

jener vertrauten kleinen Inseln plätschern,

auf denen Schweigen oder Albernheiten wohnen,

die Dinge, die man nirgends sonst gefahrlos sagen kann.

Ich liebe solche Zeiten.

 

Wenn ich einmal im Himmel bin,

sag mir, dass es dort Jahreszeiten voller Farben geben wird,

Mohnblumen, flammensprühend

Durch greises Gelb, lebendiges Grün,

und bittre Traurigkeit des Herbstes, die mich stets zum

Weinen brachte

Um das, was enden muss.

Um Winterfeuer, lodernd wie gefangne Sonnen,

die kalt und grau sind, wenn der Morgen kommt.

Ich liebe diesen Lauf der Jahreszeiten.

 

Wenn ich einmal im Himmel bin,

sag mir, dass es dort endlich Frieden geben wird,

dass irgendwo auf einer Wiese, voll von Sonnenschein,

von Butterblumen voll und voll von Freunden,

du einen Strohhalm kaust und uns erklärst,

wie alles wirklich ist.

Und wenn es falsch ist, dass ich Erdenhoffnung an die Tür des Himmels lege

Oder davon zu sprechen wage,

sei meiner Torheit gnädig, lieber Herr,

ich liebe diese Welt, die du gemacht – sie allein kenne ich.

Amen

 

 

Buße mal anders

Ev. Sendung zum Buß- und Bettag, 19.05 Uhr bis 19.30 Uhr auf WDR 5 mit Pfarrerin Susanne Schart

Der Buß- und Bettag: Sack und Asche oder Freiheit für die Seele?

(Edith Piaf) Non, rien de rien. Non, je ne regrette rien. Non, rien de rien. Non, je ne regrette rien. Ni le bien qu’on m’a fait. mal tout ça m’est bien egal
Non, rien de rien. Non, je ne regrette rien.C’est payé, balayé, oublié.Je me fous du passé!

Sprecherin: Nein. Absolut nichts.Nein. Ich bereue nichts.Weder das Gute, das mir geschahNoch das Schlechte.Das alles ist mir völlig egal.Es ist bezahlt. Weggefegt. Vergessen.Ich pfeife auf die Vergangenheit!     

Autorin: Beneidenswert. Menschen, die nichts bereuen. Egal, was sie erlebten. Was ihnen geschah. Was sie selber taten. Menschen, die ihr Leben so annehmen und leben, wie es eben ist. Doch wer kann schon so selbstbewusst sagen: „Nein, ich bereue nichts!“ So wie Edith Piaf. Wer ihr Leben näher betrachtet, spürt, diese Frau weiß, wovon sie singt. Es ist ihr Lied. Ihr Leben. Als Säugling fast verhungert, schlägt sie sich mit 15 Jahren allein in Paris als Straßensängerin durch. Wird entdeckt und berühmt. Privat bleibt der Erfolg aus. Früh stirbt ihr einziges Kind. Wechselnde Liebesbeziehungen mit weitaus jüngeren Männern führen zu Skandalen. Alkohol, Drogen und nicht zuletzt eine unheilbare Krebserkrankung lassen sie viel zu früh von der Bühne des Lebens abtreten. Und doch bedauert sie nichts. Ein Leben ohne schlechtes Gewissen. Ohne Vorwürfe. Ohne Reue.

Musik Non, de rien. Non, je ne regrette rien. C’est payé, balayé, oublié. Je me fous du passé! 

 Autorin: Eine verlockende Vorstellung, so zu leben, als gäbe es keine Vergangenheit. Ganz besonders am Buß- und Bettag. Gerne würde ich in dieses Chanson einstimmen. Aber wem gelingt es schon, auf die Vergangenheit zu pfeifen und absolut nichts zu bereuen. Früher oder später holt einen das Leben wieder ein. Und damit auch die Selbstvorwürfe und die immer gleichen Gedanken: Ach, hätte ich damals nur nicht so reagiert. Hätte ich nicht einfach die Tür zugeschlagen, alle Brücken abgebrochen. Warum konnte ich nicht sagen: es tut mir leid. Verzeih. Ach, hätte ich nur eine zweite Chance…
Einfach nichts bereuen, ist kaum möglich. Manche Erlebnisse rufen sich ausgerechnet dann in Erinnerung, wenn man glaubt, sie sicher verschlossen zu haben – tief unten in den Schubladen der Vergangenheit. Verfolgt vom schlechten Gewissen quälen schlaflose Nächte. Immer auf der Suche nach innerer Ruhe und Versöhnung. Mit der Familie, den Kollegen, den einstigen Freunden. Mit sich. ---
Da „nichts bereuen“ sowieso unmöglich ist, könnte man ja mal einen anderen Weg gehen und sich seinem Leben stellen. Wie wäre es mit einem festen Tag im Jahr, an dem man ganz bewusst bereut, um so richtig bei sich aufzuräumen. Man holt gute und schlechte Erlebnisse des letzten Jahres noch einmal hervor, um sie in Frieden abzuheften. Nicht ohne vorher die offenen Rechnungen zu begleichen. Möglichst versöhnlich. Solch ein Tag wäre ein echter Hausputz für die Seele. Solch ein Tag ist der Buß- und Bettag. Nur leider wissen immer weniger, etwas damit anzufangen:

O-Töne: Umfrage zu Buß- und Bettag 

„Der BBT? Ich als Protestant kann das leider wirklich nicht sagen.“ „Auch ich als Katholikin kann’s nicht sagen.“ (…) - „Ich weiß nur, dass es ein Feiertag ist oder war.“„Der BBT ist ein Gedächtnis für die Verstorbenen und auch für die Lebenden. "Ja, das ist ein katholischer Feiertag. Ja BBT. Buße tun.“„Das ist von der ev. Kirche ein hoher Feiertag. Tut Buße, das Himmelreich ist nahe. Das ist der Tag vor Allerheiligen.„ BBT? Man soll auf sein Leben zurückgucken.“„Ja, das ist ein Feiertag, der Mitte November ist. 16. November. So um die Kante. War immer ein Mittwoch. „Ja, BBT ist, wo Katholiken, auch Protestanten sich besinnen, dass sie Sünder Gottes sind, äh Sünder sind und sich dem Erbarmen Gottes unterwerfen müssen und Buße üben!„Ein Feiertag, wo man früher nicht arbeiten brauchte. (lacht) Heute ist das egal.“

Autorin: Im 16. Jahrhundert wurde der Bußtag auf kaiserliche Anordnung eingeführt.  Gemeinschaftliches Beten und Fasten sollte Notsituationen abwenden. 1995 wurde der Tag in Deutschland zur Finanzierung der Pflegeversicherung als gesetzlicher Feiertag abgeschafft. Er ist nur noch ein Arbeitstag wie jeder andere. Der evangelischen Kirche gilt der Buß- und Bettag weiterhin als wichtiger kirchlicher Feiertag. Am Mittwoch der vorletzten Woche des Kirchenjahres ruft sie mit Gottesdiensten zur Selbstbesinnung. Zugleich erinnern Christen im gemeinsamen Gebet an gesellschaftliche Missstände. Trotz aller Bemühungen, das Interesse an diesem Tag nimmt mehr und mehr ab.

Sprecher: Wen wundert’s? B u ß- und B e t t a g. Wie das schon klingt: nach Not und schlechten Zeiten. Wenn es ganz dicke kommt, hilft nur noch beten. Und „Büßen“ ist ja noch schlimmer. Eine Strafe verbüßen. Das wirst du mir büßen. Lohn-, Finanz- und sonstige Einbußen. Nicht zu vergessen: die Droh-, Straf- und Bußpredigten der Kirchenmänner und -frauen. Freiwillig möchte ich damit nichts zu tun haben. Das alles klingt verstaubt, nach Strafe und Gericht, nach Sack und Asche, Büßerhemd und schlechtem Gewissen. Und zu allem Überfluss auch das noch:
Sprecherin: Sehr geehrter Fahrzeughalter, vor zwei Wochen haben sie mit ihrem Fahrzeug innerhalb geschlossener Ortschaft eine Geschwindigkeitsüberschrei¬tung begangen. Wegen dieser Ordnungswidrigkeit werden sie hiermit verwarnt. Ihnen wird Gelegenheit gegeben, zu dem Vorwurf Stellung zu nehmen. Sofern sie sich nicht zu der Beschuldigung äußern, kann ohne weitere Anhörung zur Sache ein Bußgeldbescheid gegen sie erlassen werden. Ihre Bußgeldstelle

Autorin: Auf den ersten Blick erscheinen „büßen und beten“ heute wirklich negativ. Doch es ist ein durch und durch positiver Tag. Auch wenn Begriffe wie Sünde, Reue, Buße und Umkehr eine zentrale Rolle spielen. Was damit gemeint ist, verdeutlicht die biblische Geschichte des Propheten Jona. Sie wissen schon: Jona, das war der mit dem Wal.

Worum es darüber hinaus noch geht, zeigt das Kindermusical „Sag niemals nie zu Ninive“. Ein Team von Düsseldorfer Kirchenmusikern hat die Musik komponiert. Ronald Klein die Texte geschrieben. Unter der Leitung von Klaus Wallrath führen Mitglieder des St. Margareta-Kinderchores in die Geschichte ein.

Chor: Hört die Geschichte von einem Propheten, von einem der lehrte ganz richtig zu beten, von einem der auch Visionen bekam und der Gottes Stimme wirklich vernahm. KV: Jona, Jona schaut ihn an: welch ein wahrer Gottesmann. Jona das ist weit bekannt, der größte Prophet im ganzen heiligen Land. (1. Strophe)Solo: Hört die Geschichte und lasst euch verkünden, die Welt ist erfüllt mit Fehlern und Sünden. Menschen stets irren, ich weiß es genau, da ich nur auf Gottes Gebote vertrau. KV: Jona, Jona schaut ihn an: welch ein wahrer Gottesmann. Jona das ist weit bekannt, der größte Prophet im ganzen heiligen Land. (4. Strophe)

Autorin: „Die Welt ist erfüllt mit Fehlern und Sünden.“ So singt es Jona. Und genau gegen diese menschlichen Fehler und Sünden soll er nach Gottes Auftrag vorgehen. Der Prophet soll die Menschen dazu bringen, nicht weiter zu sündigen. Ein schwieriges Unterfangen, mit dem man sich kaum Freunde macht. Dazu muss man erst einmal wissen, was Sünde bedeutet! Da gehen die Meinungen auseinander. Damals in Ninive genauso wie heute bei einer Umfrage in Köln:
O-Töne– Umfrage Sünde „Sünde … Das ist ein großes Ding. Sünde, ne.“ „Das kennt jeder Mensch, ne. Muss nicht immer was Schlechtes sein. Ja, man sündigt halt. „Wir sündigen nicht! (lachen)“ „Sünden sind ja fatale Fehler, die man gemacht hat und wenn man dafür büßen geht (lachen) dass man dann einsieht, dass man die Fehler gemacht hat.“ „Wenn man was gemacht hat, was man eigentlich nicht machen darf. Also was gegen die biblische Regel oder so spricht. Was gegen die 10 Gebote ist.“ „Ich glaube, dass ist immer Auslegungssache, was Sünde bedeutet.“ „Sünde. Wenn man fremdgeht. (…) „Im Enddefekt schon ein Stück Süßigkeiten zu essen, ist Sünde, wenn man es sich nicht erlauben kann von seinem Körper her. „Was fällt darunter? Meine Güte. Vater und Mutter ehren war früher z.B." „Ich habe schon öfter gesündigt. Da muss ich ehrlich sein. Für die Kathy würde ich so einiges in kauf nehmen. Dann sündige ich auch gern mal.“ „Was ist mir eine Sünde wert? Mmh. Männer. Natürlich. Der Liebe wegen. Da tut man doch so einiges.“ „Sünde … Das ist ein großes Ding. Sünde, ne.“

Autorin: Sünde zwischen Süßigkeiten, Notlüge und kleinen oder großen Verfehlungen. Doch es geht um etwas ganz Anderes.
O-Ton Orthodoxer Priester: „Sünde ist halt die Trennung von Gott. Die Deutsche Sprache besagt es sehr gut: Die Sünde. Absonderung. Der Sund. D.h. die Trennung von Gott. Wenn Gott der Ursprung und das Leben ist, ist die Trennung von Gott die Trennung vom Leben. Und deshalb muss die Sünde überwunden werden. Und das geht nur durch Gott. Durch die Hinwendung zu ihm.“

Autorin: Jona soll den Menschen helfen, ihre Trennung von Gott zu überwinden. Sie sollen ihre sündigen Wege verlassen und sich wieder Gott zuwenden. Doch zuvor muss sich Jona selbst besinnen und auf den richtigen Weg gebracht werden.
Sprecher: „Eines Tages sagte Gott zu Jona: Geh nach Ninive, der großen,weltbekannten Stadt! Kündige ihr meine Strafe an! Ich kann nicht länger mitansehen, wie böse die Leute dort sind.“ (Jona 1,1f / Gute Nachricht)
Autorin: Jona hört das Wort Gottes und macht sich umgehend auf den Weg. Allerdings nicht nach Ninive. Er nimmt das nächste Schiff in die entgegengesetzte Richtung. Mit Buße will er nichts zu tun haben. Ein Prophet auf der Flucht vor Gott. Ob das funktioniert? Auf hoher See zieht ein mächtiger Sturm auf. Als alles beten nichts hilft, gibt sich Jona als Verantwortlicher zu erkennen, und die Schiffsbesatzung wirft ihn über Bord. Statt zu ertrinken, wird er von einem riesigen Fisch verschluckt. In dessen Bauch hat er Zeit zum Nachdenken. Manchmal muss man zu einer Auszeit gezwungen werden. Jonas Fazit: Vor Gott kann man nicht fliehen, nicht einmal ein Prophet. Also bereut er seine Weigerung, betet und wendet sich wieder zu Gott. - Eine echte Alternative hat er wohl auch nicht, so allein im Bauch des Fisches…

Sprecher: „Zum zweiten Mal sagte Gott nun zu Jona: Geh nach Ninive, der großen, weltbekannten Stadt, und rufe dort aus, was ich dir aufgetragen habe! Diesmal gehorchte Jona dem Herrn und ging nach Ninive.“ (Jona 3,1-3a)
Musical 

Jona:  Ihr Leute von Ninive.Hört alle zu!Kniet nieder vor dem Propheten des Herrn!Sie knien alle! Wieso tun sie das?Schlomo: Ihr habt es Ihnen doch gesagt!Jona:   Ja, aber warum? Ich hab ihnen doch gar nicht gedroht!Schlomo: Aber es klappt doch auch so, macht ruhig weiter! Jona:  Hier in dieser Stadt gibt es viele Sünder!Die Menge: Das stimmt, aber wir wollen uns bessern.Jona:  Ich erwarte Reue und Umkehr. Auch von Eurem König, der dort oben in  seinem Palast sitzt.Schlomo: Herr Jona, entschuldigt, da ist ein Bote.Jona:  Ein Bote?Schlomo: Ein Bote des Königs.Jona:  Ein Bote des Königs? So schnell? Na gut, jetzt verhaftet man mich  bestimmt wegen aufrührerischer Reden. Am Ende werde ich sogar noch  Märtyrer!  Nun Bote, was will Dein König?Bote:  Seid Ihr ein Prophet des Herrn?Jona:  Gewiss!Bote:  Dann wird der König zu Euch herunterkommen.Jona:   Zu mir herunterkommen?Bote:  Sehr wohl, edler Prophet! Ich werde dem König sagen, dass er Euch  willkommen ist.Jona:   Tu das!Schlomo: Na, was sagt Ihr jetzt?Jona:  Ich bin sprachlos. Edler König!König:  Nenn mich nicht König, denn ich bin ein sündiger Mensch. Ich höre, Du bist ein Prophet?Jona:  Das bin ich, und ich verkünde den Herrn des Himmels und der Erde. Ihr alle hier in Ninive seid Sünder und müsst Buße tun.König:   So soll es sein. Wir werden alle Buße tun.

Autorin: Wider Erwarten hat Jona Erfolg. Die Sünder von Ninive ändern ihre Einstellung und ihr Verhalten. Sie sehen ein: so wie bisher, kann es nicht weitergehen. „Wir werden alle Buße tun“, verspricht der König. Nur, was ist zu tun?

Sprecher: Nach römisch-katholischer Lehre von 1215 gehört zum Heiligen Sakrament der Buße ein Dreifaches: Erstens: die Reue des Herzens. Zweitens: das Bekennen mit dem Mund. Drittens: die Genugtuung mit dem Werk.

Autorin: Mit dem Herzen bereuen. Mit dem Mund bekennen. Mit den Händen entschädigen, ist eines. Das ganze Leben aber als eine fortwährende Buße betrachten, so wie Martin Luther es formuliert, ein anderes. Dazu die erste seiner 95 Thesen aus dem Jahre 1517:

Sprecherin: „Wenn unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Buße!, so hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen eine Buße sei.“

Autorin: „Ein Veränderungsprozess des Bewusstseins“. Das meint der ursprünglich griechische Begriff für Buße. Es geht dabei nicht um einzelne Handlungen. Es geht um das ganze Leben. Wer Buße tut, ändert sein Denken und seine Einstellung zum Leben. Wer Buße tut, der kann nicht weitermachen wie bisher, sondern richtet sein Leben grundsätzlich neu aus. Statt weiterhin Irrwegen und Sackgassen zu folgen, kehrt er um und lässt sich in seinem Denken, Fühlen und Handeln vom Leben und der Liebe führen.

Sprecherin: „Buße tun heißt umkehren in die offenen Arme Gottes." Martin Luther
Musik: „Lied der Büßer“ Du Gott, unser Herr, wir rufen Dich an. Vergib uns, was wir Dir Böses getan. Verzeih uns die Schuld, da wir nun bereu’n. Sieh uns ins Gesicht, beginn zu verzeih’n.Du Herr aller Welt, schau auf diese Stadt, die Umkehr und Buße begonnen hat. Vertreib unsre Not, und alles wird neu. Denn Du, unser Gott, nur Du machst uns frei.
Autorin: Die Menschen von Ninive kehren um und wenden sich Gott zu. So wie zuvor Jona. - Und was tut Gott?
Sprecher: „Als aber Gott ihr Tun sah, wie sie sich bekehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn das Übel, das er ihnen angekündigt hatte, und tat's nicht.“ (Jona 3,10)
Autorin: Also auch Gott selbst. Selbst der Gott des Himmels und der Erden. Der Herr über Leben und Tod. Auch Gott bereut und ist in gewisser Weise ein Umkehrer. Einer, der Seine Richtung ändern kann. Gott hält nicht stur an seinem Machtwort fest und vollstreckt jedes gesprochene Urteil gnadenlos. Gott lässt sich erweichen und Gnade vor Recht ergehen.

Sprecher: Mancher, der sich vor dem Gerichte Gottes zu sehr gefürchtet hat, wird sich in der Ewigkeit ein klein wenig schämen müssen, dass er dem Herrn nicht noch mehr Gnade zugetraut hat. (Johann Albrecht Bengel)
Autorin: Jona, Ninive, zuletzt Gott selbst. Umkehrer sind in allerbester Gesellschaft. In Gottes Gesellschaft. Die biblische Jona-Geschichte will zur Umkehr rufen. Will uns auch heute noch einladen, unseren Sinn und unser Verhalten zu ändern. Wer sein Leben bedenkt, umkehrt und sich zu Gott wendet, wendet sich dem Leben wieder zu. Bedingungslos. Menschen, die umkehren, wachsen über sich hinaus und überwinden alle Grenzen:
Sprecher: Ramallah/Jerusalem. Ein elfjähriger palästinensischer Junge hat nach seinem Unfalltod mit seinen gespendeten Organen vier israelischen Kindern das Leben gerettet. Kaher Odeh war beim Spielen vom Dach des Familienhauses bei Nablus im Westjordanland gestürzt. Er wurde mit schwersten Verletzungen in eine Spezialklinik bei Tel Aviv gebracht. Als sich sein Zustand dramatisch verschlechterte, baten die Ärzte die Mutter des palästinensischen Kindes, ob sie im Todesfall seine Organe für Transplantationen entnehmen dürften. Berichten zufolge willigte die Frau sofort ein. Vier chronisch kranke israelische Kinder erhielten jeweils Lunge, Herz und beide Nieren des Jungen.

Autorin: Ein palästinensisches Herz schlägt weiter in einem jüdischen Kind. Wer sich vom Leben und der Liebe führen lässt, überwindet sogar Hass und Gewalt und setzt Zeichen der Versöhnung. Wie die zerstrittenen Geschwister, die sich am Grab der Eltern besinnen und sich wieder in die Arme nehmen. Die Rosen am Nachttisch, die auf ihre Weise sagen: es tut mir leid. Der Entschluss, sein Leben nicht länger im Suff zu ertränken, sondern der geschenkten Zeit endlich einen Sinn zu geben. Für Umkehr ist es nie zu spät. Der Buß- und Bettag bietet einmal im Jahr die Chance, neu anzufangen. Sein Leben zu ordnen und wieder bei Null zu beginnen. Ohne die Last der Vergangenheit. Das ist leichter gesagt als getan, denn zur Umkehr braucht es vor allem eins: Mut, sein Leben zu ändern. So schwer diese Entscheidung vielleicht auch fällt, es lohnt sich, denn am Ende steht die Versöhnung mit den Menschen, mit sich selbst und mit Gott.
Musik 

Autorin: Zur Buße gehört untrennbar das Gebet. Und deshalb bitten wir Dich, Gott, für alle, die Dir den Rücken zukehren. Gib ihnen den Willen und den Mut, ihrem Leben eine Wendung zu geben. Nimm die Menschen, die umkehren, liebevoll in Deine Arme und lass sie diesen Entschluss nie bereuen.
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir ver¬geben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern er¬löse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herr¬lichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segenslied: John Rutter, The Lord bless you an keep you The Lord bless you an keep you: the Lord make his face to shine upon you and be gracious unto you: the Lord lift up the light of his countenance upon you and give you peace. Amen
Autorin: D er Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse Sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe Sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

Veröffentlicht mit Genehmigung der Autorin. Danke! 

Jenseits von Eden sind wir verantwortlich für unser Tun!

Mensch, wo bist du?“
Notizen zum Vortrag von Prof.Dr.Kim Strübind zur Losung des 32.Deutschen evangelischen Kirchentages bei einer Veranstaltung der Akademie der Evangelisch Lutherischen Kirche in der Lamberti-Kirche in Oldenburgi.O. am 27.November 2008.


"Jenseits von Eden sind wir verantwortlich für unser Tun!"


Zu lesen ist 1.Mose 3. 
Zur Eigendynamik von Losungen:

Wie alle Losungen, so  haben auch die Losungen der Kirchentage nicht selten eine Eigendynamik, wenn das Zitat aus seinem ursprünglichen Kontext enthoben wird.  Die Frage „Mensch, wo bist du?“ könnte z.B. anregen, über das Menschsein an sich nachzudenken oder Fragen wie „Mensch, was ist aus dir geworden?“ oder „Mensch, wo bist du geblieben?“ zu diskutieren. Die Versuchung – auch bei der Losung des 32.DEK – liegt nahe, über das „Menschsein“ zu plaudern.In der Geschichte in 1.Mose 3,  die fälschlicherweise als die Geschichte vom Sündenfall bezeichnet wird, sucht Gott den Menschen, so wie ein Mensch Dinge sucht. Seine Brille z.B..Gott sucht den Menschen, weil der Mensch Gott aus dem Blick verloren hat.


Wer fragt hier eigentlich?

Der Fragesteller ist ein Prominenter. Gott fragt den, der sich versteckt. Die Frage stellt aber auch gleich eine Rückfrage oder lässt zumindest eine neue Frage aufkommen: Warum weiß Gott denn nicht, wo der Mensch ist? Wenn Gott Gott ist, dann müsste er doch wohl den Menschen im überschaubaren Garten sehen.Gott versteht den Menschen nicht. Im Bild gesprochen: Er kann ihn zunächst nicht finden.Die Frage nach dem Menschsein wurde zur Zeit der Verfassung des Textes im Alten Orient ganz anders gesehen als heutzutage. Überhaupt nicht individualistisch. Überhaupt nicht auf den Menschen an sich begrenzt. Zum Menschsein des Menschen gehörte ganz selbstverständlich das Gottsein Gottes. Gott und Mensch, Mensch und Gott konnten und wurden gar nicht auseinander gedacht.

Text und Umfeld von 1.Mose3

Erst in späterer Zeit wurden die unterschiedlichen Berichte, wie sie heute in den ersten Kapiteln der Bibel vorliegen, zusammen gestellt. 1.Mose 1 und 1.Mose 2 sind grundverschieden. 1.Mose 1 gehört zur Gattung der Kosmogonien (Welterklärungserzählungen). 1.Mose 1 ist in Priesterkreisen entstanden. Von Anfang an ist der Mensch als Doppelwesen (Mann und Frau) geschaffen. In 1.Mose 2 sieht das ganz anders aus: Lebendig, anschaulich, ja handwerklich wird da von der Schöpfung berichtet. Der Hintergrund ist nicht wie in 1.Mose 1 das Wasserchaos, sondern Wüstenlandschaft. Die „handwerkliche“ Seite Gottes wird betont: Er „töpfert“ den Menschen aus dem Wüstenland/ rötlicher Wüstenlehm. Adam kann man auch mit Erdling oder Rötling übersetzen.Anm. zu 1.Mose 2,24: Darum wir ein Mann Vater und Mutter verlassen. Eigentlich war es doch so, dass die Frau die Eltern verließ. War auch so. „verlassen“ kann man auch mit „vernachlässigen“ übertragen. Der Mann  bildet eine neue „Kernfamilie“ und vernachlässigt daher seine Stammfamilie.

Kapitel 3

Vier Akteure sind auf der Bühne. Gott, Adam, Eva und die Schlange. Besser: „Schlangerich“, da im hebräischen Schlange männlich ist. Das Verbot, nicht von der Frucht zu essen macht eigentlich keinen Sinn, wenn man 1.Mose 1 mitgelesen hat, wenn doch der Mensch „Statue“, „Abbild“, „Verwalter“, Gottes Ebenbild ist, der herrschen, bebauen und bewahren soll. Dafür braucht der Mensch doch Erkenntnis von Gut und Böse, Sinn und Verstand.Eva reicht Adam die Frucht. „Das ist bis heute so: Der Mann isst, was ihm vorgesetzt wird.“In der Verhörszene fällt auf, dass „der“ Schlange nicht befragt wird. Adam, Eva und  „der“ Schlange werden aus dem Paradies vertrieben.Die patriarchale  Ordnung gehört nicht zur Schöpfungsordnung. Sie ist Ergebnis der Vertreibung.

Weitere Anmerkungen:

1.Mose 2 und 1.Mose 3 haben einen inneren Zusammenhang und gehören zusammen (nicht so 1.Mose 1). Das Motiv der Bäume macht das u.a. deutlich. Dennoch sind Spannungen zwischen den beiden Kapitel zu entdecken. Irgend etwas stimmt mit der Baumbepflanzung des Gartens nicht. Welche und wie viele Bäume oder welcher Baum ist es nun, der wo steht?Auf die Frage, woher die Schlange kommt gibt es keine Antwort. Und der Text will darauf auch keine Antwort geben. Besser wäre es, wenn man 1.Mose 3 statt mit „Sündenfall“ überschreiben würde mit „Vom Verlust  und Gewinn der Menschenwürde“.
Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen: Gut und Böse markiert das umfassende Wissen (Gegensatzpaar als Ausdruck des Ganzen).  Wenn Wissen zweckdienlich eingesetzt wird und zum Leben hilft, dann nennt man das Weisheit. Die Schlange ist klug (sie sagt im ganzen Kapitel nichts Falsches, die „Wahrheit“, die lügt nicht), aber nicht weise. Die Schlange weiß z.B. dass die Todesdrohung nicht ausgeführt werden wird.Das Problem ist eben der Umgang mit dem Wissen: Menschen können Nobelpreisträger oder Mörder/ Zerstörer sein. Wissen schützt nicht vor falschen Taten. Ist kein Garant für gute Taten.

Wo liegt der Sinn der Erzählung?

1.Mose 3 setzt mit seiner Kritik an 1.Mose 1, zu dem die Gottesebenbildlichkeit gehört, fundamental an. Die Lehre von der Gottesebenbildlichkeit kann nach hinten los gehen, kann gefährlich sein. 1.Mose 3 ist sozusagen ein „Gegenentwurf“.Alle sind in 1.Mose 3 Verlierer: Mensch, Tier und Gott.
Zu 1.Mose 3,5: „Ihr werdet sein wie Gott“ ist zu übertragen mit „Ihr werdet wie Gott um Gutes und Böses wissen“. Folglich will der Mensch Erkenntnis und nicht Göttlichkeit.Gott hilft dem Menschen bei der Bewältigung von Schamgefühlen (macht ihm Fellkleidung), der Mensch wird befähigt, sein Leben jenseits von Eden zu gestalten/ leben.
Nicht Wissen oder Weisheit ist böse oder schädlich. Der Umgang damit macht den Unterschied.1.Mose 4 (Kain und Abel) macht das ja auf tragische Weise deutlich.


„Jeseits von Eden sind wir verantwortlich für unser Tun. Daran wird auch der nächste Kirchentag erinnern.“

Die hier veröffentlichten Notizen geben nicht den ganzen Inhalt des Vortrags wieder, erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind durch die Wahrnehmung des Hörers "gefärbt". Weitere Infos zum Kirchentag unter www.kirchentag.de. Mehr zu K.Strübind unter www.struebind.deMehr zur Kirchentagslosung http://www.kirchentag.de/programm/ueberblick/losung.html

Kirchentag 2009

Im Mai 2009 findet der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag in Bremen statt. Anfang des Monatswurde die Losung desKirchentags bekannt gegeben: „Mensch, wo bist du?“
(1.Mose 3,9)

 

„Mensch, wo bist du?“, das ist eine Frage, die man nicht selten hört, wenn Handytelefonierer miteinander reden.Lange bevor moderne Kommunikationstechnik mobiler Menschen diese Frage alltäglich machte, wurde sie gestellt.Auf den ersten Seiten der Bibel ist diese Frage aus dem Mund Gottes zu hören. Gerichtet ist sie an Adam. Der hatte mobil gemacht gegen Gott. Er hatte die Kommunikation mit Gott beendet. Adam wollte selbstdarüber entscheiden, was gut und was schlecht für ihn ist. Er wollte sich nicht mehr reinreden lassen.Gottzwang dem Adam seine Gegenwart nicht auf. Adam war sich selbst überlassen. Das hatte er selbst so gewollt. Wenigstens die Eva hatte er noch an seiner Seite. Aber so richtig gut ging es dem Paar nicht. Esfiel ihnen wie Schuppen von den Augen (V.7a), dass sie mit allem ihrem Wissen geradezu „nackt“ dastanden (V.7b). Sie hatten eine falsche Entscheidung getroffen. Ob ihnen die Konsequenzen zuvor klar gewesen waren? „Mensch, wo bist du?“, diese Frage hören Adam und Eva am Ende eines ereignisreichen „heißen“ Tages voller eigenverantwortlicher Entscheidungen und deren Konsequenzen, „als der Tag kühl geworden war“(V.8) im „Garten“.

Wie wird diese Frage wohl geklungen haben? Welchen Tonfall hatte die Stimme Gottes bei dieser Frage? Ich stelle mir die Stimme Gottes an dieser - wie an so vielen anderen Stellen auch - liebevoll und seelsorgerlich vor. Ganz ohne Vorwurf. Gott nimmt die Kommunikation mit Adam wieder auf. Er knüpft an. Er will den Kontakt, auch wenn Adam meinte alles selbst besser wissen zu wollen und sein Leben allein in die Hand zu nehmen . Gott knüpft wieder an, will die Gemeinschaft nicht aufkündigen und die Kommunikation mit Adam nicht versiegen lassen. Bibelleser wissen, dass das Verhalten des Adam Gott nicht unberührt gelassen hat. Das eigenwillige Verhalten des Adam hat schwerwiegende Konsequenzen. Den „Garten Eden“ konnte Adam seither nur noch als Zaungast bestaunen.

Das Motto des Kirchentages 2009 stammt aus einer biblischen Geschichte, die grundlegend geworden istfür die jüdische und christliche Theologie. In dieser Geschichte verdichten sich Lebens- und Glaubenserfahrungen.Nicht nur die des Adam.Adam kann man auch übersetzen mit „Mensch“ oder „Menschheit“.

 

„Mensch, wo bist du?“, diese Frage kann man – wenn man denn davon ausgeht, dass Gott ist und dass er ebenso wie damals auch heute noch ein Gott ist, der die liebevolle Kommunikation mit den Menschen will – sich auch heute noch von Gott stellen lassen.

ZumKirchentag 2009 werden bis zu100 000 TeilnehmerInnen und ebenso viele Tagesgäste erwartet. Sie alle können sie Gedanken darüber machen, wo sie (gerade) sind.In ihrem Leben, in ihrem Glauben, in ihren Beziehungen. Und auch in ihrer Beziehung zu Gott. Der Kirchentag kann wertvolle Impulse für das eigene (Glaubens-)Leben geben.

DassGlaube jedochnie (heils-)individualistisch verengt zu verstehen ist, das macht die Doppeldeutigkeit des Wortes „Adam“deutlich.Und so wird sicher auch auf dem kommenden Kirchentagwieder in etlichen Veranstaltungen gefragt werden: „Menschheit, wo bist du?“. Der Kirchentag mit seinemgrundlegenden Anliegen fürFrieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung eröffnetmanchen Christen den Blick über das eigene kleine „Glaubensparadies“ hinaus in die weite geliebte Welt Gottes.

Das „Fest des Glaubens“mit seinen ganz persönlich und auch gesellschaftlich relevanten Themen , wird bis zu 2000 Einzelveranstaltungen bieten. Welche Veranstaltung dem eigenen Leben und Glauben dienen wird und auch welche den geliebten Menschen Gottes in dieser Welt dienen wird,das muss jede und jeder für sich entscheiden.
Bestimmt werden aber zwischen dem 21.-und 24.Mai 2009 Tausende heiß diskutieren, fröhlich miteinander zum Lob Gottes singen und Gottesdienstefeiern. Am Ende jedes Kirchen-Tages, wenn „die Tage kühler werden“, dürfen sich auch die TeilnehmerInnen in Bremen darauf verlassen, dass die Frage Gottes liebevoll und hilfreich gemeint ist: „Mensch, wo bist du?“

 

Wann ist Ewigkite?

Bezüglich des Themas „Ewigkeit“ gibt es ganz unterschiedliche Meinungen. Hier eine Auswahl der beliebtesten Antworten, wenn Leute gefragt werden, ob sie an die Ewigkeit glauben:

1.„Das ist was für religiös überdrehte Leute. Danach kommt nix!“

2.„Leben nach dem Tod? Glaub‘ ich nicht dran!“

3.„Das ist nur was für Christen, die nicht mit dem Diesseits klar kommen. Flucht ins Jenseits!“

4.„Schon Freud hat gesagt, dass Menschen sich eine Verlängerung des Lebens wünschen und daher zu pathologische Vorstellungen bzgl. des Jenseits neigen.“

5.„Jede Religion hat irgendwie was Unendliches zu bieten. Jeder reimt sich da seine Ewigkeit zusammen!“

6.„Ewigkeit? Na klar! Ich glaube auch an die Reinkarnation. Und das geht ewig weiter!“

7.„KeineAhnung, wie das mit der Ewigkeit ist. Wenn sie ist, dann ist sie. Wenn nicht, dann ist es mir auch egal.“

8.„Alles Humbug“

9.„Das ist eine ganz ganz lange Zeit!“

Geschichten und Glaubensaussagen über die Ewigkeit beinhalten meistens die Aussage, dass es sich dabei um einen gaaaaaaaaaaaanz langen Zeitraum handeln würde. Bis zur Ewigkeit kann es ebenso lange dauern, wie die Ewigkeit selbst dauert. Irgendwo am Ende der Zeit würde dann ein Gericht, ein Gott oder irgend etwas Anderes religiös Erlebbares auftauchen.

Im letzten Buch der Bibel,  in dem es um viele Fragen der Ewigkeit geht, formuliert der Schreiber Johannes eine für die Frage nach Ewigkeit überraschende Aussage: "Ich bin der Anfang und das Ende, sagt Gott, der da ist und der da war und der da kommt!"

Gott scheint also nicht irgendwo am Ende der Zeit zu warten. Er umspannt die Zeit. Alle Zeit(en). Auch die Gegenwart.
Schon heute ist Ewigkeit. Und in Zukunft auch.
Tatsächlich: Die Ewigkeit ist ganz schön lang ... .